Nina Rubin (Meret Becker) im Gespräch (Bild: rbb/Andrea Hansen)
Bild: rbb/Andrea Hansen

Tatort: Amour fou - 3 Fragen an ...

... Meret Becker

Es heißt immer, Berlin sei eine tolerante Stadt. "Amour fou" erzählt etwas anderes. Wie empfinden oder erleben Sie das?

Berlin IST eine sehr tolerante Stadt. Aber das beinhaltet, dass es hier eben auch Menschen gibt, die Angst vor anderen Menschen haben und sie deshalb auf sie losgehen. Und je enger der Raum, desto mehr Konflikte gibt es. Berlin ist eine nahezu 4-Millionen-Stadt und es ist eine Herausforderung, ein friedliches Miteinander zu leben.

Mit der Regisseurin arbeiten Sie bei diesem "Tatort" bereits zum vierten Mal zusammen. Wie ist ihr Verhältnis, was schätzen Sie an Vanessa Jopp?

Vanessa habe ich zum Dreh von "Komm Näher"(2006) kennen gelernt. Das ist von allen Filmen in denen ich mitspielen durfte, mein Lieblingsfilm. Sie hat eigens dafür eine Improvisationstechnik entwickelt, die es SchauspielerInnen erlaubt, sich innerhalb eines Rollengerüsts sicher und frei zu bewegen. Sie hat es damit bis auf die Berlinale und zu mehreren Lola-Nominierungen gebracht. Zwei Mal haben wir bisher mit dieser Technik gearbeitet, und ich hoffe, es folgen noch viele Weitere.

Außerdem habe ich mit Vanessa eine Komödie und jetzt eben unseren Krimi "Amour fou" gedreht, und sie hat ein Gespür und Verständnis für das jeweilige Genre, wie es nur wenige Regisseure haben. Ich vertraue ihr total und halte sie für eine der größten Regisseure des deutschsprachigen Films. Ich bin sehr glücklich, dass die Redaktion sie für unseren "Tatort" gewinnen konnte.

Am Filmanfang wandert Nina Rubin nach einer Partynacht nach Hause und entscheidet wenig später schweren Herzens, diese Alleingänge aufzugeben. Bei Nina und ihrem Mann funktioniert die Idee "Freiheit in der Ehe" nicht. Warum eigentlich, beide sind doch starke Charaktere? Oder liegt es an den Kindern?   

Wenn ich ein Konzept dafür hätte, wie eine Beziehung funktioniert ... oder, ob das eine romantische Idee ist ... Ich weiß es genauso wenig, wie Nina Rubin es weiß. Und finde es viel spannender, die Frage in den Raum zu werfen, als die Antwort darauf zu geben. Aber das Verlangen, immerzu alles in alle Richtungen zu leben, ewig das Gefühl zu haben etwas zu verpassen und niemals anzukommen, ist, glaube ich, sehr unserer Zeit entsprechend. Und in dieser Stadt bestimmt noch mal mehr.

Pressedossier