Pinke OP-Maske, weiße FFP-Maske und Desinfektionsgel liegen auf rosafarbenem Tisch (Bild: IMAGO/imageBROKER/Oleksandr Latkun)
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Gesundheit | Dossier | Lesedauer etwa 6 Minuten - Corona, Grippe & Co: Ansteckung verhindern, Erkältung vorbeugen

Von Erkältung bis Magen-Darm-Infektion: Ansteckungsgefahr lauert überall - für Atemwegserkrankungen, aber auch bakterielle Infektionen. Diese Tipps helfen.

Es mag es einfach nicht kalt: In dieser Jahreszeit ist unser Immunsystem anfälliger für virale und bakterielle Infektionen. Und von der Atemwegserkrankung über die Grippe bis zur Magen-Darm-Infektion gilt leider: Der Feind lauert fast überall und besonders im öffentlichen Raum.

Infektionskrankheiten auf die Hand

Rund 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten handeln wir uns über die Hände ein, Stichwort: Schmierinfektion. Grippeviren oder Bakterien, die für Erkältungssymptome sorgen, führen wir uns sozusagen selbst zu Munde oder an die Schleimhäute - und stecken uns an.
Mit Keimen, die Erbrechen oder Durchfall auslösen, infiziert man sich darüber hinaus auch über kontaminierte Lebensmittel. Und dann reist ja auf dem Weg der Tröpfcheninfektion auch noch das Coronavirus durch die Luft bis in die Atemwege.
 
Doch wie können wir Bakterien, Viren und Pilzen entkommen? Was senkt die Ansteckungsgefahr und hilft, Grippe und Erkältung zu vermeiden?

Ansteckung per Schmierinfektion vorbeugen

Wer bei einer Infektionskrankheiten aus dem öffentlichen Raum nur an die Toilette denkt, wird jetzt enttäuscht: Viren, Bakterien und Pilze finden sich überall - auch auf Gegenständen. Je nach Oberfläche der Gegenstände, Luftfeuchtigkeit und Temperatur im Raum überleben Erreger darauf Tage oder sogar Wochen. Einige Hefepilze, wie z. B. Candida Auris, halten es sogar rund einen Monat auf Gegenständen aus.

Bakterielle Infektionen aus dem Automaten

Ein SUPER.MARKT-Experiment mit Laboranalyse liefert Beispiele aus dem Alltag: So lauerten im Ausgabefach des Fahrkartenautomaten "Grampositive Kokken". Zu dieser Familie gehören auch die Pneumokokken - die bakterielle Infektion mit ihnen kann beispielsweise eine Lungenentzündung, Herzmuskelentzündung oder Blutvergiftung (Sepsis) auslösen.
 
Auch an der Haltestange in der Berliner U-Bahn und auf dem Tastenfeld des Geldautomaten zeigten unsere Proben Bakterien, die krank machen und zum Beispiel zu Keuchhusten führen können.

Tröpfcheninfektion: Ansteckung über die Luft

Oft heißt es ja, dass Husten oder Schnupfen sich über die Luft verbreiten - tatsächlich verbinden sich Viren oder Bakterien aber mit kleinsten Sekrettröpfchen und reisen auf ihnen durch die Luft (Aerosole) bis zum nächsten Wirt oder der nächsten Wirtin. Im schlechtesten Fall für diese Person atmet sie das Tröpfchen ein und es kommt zum Kontakt des Erregers mit den Schleimhäuten des Menschen. Kann Virus oder Bakterium jetzt noch die Immunabwehr überwinden, kommt es zur Infektion.
 
Ärztinnen und Ärzte nennen diesen Prozess: Tröpfcheninfektion. Und wer infiziert ist, wird nach kurzer Inkubationszeit (je nach Erreger) selbst zur Keimschleuder: Beim Sprechen, Niesen oder Husten schleudert er oder sie die Infektion über die Luft auf einen neuen Wirt.

Warum gerade jetzt? Infektionskrankheiten und der Winter

Übrigens: Dass wir uns Atemwegsinfektionen, Grippe oder Erkältungen vor allem in der kalten und nassen Jahreszeit einfangen, hat vier wichtige Gründe:
 
• Durch die ständigen Temperaturwechsel zwischen drinnen und draußen und beim Frieren werden Kreislauf und Immunsystem stärker gefordert. Das kann uns empfindlicher und anfälliger für Infektionskrankheiten machen.
 
• Weil es anderen zu dieser Zeit auch so geht, begegnen wir öfter "Keimschleudern" mit z. B. Husten oder Schnupfen - die Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt mit Bakterien oder Viren erhöht sich.
 
