Tarifstreit im öffentlichen Dienst - Schlichter empfehlen Lohnerhöhung in zwei Stufen

Fr 28.03.25 | 13:43 Uhr
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Symbolbild: Eine Fahne der Gewerkschaft ver.di (Quelle: dpa/Marc John)
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Audio: rbb24 Inforadio | 28.03.2025 | Johannes Frewel | Bild: dpa/Marc John

Mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen warten auf eine Neuregelung ihrer Einkommen und Arbeitszeiten. Jetzt gibt es eine Schlichtungsempfehlung.

Die Schlichter im Tarifstreit des öffentlichen Diensts von Bund und Kommen schlagen eine Erhöhung der Einkommen in zwei Stufen vor: Zum 1. April 2025 soll es ein Plus von drei Prozent geben, mindestens aber 110 Euro mehr im Monat. Zum 1. Mai 2026 soll es dann noch einmal 2,8 Prozent mehr geben.

Dies teilte die Schlichtungskommission unter Vorsitz des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und des früheren Bremer Staatsrats Hans-Henning Lühr (SPD) am Freitagmittag mit.

Neue Tarifvertrag soll 27 Monate laufen

Die Tarifgespräche für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten in wichtigen Jobs von der Kita bis zur Müllabfuhr waren am 17. März nach drei Verhandlungsrunden gescheitert. Deshalb mussten die Schlichter eine Lösung suchen. Darüber soll am 5. April nochmals von den Tarifpartnern verhandelt werden.

Der Vorschlag sieht weitere Einzelheiten vor. Demnach soll der neue Tarifvertrag 27 Monate laufen. Die Jahressonderzahlung für die Beschäftigten soll ab dem Jahr 2026 erhöht werden. Zudem sollen Beschäftigte außerhalb von Kliniken und Pflegeheimen die Möglichkeit bekommen, Teile der Jahressonderzahlung in freie Tage zu tauschen. Ab dem Jahr 2027 sollen sie dem Schlichtervorschlag zufolge einen weiteren Urlaubstag bekommen.

Ab 2026 soll die Möglichkeit geschaffen werden, die wöchentliche Arbeitszeit freiwillig auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen. Darüber hinaus empfehlen die Schlichter, die Regelungen zu Langzeitkonten, zur Gleitzeit und zur Arbeitszeit von Rettungsdiensten zu verbessern.

Während des Tarifstreits hatten die Gewerkschaften Verdi und DBB Beamtenbund immer wieder Warnstreiks organisiert, die Hunderttausende Menschen im Alltag berührten, so etwa in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen oder an Flughäfen.

Schlichtungskommission tagte an unbekanntem Ort

Ursprünglich forderten die Gewerkschaften acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat, sowie unter anderem mindestens drei zusätzliche freie Tage im Jahr. Diese Forderungen bezeichnete die Arbeitgeberseite - die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA und das Bundesinnenministerium - als nicht finanzierbar.

Während der Verhandlungen boten die Arbeitgeber dem Vernehmen nach eine Erhöhung der Entgelte um 5,5 Prozent sowie ein höheres 13. Monatsgehalt und höhere Schichtzulagen. Die Laufzeit blieb offen. Den Gewerkschaften reichte das nicht, sie wollten aber weiter verhandeln.

Letztlich rief die Arbeitgeberseite die Schlichtung an, weil die Gewerkschaften sich zu wenig bewegt hätten. Nach dem letzten Verhandlungsstand erwartete VKA-Präsidentin Karin Welge Kosten von 15 Milliarden Euro verteilt auf zwei Jahre.

Die 26-köpfige Schlichtungskommission unter dem Vorsitz von Koch und Lühr hatte seit Montag an einem unbekannten Ort getagt. Koch kam die Rolle des "stimmberechtigten Schlichters" zu, der im Streitfall den Ausschlag gibt. Auf der Basis ihrer Empfehlung verhandeln nun erneut die Tarifparteien. Voraussichtlich passiert dies am 5. April. Während der Schlichtung gibt es in diesem Tarifkonflikt keine Warnstreiks.

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53 Kommentare

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  1. 53.

