Senatsmitarbeiterin Aylin Kaya (Aybi Era, li.) mit Freundin und Revierleiterin Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) sind nicht ganz einer Meinung. (Bild: rbb/Maor Waisburd)
Senatsmitarbeiterin Aylin Kaya (Aybi Era, li.) mit Freundin und Revierleiterin Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) sind nicht ganz einer Meinung. | Bild: rbb/Maor Waisburd

Großstadtförsterin - Fünf Fragen an Stefanie Reinsperger und Aybi Era

Stefanie Reinsperger, Sie spielen Jana Doussière, die neue Großstadtförsterin im Berliner Grunewald. Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Stefanie Reinsperger: Ich habe mich als erstes total gefreut, nochmal mit Sabine Bernardi, der Regisseurin, zu arbeiten. Wir haben schon zusammen den "Tatort: Love is Pain" gemacht und ich vertraue ihr sehr in der Arbeit, ich fand das reizvoll, nochmal in so einem ganz anderen Zusammenhang mit ihr zu drehen.
Und bei Jana hat mich interessiert, dass sie so menschenscheu und fast sozial etwas inkompetent ist. Sie hat so viel Zeit allein verbracht, mit der Natur, mit ihrem Schmerz und Verlust und wird jetzt in diese bunte, laute Welt geworfen, von der sie erstmal ziemlich überfordert ist. Das fand ich spielerisch sehr interessant. Ich mochte die Entwicklung von der rauen, etwas sperrigen Jana, die es gewohnt ist, alleine für sich zu sein und zu arbeiten, hin zur Teamspielerin, die merkt, dass Hilfe annehmen keine Schwäche ist und sie zusammen weniger alleine ist. Ich finde unsere Autorin Beatrice Meier hat so wundervolle eigenbrötlerische Figuren geschrieben, die alle auch Humor und Charme haben.

Senatsmitarbeiterin Aylin Kaya (Aybi Era) ist desillusioniert. (Bild: rbb/Maor Waisburd)
Bild: rbb/Maor Waisburd

Aybi Era, Ihre Rolle Aylin Kaya strebt nach einer höheren Position im Berliner Senat, sie will im Naturschutz etwas bewirken und ist dafür auch bereit, Kompromisse einzugehen. Inwiefern hat es sie herausgefordert, diese Perspektive Ihrer Figur einzunehmen?

Aybi Era: Ich sehe das als eine Natürlichkeit, in jedem von uns Menschen an. Die Opferbereitschaft für ein Ziel, das man hat. Man muss nur akzeptieren lernen, die Konsequenzen anzunehmen, denn die folgen immer, ob positiv oder negativ. In Aylins beruflicher Position ist der Wirkungsbereich nur erheblich größer und formt eine Gesellschaft mit, daher hätte ich selbst anders gehandelt, aber verstehe ihren egoistischen Antrieb darin auch gut. Das Schöne ist, dass ihr das negative Ausmaß von Jana direkt gespiegelt wird und Aylin nochmal die Möglichkeit hat, ihr Handeln zu hinterfragen. Das liebe ich so sehr an wahren Freundschaften. Dass Reibungen entstehen können und genau diese uns als Menschen und in partnerschaftlichen Beziehungen prägen und formen können.

Revierleiterin Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) (Bild: rbb/Maor Waisburd)
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Stadtmensch oder Naturliebhaberin – worin bestand für Sie die Herausforderung, sich die Rolle der Großstadtförsterin zu eigen zu machen?

Stefanie Reinsperger: Ich wusste vor dem Dreh ehrlich gesagt gar nicht, dass es so was wie Großstadtföster:innen gibt. Ich bin davor viel in den Grunewald gefahren und mich fasziniert die Balance zwischen völliger Ruhe und Stellen, die sehr laut und voll sind. Und dass dort die Herausforderung besteht, Natur und Menschen in Einklang zu bringen. Ich fand es spannend, zu lernen, welche Aufgaben die Förster:innen im Grunewald haben, welche Herausforderungen und Probleme es aufgrund des Klimawandels direkt vor unserer Haustür in Berlin gibt und wie viel die Mitarbeiter:innen der Berliner Forsten im Grunewald auch an Arbeit übernehmen, die nicht ihre ist wie Sperrmüllentsorgung, ständiges Müllbeseitigen und gleichzeitig mit Liebe und Hingabe für die Pflanzen, Bäume und Tiere da sind. Der Grunewald ist so ein Privileg in Berlin, wir haben einen Wald, den wir mit der S-Bahn erreichen können, ein kleines Paradies mitten in Berlin. Ich habe diesen Ort vor allem durch den Dreh nochmal ganz anders in mein Herz geschlossen.

Revierleiterin Jana Doussière (Stefanie Reinsperger, li.) beim Feiern mit Senatsmitarbeiterin und Freundin Aylin Kaya (Aybi Era) (Bild: rbb/Maor Waisburd)
Bild: rbb/Maor Waisburd

Aylin ist Janas beste und engste Freundin, der Konflikt zwischen den beiden trotzdem unausweichlich. Was macht die Freundschaft der beiden Frauen für Sie aus?

Aybi Era: Ich bin ein großer Fan von der liebevollen und ruppigen Art zwischen den beiden! Das ist für mich eine echte, wahrhaftige Art, eine Freundschaft zu leben. Das volle Paket sozusagen: liebevoll, humorvoll, kantig und manchmal rau, weil die Verletzungen auch knallhart zwischen den beiden verhandelt werden, weil sie sich trauen. Danach ist so eine Freundschaft auch immer tiefer und gefestigter, wenn man gemeinsam einen Weg findet.

Revierleiterin Jana Doussière (Stefanie Reinsperger) horcht in den Grunewald. (Bild: rbb/Maor Waisburd)
Bild: rbb/Maor Waisburd

Im Film kämpft Jana für jeden Baum und macht sich gemeinsam mit den jungen Aktivist:innen für den Schutz des Waldes stark – ist Ihnen das auch persönlich ein Anliegen?

Stefanie Reinsperger: Auf jeden Fall. Es kann so nicht weitergehen, das ist ein Fakt, den wir nicht mehr wegleugnen können. Ich bin enttäuscht, wenn Menschen beim Wort Klimaschutz schon die Augen rollen. Aber wir merken doch, dass die Wetterextreme beginnen, unser alltägliches Leben zu beeinflussen, und wir müssen anfangen, anders mit unserer Welt umzugehen – auch wenn es für jeden eine Umstellung bedeutet. Ich habe eine tiefe Bewunderung für all jene, die unermüdlich laut werden und auf das Thema hinweisen, sich in Gefahr begeben, um Aufmerksamkeit für das Thema zu schaffen!

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