Ein Smartphone mit Logo der chinesischen Shopping-App Temu auf dem Display (Quelle: IMAGO / SOPA Images)
Bild: IMAGO / SOPA Images

Multimedia | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Temu: Abmahnung von der Verbraucherzentrale

Verbraucherschützer werfen dem chinesischen Online-Händler Temu mehrere Verstöße vor und mahnen ihn ab. Der Verband prüft, noch einen Schritt weiterzugehen.

Die chinesische Shopping-Plattform Temu steht schon länger bei Verbraucherschützern in der Kritik. Nun hat der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) das Unternehmen abgemahnt. "Die Plattform Temu verunsichert und übervorteilt Verbraucherinnen und Verbraucher mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen Bewertungen und manipulativen Designs, das muss aufhören", sagte vzbv-Chefin Ramona Pop laut einer Mitteilung des vzbv vom Dienstag. Temu verstoße gegen EU-Verbraucherschutzgesetze und betreibe noch dazu Greenwashing.

"Dark Patterns" und Greenwashing

Kund:innen der Plattform werden beispielsweise durch sogenannte Dark Patterns unter Druck gesetzt. Durch Sätze wie "Beeile dich! Über 126 Personen haben diesen Artikel in ihrem Warenkorb" sollen sie zum Kauf verleitet werden. Das sei aber seit Februar mit Inkrafttreten des EU-Gesetzes für Digitale Dienste verboten. An die Gesetze in Deutschland und der EU zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher müssten sich alle Unternehmen halten, sagte Pop.
 
Außerdem behaupte Temu, dass eine Lieferung an eine Abholstelle statt nach Hause klimafreundlicher sei. Damit betreibe die Plattform Greenwashing, sie wirbt also mit falschen Klima- oder Umweltschutzversprechen. Da die meisten Produkte ohnehin den weiten Weg aus China kommen, falle der Lieferweg zu einer Abholstelle anstelle nach Hause bei der Klimabilanz kaum ins Gewicht.

Mehr zu Temu

Temu: Unfassbar günstig - aber auch gut?

Shoppen wie ein Millionär - das ist das Werbeversprechen des chinesischen Onlinehändlers Temu. Sind die Produkte ihr Geld wert? Ein Testeinkauf zeigt: eher nicht.

Verbrauchende müssten geschützt werden

Wegen der extrem hohen Rabatte und den Produktbewertungen in Echtzeit, sei das Geschäftsmodell von Temu insgesamt intransparent und für Kund:innen kaum nachvollziehbar. "Verbraucherinnen und Verbraucher müssen vor derartigen Geschäftspraktiken geschützt werden", sagte Pop. Als nächster Schritt käme demnach eine Klage in Frage.
 
Erst Mitte März hatte das hinter Temu stehende Unternehmen Pinduoduo eine nahezu Verdopplung seines Gewinns im vergangenen Jahr gemeldet. Bekannt wurde die App wegen aggressivem Onlinemarketing und extremer Schnäppchen. Von Anfang an stand es aber auch wegen schlechter Qualität, nicht erhaltenen Sendungen sowie der katastrophalen Klima- und Umweltbilanz seiner Produkte in der Kritik. Nicht ohne Folgen: Das französische Parlament verabschiedete zuletzt ein Gesetz zum Verbot der Werbung für Schnäppchenkleidung und eine Umweltabgabe auf Billigartikel.

Ein Beitrag von SUPER.MARKT mit Material von AFP und DPA, 26.03.2024.