    Ich bin geschockt wir sollten alle die Arbeit aufhören 20 Euro weniger wegen Krankenkasse bleiben dann ca 40 Euro plus das ist ne Klatsche

  2. 52.

    Ganz genau so ist es. Ist die 1 Mio. obendrauf ein neuerer Schätzwert? Die letzte Zahl, die ich dazu kenne, sind 500'000 fehlende Stellenbesetzungen für alle (bislang anliegenden) Aufgaben.

    Und, was ich bei einigen Kommentatoren zwischen den Zeilen herauslese, scheint da der Irrtum zu bestehen, dass es nur um die Sachbearbeiter am Schreibtisch geht oder dergleichen. Dass es hier ganz zentral um Berufsgruppen wie Erzieher, Lehrer, Sozialarbeiter, Stadtreinigungsfachkräfte geht, scheint trotz des sich stapelnden Mülls und der Kita-Streiks mancher nicht auf dem Schirm zu haben. Wenn ich nicht irre, zählen auch Richter, Polizisten, Feuerwehrleute, Ordnungsamtsangestellte und Soldaten hier mit rein.

  3. 51.

    Ich konnte mir einen ironischen Kommentar auf dieses Trumpsche Feuerwerk brillanter Erkenntnis auch nicht verkneifen. Aber wir verraten der guten Frau auch nicht, dass in Wirklichkeit gut 5,2 Mio. Menschen im öffentlichen Dienst arbeiten, davon knapp 2 Mio. Beamte. Hier geht es nur um die rund 2,5 Mio. bei Bund und Kommunen. Hinzu kommen 2,6 Mio. bei den Ländern und rund 400'000 im Bereich der Sozialversicherungen.

  4. 50.

    *49.Roland.

    Ich stimme mit Ihnen völlig überein, dass das "System" ÖD dringend verschlangt werden muß. Das ist unstrittig.
    Was mich an dem Satz von @Elke. so stört ist der Satz: "Wir brauchen dringend ein DOGE wie in den USA."
    Und in eben diesem "DOGE" ist formuliert wer faul und 'faul und ineffizent' arbeitet fliegt.
    ICH finde die Angestellten des ÖD nicht faul und ineffizient, sondern total überlastet und ausgebrannt.
    Der ÖD braucht (trotz verbesserten Abläufen) 1 Million mehr Angestellte, um die kommenden Aufgaben zu planen, organisieren und durchzuführen. Und es sind verda..t viele und dicke Bretter, die zu bohren sind. Dazu braucht es gut aufgebildete und bezahlte Mitarbeiter. MfG

  5. 49.

    Die Angestellten sind nicht blöd oder faul. Die Frage ist, ob man das System nicht verschlanken kann. Beispiel: Mein Verein zahlt Sportstättenmiete. Das muss im Amt verbucht und bearbeitet werden. Weil die Vereine aber vom Amt auch unterstützt werden, bekommt mein Verein auf Antrag wiederum eine Unterstützung. Ich als Kassenwart muss den Antrag stellen, der im Amt wieder bearbeitet werden muss. Was soll das? Das kann man kombinieren, vereinfachen etc. eben Bürokratie abbauen. Und das ist ein primitives Beispiel.

  6. 48.

    *38.Elke.
    "2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst, eigentlich ein absoluter Wahnsinn.
    Wir brauchen dringend ein DOGE wie in den USA.
    Wahrscheinlich wäre die Hälfte der Mitarbeiter immer noch zu viel."
    Wow, meinen Sie das ernst?
    Und die Hälfte der Angestellten im ÖD sind "warscheinlich" noch zu viel, weil sie 'faul und ineffoizient' sind? Sie beleidigen 1 1/4 Millionen
    Beschäftigte des ÖD! Fühlen Sie sich jetzt besser? Ihre Denkweise ist für mich nicht nachvollziehbar.

    @10@11@12.
    Sorry, ich meinte natürlich die Schlichtung für den ÖD und nicht für die BVG.

  7. 47.

    Sie haben mich leider nicht verstanden. Wenn Ihr Einkommen mit den steigenden Preisen nicht mehr mithalten kann, so wie im öff. Dienst, werden Sie es verstehen.
    Es geht nicht um Preise. Es geht um Kaufkraft. Der Wert des Geldes ist entscheidend und der sinkt drastisch.

