Sprechblase, Zitate
Bild: rbb

"Alles Isy" - Zitate & Statements

Zitate

"'Alles Isy' ist der Versuch, den Blick wieder auf den Lebensbereich zu lenken, in dem der Großteil sexueller Übergriffe stattfindet: im nächsten Umfeld, unter vertrauten Menschen. Indem wir die Mechanismen des Schweigens, des Vertuschens, der Scham und der Ohnmacht schildern, wollen wir ergründen, wie es dazu kommt, dass über 90 Prozent der sexuellen Übergriffe nicht angezeigt werden.

Ebenso wichtig war es uns, Beratungsangebote für Opfer sexueller Gewalt und die Möglichkeit einer anonymen Spurensicherung in die Filmerzählung einzubauen. Denn es gibt Hilfsangebote für Opfer, aber sie sind noch viel zu wenig bekannt. So weisen wir auf den Berliner Verein LARA und die Gewaltschutzambulanz der Charité hin."

Aus dem gemeinsamen Vorwort

"Wir wollten einen Film über Schuld und Sühne, Gewissen und Verantwortung machen. Einen Film mit starken emotionalen Konflikten und ambivalenten Figuren, zu denen sich die Zuschauer immer wieder neu positionieren müssen. Keine unserer Figuren ist einfach nur gut oder böse – die Entscheidungen, die sie im Laufe der Erzählung treffen, sind es, die offenbaren, welche innere Haltung sie zu der Tat einnehmen. Unser Ziel war es, die Zuschauer aus der sicheren Distanz des Fernsehsessels herauszuholen, sie emotional stark zu involvieren ..."

Mark Monheim & Max Eipp, Drehbuch- & Regie-Duo

"Wir haben viele Dinge offen gelassen und nicht ausbuchstabiert, so dass über den Film diskutiert werden kann: Wer trägt wie viel Schuld? Wie viel ist entschuldbar oder unentschuldbar? Wie kann man in befriedigender Art und Weise mit so einem Fall umgehen? Und das ist die wichtigste Frage: Wie kann man verhindern, dass auch unter Drogen und Alkohol jemand auf die Idee kommt, die Wehrlosigkeit eines Mädchens auszunutzen?" 

Mark Monheim

"Dem Vergewaltigungsopfer wurden erstmal alle Handlungsmöglichkeiten aus der Hand genommen. Es ist in der Situation einfach nicht mehr autonom. Danach muss es vor allem das Gefühl der Selbstbestimmung wiederbekommen. Gerade um diesen Aspekt geht es uns." ...

"Genau deshalb ist die Gewaltschutzambulanz so wichtig, um das Trauma behandeln zu können und den Mädchen Zeit für die Verarbeitung einzuräumen."

Max Eipp & Mark Monheim

"Es brauchte fast ein Jahrzehnt, bis wir mit Cooky Ziesche und Verena Veihl vom rbb zwei Redakteurinnen fanden, die 'Alles Isy' mit uns umsetzen wollten und gleichzeitig eine klare Vision für den Film hatten. Sie unterstützen uns mit großer Leidenschaft und schenkten uns großes Vertrauen."

Produzent Florian Deyle

"Unsere Bilder orientieren sich an den Lebenswelten und Emotionen der Teenager. Die dynamische, bewegte Kamera soll den Zuschauer an das pulsierende Lebensgefühl erinnern, an schnelle Stimmungswechsel und emotionale Achterbahnfahrten."

Kamerafrau Jana Lämmerer

"Ein Minirock ist doch kein Signal: MACH MICH AN. Das ist ein Kleidungsstück!"/ "Ich finde, der Film sollte an allen Schulen laufen."

Aus Kurzinterviews mit den Hauptdarstellern von "Alles Isy"

Was Mädchen und Frauen so anziehen ...  - Haben sie Mitschuld an sexuellen Übergriffen?

Runa Greiner: Ein Mädchen sollte anziehen dürfen, was sie will. Nur weil sie einen Minirock anhat, oder einen Bikini, ist das doch keine Einladung. Das heißt noch lange nicht, dass mich Jungs als Sexobjekt betrachten dürfen. Ein Minirock ist doch kein Signal: MACH MICH AN. Das ist ein Kleidungsstück!

Milena Tscharntke: Es macht einen Unterschied, wie man gekleidet ist. Mit einem kurzen Rock kriegst du in der U-Bahn mehr Blicke ab als mit Jeans und T-Shirt. Trotzdem soll man anziehen, was man will. Es ist nicht die Schuld der Frau, wenn sie belästigt wird. Es ist die Schuld des Täters!

