April 2020, Ärztin Susanne auf der Coronavirus Station im Ernst Bergmann Klinikum Potsdam, Brandenburg. | rbb/Maurice Weiss/Ostkreuz
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- Schockwellen – Nachrichten aus der Pandemie

Ein Dokumentarfilm von Volker Heise

"Schockwellen – Nachrichten aus der Pandemie" montiert Nachrichten, Reportagen, Talkshows, Live-Schaltungen, Videoblogs. Sie bilden zusammen die Grundlage für einen vielstimmigen Chor, der die Geschichte der Pandemie anstimmt, sie verdichtet und ihr folgt, von Januar 2020 bis heute, mit einem Fokus auf Deutschland.

Eine Chronik der Verheerung ist ebenso zu sehen wie eine Chronik der Zerrissenheit und der Auflehnung: gegen das Virus, gegen das Schicksal, gegen die Wirklichkeit. Zu sehen ist eine Pandemie, die erst nach und nach ihren ganzen Schrecken verbreitet und bis in die letzten Winkel der Gesellschaft vordringt, während die Welt ihr dabei in Echtzeit zuschaut und die Augen auf die Liveticker gerichtet sind, von den ersten Nachrichten aus China bis zu den Scheiterhaufen in Indien.

Alle sind Getriebene, Regierende wie Regierte, Zuschauer wie Protagonisten. Entscheidungen müssen im Augenblick gefasst werden, vor Publikum, ohne Netz und doppeltem Boden. Wellen und Wellenbrecher, Masken und Maskenverweigerer. Neue Begriffe erobern den Alltag, Abstand wird zur Norm, der Alltag bekommt ein neues Gesicht: in der Politik, an den Arbeitsplätzen, in den Schulen und Theatern. Menschen verharren in ihren Wohnungen und verzweifeln. Risse in der Gesellschaft werden sichtbar und zu tiefen Wunden.

Mit der Pandemie breitet sich auch das Wissen über sie aus. Erkenntnisse der Forschung zirkulieren in den Netzen, Wissenschaftler werden zu Politikberatern, Epidemiologen sagen die Kurven der nächsten Welle voraus, Impfstoffe werden in Rekordzeit entwickelt. Mit dem Wissen wächst aber auch der Zweifel an den Virologen und Politikern, und hinter dem Zweifel lauert der Verdacht. Je länger das Ereignis Pandemie anhält, desto mehr wird es zu einem zähen und nicht enden wollenden Zustand. Einem Zustand mit der Kraft, die politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Systeme zu sprengen. Es ist eine Herausforderung, deren geheime Botschaft lautet: Nach der Krise ist vor der Krise.

Bei der Neujahrsansprache am Silvester-Abend 2019 ruft Kanzlerin Angela Merkel ihren Landsleuten zu: "Die 20er Jahre können gute Jahre werden". Am 6. Januar berichten die Nachrichten zum ersten Mal über eine seltsame Lungenkrankheit in China. Wahrscheinlich eine Zoonose, ein Virus, der von einem Tier auf einen Menschen übertragen worden sei. Ab Mitte Januar ändern sich die Nachrichten. Es gibt den ersten Corona-Fall in den USA, die Stadt Wuhan wird zuerst abgeriegelt, dann unter Quarantäne gestellt. Bilder tauchen auf, die an ein Land im Kriegszustand erinnern: Polizisten patrouillieren in menschenleeren Straßen, Bürger werden in Wohnungen eingeschlossen, es herrscht ein Ausgangsverbot in Wuhan und anderen Provinzen Chinas. Undenkbar in Europa, sagen die Experten, und werden bald eines Besseren belehrt.

Im Fernsehen berichtet der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn Ende Januar, man nehme die Sache ernst, behalte aber kühlen Kopf. Außerdem müsse man die Krankheit einordnen, Risiko lauere an jeder Ecke. Der Virologe Drosten ist mittlerweile nachdenklich: Eine Pandemie sei möglich, sagt er in einer Talk-Show, und ein Impfstoff in weiter Ferne. Sieht man die Bilder heute, scheinen sie wie aus einem anderen Zeitalter. Das Rätselraten der Experten, die Zweifel der Politiker, die Unfassbarkeit des Ereignisses. Es scheint zu groß und zu viel infrage zu stellen, zu sehr die Normalität zu bedrohen und das Ende einer Zeit zu markieren. Niemand will wahrhaben, was bald wahr werden wird.

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