Dokumentarfilm im Ersten -
Film von Peter Scholl
Die Loveparade hat eine ganze Generation geprägt. Die Bilder gingen um die Welt. 1999 tanzten anderthalb Millionen Menschen auf den Straßen von Berlin - es war die größte Party aller Zeiten. Der Film erzählt die Geschichte des Berliner "Techno-Woodstocks". Sex, Drugs & Techno - mit 135 Beats per Minute.
Es fing an als kleiner Straßenumzug im damals noch ummauerten West-Berlin: 75 Menschen auf dem Kurfürstendamm. Eine angemeldete Demonstration - für "Friede, Freude, Eierkuchen". Doch die Demonstranten marschierten nicht, sie tanzten. Der verregnete Samstag im Sommer '89 sollte zur Geburtsstunde einer großen Jugendbewegung werden.
Ein Jahr später hatte sich die Stadt verändert, die Mauer war weg. Das Motto der Loveparade war englisch geworden: "The Future Is Ours" – die Zukunft gehört uns. Viele Kids aus dem Osten waren dabei. "Diese Euphorie, die hat sich irgendwas gesucht. Das Westlichste, das Modernste, das Zukunftsweisendste, das Krasseste. Was war das? Techno. Die Musik der Zukunft. Eine Musik, bei der es nicht darum geht, wo du stehst, Genosse. Sondern ich stehe auf der Tanzfläche und ich drehe durch", sagt DJ Westbam rückblickend. Die Tanzfläche war die Straße. Wolle XDP, DJ aus Ost-Berlin, ist 1990 auf der Loveparade: "Ich hatte dort den Spaß meines Lebens. Es war phänomenal. Überall diese zappelnden Leute und das mitten auf dem Ku'damm. Also es war Wahnsinn." Und Dr. Motte, der Gründer der Loveparade: "Du tanzt so, wie du tanzt. Ich tanze so, wie ich tanze. Es gibt keine Regeln, du bist frei. Ich bin frei. Es war eine Form der Anarchie." Techno-Tanzen als Aufbruch.
Fortan pilgerten Jahr für Jahr mehr Techno-Jünger im Sommer nach Berlin zur Loveparade und Techno wurde zum Sound der Jugend. Die 1990er waren ein aufregendes Jahrzehnt. 1999 tanzten 1,5 Millionen Menschen auf den Straßen der Hauptstadt: die größte Open-Air-Disco der Welt.
Zehn Jahre nach ihrem unglücklichen Ende durch die Katastrophe von Duisburg, als auf der Loveparade 21 Menschen starben, erinnert der Filmemacher Peter Scholl an die glücklichere Geschichte der Loveparade. Es ist das Porträt einer Generation, die ihre Freiheit auf den Straßen, in den Clubs und Kellern einer Hauptstadt im Werden suchte. Die Gründer der Loveparade, Dr. Motte und Danielle de Picciotto, sowie wichtige Wegbegleiter wie DJ Westbam, Wolle XDP, der Fotograf Tilman Brembs, Künstler und Raver kommen zu Wort. Sie berichten vom ekstatischen Rausch der Parade und der politischen Kraft einer Party, aber auch vom Streit um Geld, Lärm und Müll. Was als anarchisch-utopische Idee begonnen hatte, wurde mit Anbruch des neuen Jahrhunderts zunehmend zum Zankapfel. So handelt der Film vom Aufstieg und Niedergang der Loveparade.