Hans Löw: … Das ist ja der Klassiker: Hätte sie einen längeren Rock angezogen, wäre das nicht passiert. Nee, davon halte ich gar nichts!

Claudia Michelsen: In der Pubertät sollen sich die Mädchen erfinden – sich bewegen, sich anzuziehen, ihren Körper zu mögen, Spaß dabei zu haben. Es ist ein Schritt vom jungen Mädchen zur jungen Frau. Und Jungs müssen akzeptieren, dass sie damit nicht gemeint sind. Aber ich denke, in einem gewissen Alter ist den Mädels nicht bewusst, welche Wirkung ihre Kleidung haben kann. Denn natürlich ist das auch eine Art von Balztanz. Da ist das Maß schwer zu finden. Es wäre gut, hier könnte an den Schulen etwas geleistet werden für die Mädchen: Was heißt Außenwirkung, wie gehst Du mit Deinem Körper um, was möchtest Du preisgeben? … Ich finde, der Film sollte an allen Schulen laufen.

Was begünstigt sexuelle Gewalt?

Tijan Marei: Ganz oft verschiedene Perspektiven dergleichen Situation. Oft fehlt die Sensibilität und die Kommunikation zwischen den Menschen ist blockiert.

Runa Greiner: Wenn Grenzen nicht abgesteckt werden und Jungs nicht früh genug beigebracht wird, wo die Grenzen sind. Dass ein Nein auch wirklich ein Nein ist. Es wird zu viel toleriert und weggeschaut, auch von Außenstehenden. Und auch eine gewisse Respektlosigkeit und Egoismus führen dazu, dass  man die Gefühle anderer Personen nicht respektiert.

Jakob Schmidt: Wenn man feiern geht, Party, Alkohol, Drogen. Aber dann auch die Medien. Was man so für Bilder sieht ... Wenn man das alles zusammentut, kann das ganz schnell passieren.

Claudia Mehnert: Jede Form von Drogenmissbrauch kann das begünstigen - Alkohol, Kokain, jede Droge, die Aggressionen hervorruft oder jemanden komplett ausschaltet.

Claudia Michelsen: Jungs stolpern da rein – die sind oft so Testosteron-gesteuert, die wissen gar nicht wohin mit ihrer Kraft. Jungs, die viel Sport machen, sind da etwas anders drauf. Wie groß bin ich, wie stark, etc. - diesen Findungsprozess können sie da ausleben. Doch bei den anderen schaukelt sich das hoch. Es gibt keinen Raum mehr, sich auszutesten. Stattdessen gehören Alkohol und Drogen scheinbar zum Erwachsenwerden bei allen dazu. Wie viel kannst Du? Ich kann mehr. 

Sollte man eine Vergewaltigung anzeigen?

Runa Greiner: Als Außenstehende ja, als Person, die das schon erlebt hat, nein. Die Möglichkeit, die der Film zeigt, die Beweise aufnehmen und sichern zu lassen und sich dann Zeit zu nehmen und noch mal drüber nachzudenken, finde ich gut.

Milena Tscharntke: Ich würde Betroffenen schon sagen, zeig das an. Vielleicht kannst du damit auch andere Frauen schützen.

Ludwig Simon: Ich würde das in jedem Fall anzeigen.

Michelangelo Fortuzzi: Wenn ich eine Vergewaltigung auf der Straße mitkriege, schon. Wenn es einer Freundin oder einem Freund passiert, hängt es davon ab, was diese Person will, das Opfer.

Jakob Schmidt: Sowas Intimes der Polizei zu erzählen, wobei dann alles wieder hochkommt, ist ein großer Schritt, für den man viel Mut braucht. Trotzdem … Ich finde es wichtig, dass man das meldet.

Hans Löw: In diese Situation bin ich zum Glück noch nicht geraten. Aber eine konkrete Vergewaltigung würde ich anzeigen.

Claudia Michelsen: Per se würde ich sagen: Ja, unbedingt! Und trotzdem muss man die Anzeige und die Entscheidung darüber der Frau überlassen. Ich habe Verständnis dafür, wenn nicht jede Frau die Tat zur Anzeige bringt. Aber wir haben gerade eine Bewusstseinsveränderung, auch durch die MeToo-Debatte. Man kann in Zukunft mit dem Thema hoffentlich freier umgehen und sagen: Es ist mir passiert und ich tue was dagegen. Da sind wir auf einem guten Weg.

 

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