Muskuläre Spannungen lösen - Manuelle Therapie bei Rückenschmerzen
Patienten mit Rückenschmerzen suchen oft jahrelang nach Linderung: Wenn Krankengymnastik, Massage oder Schmerzmittel nicht mehr helfen, finden viele Patientinnen und Patienten Hilfe in der Manualtherapie. Wie wirkt die sanfte Mobilisation und Manipulation? Und was sollte man beachten?
Bei der Manuellen Therapie wenden die speziell ausgebildeten Therapeutinnen und Therapeuten bestimmte Handgriffe an, die die Funktion der Muskeln und das gestörte physiologische Gelenkspiel beeinflussen. Durch die Therapie lösen sich zum Beispiel muskuläre Spannungen, die Beweglichkeit von Gelenken verbessert sich.
2020 zeigte eine britische Studie mit den Daten von knapp 10.000 Patienten mit chronischen Rückenleiden: Die Wirkung der Manualtherapie ist vergleichbar gut wie die von Schmerzmitteln. Im Vergleich mit alternativen Methoden wie der Akupunktur schneiden sie sogar besser ab. Manual-Mediziner bevorzugen sanfte Bewegungen in die sogenannte freie Richtung. Gelenke werden also nur in die Richtung bewegt, in der das schmerzfrei möglich ist. Die Manuelle Medizin kann helfen bei akuten schmerzhaften Funktionsstörungen der Gelenke und der Wirbelsäule, wie bei Blockierungen oder Verspannungen.
Sanfte Mobilisation und Manipulation
Dabei gibt es verschiedene Techniken: Mit der Mobilisation und der Manipulation werden die Gelenke schonend auf eine spezielle Art und Weise bewegt. Damit soll die Beweglichkeit verbessert werden und die Gelenke auf Dauer entlastet. Die sogenannten Weichteiltechniken ähneln einer Massage: Durch Druck oder Reibung werden Muskeln und Sehnen bearbeitet. Auch hier erfolgt eine Lockerung und Entlastung der Strukturen. Die speziellen Grifftechniken erfordern viel Erfahrung, um ihr Ziel zu erreichen: neue Beweglichkeit der Gelenke und weniger Schmerzen. Zudem begleitet der Therapeut den Patienten dabei, wieder selbst aktiv zu werden. Denn Studien zeigen deutlich: Eigene Beweglichkeit bei chronischen Rückenleiden wirkt effektiver als Schmerzspritzen, Wärme- oder Kältebehandlungen.
Ernste andere Ursachen vorher ausschließen
Bevor die Manual-Mediziner jedoch zum Beispiel bei akuten Rückenschmerzen behandeln, müssen sie ernste andere Gründe wie zum Beispiel einen Herzinfarkt oder einen akuten Bandscheibenvorfall ausschließen. Patienten, die zum Beispiel nach einer ruckartigen Bewegung einen einschießenden Schmerz verspüren, sollten das zunächst von einem Arzt abklären lassen. Sind ernste Ursachen ausgeschlossen, beginnt die manuelle Therapie. Bei chronischen Rückenschmerzen braucht diese jedoch meist mehr als einen kurzen Handgriff. Denn die Schonhaltung hat Muskeln und Bänder bereits stark verändert. Patienten profitieren von einem Mix aus Kraft- und Koordinationsübungen und einer professionellen Anleitung für das Training zuhause.
Die Kassen übernehmen die Kosten für eine Manuelle Therapie bei bestimmten Diagnosen nach ärztlicher Verordnung. Wer sich einen Therapeuten sucht, sollte auf Mitglieder von Fachgesellschaften, Zertifizierungen und ärztliche Empfehlungen achten. Denn im Internet tummeln sich unzählige Anbieter, die Hilfe gegen Rückenbeschwerden versprechen. Da ist es nicht immer leicht, seriöse Methoden von Scharlatanerie zu unterscheiden.
Infotext: Beate Wagner