Tipps zur Entspannung und zum Muskelaufbau - Mausarm, Handynacken, & Co.
Generation "tipp & klick" lässt grüßen: Tablets, Spielkonsolen und Handy – wer ständig auf seinen High Tech-Geräten rumspielt, erhöht das Risiko für gesundheitliche Beschwerden. Abhilfe verschaffen entlastende Bewegungen, ergonomisches Zubehör und starke Muskeln.
"Stereotype Bewegungen durch das dauerhafte oder wiederholte Nutzen von PC, Handy und Tablet führen vermehrt zu Verspannungen", sagt Frank Hardt, Leiter der Physikalischen Therapie und Ergotherapie am Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau. Experten wie er glauben, dass durch die Technik von Apple, Samsung und Sony eine neue Schmerzwelle auf uns zurollt: Anfängliche muskuläre Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich können zu dauerhaften Gesundheitsproblemen wie chronischen Schmerzen, arthrotischen Veränderungen und Sensibilitätsstörungen führen. "Wir kranken am Problem der Nichtbewegung", meint der Berliner Physio- und Manual-Therapeut.
Die Menge macht’s
Ein weiterer Grund für Beschwerden ist die Schiefhaltung des Körpers: "Wir starren ständig auf unser Handy, wischen stundenlang auf dem Tablet rum oder verbringen ganze Nächte vor dem Notebook – und das, indem wir schief auf Sofa, Bett oder Stuhl hängen", meint Hardt. Die ungesunde Körperhaltung und die ewig gleichen Bewegungen potenzieren sich – und führen zu muskulären Verspannungen. Dadurch bildet sich vermehrt Milchsäure im Gewebe, die wiederum zu Verklebungen der Muskulatur führt.
Die Muskulatur verliert ihre normale Dehnbarkeit und verhärtet sich. Die Folgen sind Muskelschmerzen. Je nach Problemzone treten die Schmerzen im Nacken oder der Schulter auf – und können zu weiteren Problemen führen. So kann beispielsweise eine steife Nackenmuskulatur auf die Nerven der Halswirbelsäule drücken und so zu Kribbelerscheinungen im Daumen und in den Fingern führen. "Haben sich die Beschwerden nach zwei Wochen nicht gebessert, sollte man das einen Facharzt abklären lassen", empfiehlt Hardt.
Neue Technik, neue Probleme
Das Ausmaß der gesundheitlichen Veränderungen durch die moderne Technik lässt sich gut am Beispiel von Sekretärinnen erklären: Früher holten sie Akten aus dem Archiv, besorgten Geschenke und Blumen und übermittelten die Botschaften des Chef an seine Angestellten. Dafür pendelten sie zwischen Kaffeeküche, Archiv und Konferenzsaal. Manch eine legte im Verlaufe des Tages mehrere Kilometer zurück.
Heute gibt es Akten nur noch virtuell, Firmengeschenke werden im Internet bestellt und geheime Botschaften werden per E-Mail, WhatsApp oder Snapshot verschickt. Heute sitzt eine Sekretärin vor allem am Rechner. "Nach acht Stunden eintönigem Dienst sind bei den meisten die Schultern erlahmt, die Hand schmerzt und der Nacken ist verspannt", so Hardt. Denn die wenigen Handgriffe, die eine Sekretärin heutzutage noch erledigen muss, reichen nicht, dass sich die Muskulatur wieder entspannt.
So wird’s besser
Diesen Entwicklungen sind wir keineswegs komplett ausgeliefert. Laut Hardt gibt es ein ganz einfaches Rezept: ständig seine Körperhaltung zu ändern. Aufstehen, Bücken, Strecken, Hände Ausschütteln. "Hauptsache, man bewegt sich", so der erfahrene Physiotherapeut. Sobald Beschwerden auftauchen, machen wir das ohnehin intuitiv. Wir strecken uns, gehen ein paar Schritte oder kreisen den Nacken.
Hardt rät außerdem pünktlich zur Urlaubszeit, sich einfach eine Auszeit von der Technik zu nehmen. Statt das Navi zu verwenden, schaut man mal wieder in die Landkarte. Urlaubsschnappschüsse werden mit dem Fotoapparat gemacht, der sich garantiert noch in jedem Haushalt anfindet. Und statt Nachrichten ins Handy zu tippen, schreibt man eine Postkarte aus dem Urlaub. Neben der muskulären Entspannung hat die Technik-Auszeit einen weiteren positiven Nebeneffekt: Auch Druck und Stress – oft ausgelöst durch das ständige Gefühl der Erreichbarkeit und ebenfalls ein häufiger Grund für muskuläre Verspannungen – fallen von einem ab.
Vorbeugen statt Abwarten
Wünschenswert, so Physiotherapeut Hardt, wäre, dass die Beschwerden gar nicht erst auftreten. Da ein technikfreies Leben zumindest im beruflichen Alltag kaum durchsetzbar ist, rät Hardt zu ergonomischen Alltagshilfen: Stehpulte animieren zur Arbeit in der Senkrechten. Spezielle Handauflagen verhindern, dass die Hand beim Klicken ständig abgewinkelt ist. Und Mäuse gibt es in unterschiedlichen Größen und ergonomischen Formungen.
"Wer seine körperlichen Schwachstellen kennt, kann sich in einem Fachgeschäft oder von einem Physiotherapeuten beraten lassen", empfiehlt Hardt. Für eine allgemeine körperliche Entspannung helfe es, den Leib gut durchzubewegen: Joggen oder Walken, Stand up Paddeling oder Schwimmen – Ganzkörperbewegungen verbessern die Durchblutung, Stoffwechselprodukte werden leichter abtransportiert und die Muskulatur lockert sich. Als unterstützende Maßnahmen eignen sich Massagen, Akupunktur oder eine Hot Stone-Behandlung.