• Und: "Viren halten sich länger, wenn es nicht so heiß ist", erklärt Dr. Christian Brandt, Leiter der Sektion für Krankenhaus- und Umwelthygiene am Universitätsklinikum Heidelberg.
 
• Außerdem ist kalte Luft eher trockener - in den Räumen trocknen Heizungen die Luft tendenziell aus - und das hat Folgen. Ein indisch-deutsches Forscherteam um Dr. Ajit Ahlawat vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung (TROPOS) fand heraus: Liegt die relative Luftfeuchtigkeit der Luft unter 40 Prozent - ist die Luft also trocken -, erfolgt die Tröpcheninfektion auf "kleineren Tröpfchen" - die reisen weiter und sind beweglicher.
Übrigens: Bei trockener Luft funktionieren und filtern auch die menschlichen Schleimhäute schlechter.

Ansteckung vermeiden: Was schützt vor Schmierinfektion?

Grundsätzlich sollten wir Erregern so wenig Kontaktmöglichkeiten wie möglich geben. Dazu gibt es folgende Tipps:
 
• Wann immer es vermeidbar ist: Viel benutzte Oberflächen im öffentlichen Raum möglichst wenig oder gar nicht berühren. Dazu zählen beispielsweise: Haltestangen, Türklinken oder Tasten an öffentlichen Geräten.
 
• Wenn eine Berührung notwendig ist, dann möglichst einen Teil des Körpers nutzen, mit dem man sich schlecht ins Gesicht fassen oder in Kontakt mit den Schleimhäuten kommen kann - etwa mit dem Fingerknöchel oder dem Ellenbogen den Türöffner drücken.
 
• Bargeldlose Zahlung oder Handschuhe am Pfandautomaten können viel Keimkontakt ersparen.
 
• Unbedingt Hände waschen oder desinfizieren vor dem Essen! Am besten aber schon, wenn man nach Hause kommt - so verteilt man keine Viren, Pilze oder Bakterien aus der Bahn im eigenen Wohnzimmer oder Bad.

Aerosole abwehren: Schutz vor Tröpfcheninfektion

In geschlossenen Innenräumen - gerade wenn viele Menschen mit Symptomen darin sind - ist die Wahrscheinlichkeit höher, Aerosole einzuatmen und sich so via Tröpfcheninfektion mit Viren oder Bakterien zu infizieren. Bewegte Luft und Luftaustausch können diese Wahrscheinlichkeit reduzieren. Heißt: Fenster regelmäßig öffnen hilft.
 
Das Robert Koch-Institut (RKI) weist außerdem darauf hin, dass auch ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz (OP Maske) oder eine FFP-Maske das Infektionsrisiko für sich selbst und/oder andere im Raum senken können, wenn diese richtig und effektiv getragen werden.
 
Medizinische Gesichtsmasken (OP-Masken) dienen vor allem dem Fremdschutz. FFP2- oder FFP3-Masken dagegen dem Fremdschutz und dem Eigenschutz, so auch das BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte). Ihre Filterwirkung kann das Ausatmen bzw. Einatmen von infektiösen Aerosolen verhindern und so auch den einen oder anderen Atemwegsinfekt.
Das RKI weist allerdings darauf hin, dass Studien bisher nicht klar zeigen konnten, wie groß der Schutzeffekt beispielsweise einer FFP2-Maske genau ist, wenn sie ein ungeschulter Laie trägt. Für einen Schutzeffekt müssen Mund und Nase sich unter der Maske befinden und diese muss eng am Gesicht anliegen, damit möglichst nur Luft eingeatmet wird, die durch den Filterstoff gereinigt wurde.

Im Test: Strategien gegen Ansteckung

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Unser Fazit

Es ist quasi unmöglich, Krankheitserregern in der Öffentlichkeit aus dem Weg zu gehen. "Aber Sie können das Risiko reduzieren, indem Sie Abstand halten von Menschen, die husten und schnupfen", sagt Dr. Christian Brandt.
 
Und: Bleiben Sie auf jeden Fall zu Hause, wenn Sie sich krank fühlen. Auch eine telefonische Krankmeldung beim Hausarzt ist möglich, wenn Sie eine Infektion haben. Gerade für Menschen mit viel Kontakt zu anderen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder über 60 Jahre kann eine Grippeschutzimpfung oder die Auffrischung des Corona-Schutzes sinnvoll sein.
 
"Fassen Sie sich in der Öffentlichkeit mit den Händen nicht ins Gesicht, nicht an Auge, Mund und Nase", rät Experte Dr. Brandt. Achten Sie außerdem darauf, die Nies-Etikette zu beachten: Wenn kein Taschentuch zur Hand ist, immer in die Armbeuge und nicht in die Handinnenfläche niesen.

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Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 21.11.2024.
Erstveröffentlichung: 21.01.2024