  8. 46.

    Wer genau nachlesen würde würde feststellen, dass der letzte Tarifabschluss in 2023 für den ÖD auch nicht viel besser war. Bei uns hat Verdi sich gefeiert. Also Besser wie nix. Die Menschen bei der Post/DHL haben sicherlich auch nicht gejubelt und den hat Verdi verhandelt.

  9. 45.

    Dieses Angebot ist lächerlich. Ich sag es mal so....Die Wohngeldanträge haben jetzt schon 4 Monate Bearbeitungsdauer. Nicht eine Minute länger werde ich bei diesem "Angebot" arbeiten.

  10. 44.

    Was für eine Witznummer, wozu braucht man solche Schlichter. Wer dieses Angebot annimmt ….dem ist nicht mehr zu helfen.

  11. 43.

    Würde man Ihrer These folgen, müssten die Preise UND die Gehälter das Niveau zu Zeiten der Urgroßeltern erreichen. Das wären dann ein paar Reichspfennig für Brötchen und ein paar Reichsmark für die Wohnung. Diese Analogien stimmen eigentlich nie. Die Gehaltsforderungen werden nicht über Dekaden zementiert, sondern passen sich Jahr für Jahr an. Das bedeutet, das u. U. 3 Prozent einen realen Gehaltsverlust bedeuten kann. Ich habe keine Ahnung wie Sie Geld erhalten, aber offenbar interessiert Sie das nicht.

  12. 42.

    ...na dann besteht die Hoffnung, dass sich die Arbeitnehmervertreter nicht mit der Empfehlung der Schlichter abspeisen lassen...übrigens gut recherchiert Koch's Karriere in der freien Wirtschaft (Merkel hat ihn ja schon vorher politisch kalt gestellt)

  13. 41.

    Da spricht die Ahnungslosigkeit in Person. So denkt nur ein AfD Wähler, nämlich von der Wand bis zur Tapete.

    DOGE und Musk sind das Schlimmste was der USA seit Bestehen passiert ist. Ein durchgeknallter Narziss und ein Möchtegern Diktator versuchen die Demokratie und das Gemeinwesen abzuschaffen.

  14. 40.

    Genau, das läuft da in Disneyland ja auch so richtig super mit dem Pauschalausmisten öffentlicher Stellen. Bombenidee, so richtig mit Sinn und Verstand. Und abgesehen davon, dass aktuell 500'000 öffentliche Stellen fehlen, um die Arbeit zu erledigen, die sich aufgetürmt hat, wartet man doch als Privatperson gern statt der aktuell abstrusen 6 Wochen lieber gleich 6 Monate wie beim Facharzt auf einen Termin beim Bürgeramt oder statt der zuletzt 7 Monate für eine BaföG-Bearbeitung einfach gleich zwei Jahre, dann ist es nicht so stressig.

  15. 39.

    "Wie kann man Roland Koch zum Schlichter bestellen? Er war derjenige, der in Hessen aus der Tarifgemeinschaft ausgestiegen ist, da kann nichts Zufriedenstellendes für die Beschäftigten heraus kommen. Sprich: den Bock zum Gärtner gemacht."

    Der VKA... Und die wissen wohl warum gerade dieser, der auch mal in der Baubranche als Berater tätig war. War das nicht Phillip Holzmann, dann pleite?. Warum aber Verdi gerade einen ehemaligen Bremer Staatsrat reaktiviert, bleibt auch das Geheimnis von Verdi.
    Verdi kann den Schlichtungsversuch schlichtweg nur ablehnen.

  16. 38.

    2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst, eigentlich ein absoluter Wahnsinn.
    Wir brauchen dringend ein DOGE wie in den USA.
    Wahrscheinlich wäre die Hälfte der Mitarbeiter immer noch zu viel.

  17. 37.

    "Sprich: den Bock zum Gärtner gemacht."

    Ich möchte sogar ergänzen, den unfähigen und korrupten Bock zum Gärtner gemacht. Eine massive Spendenaffäre und dann war da noch die Sache mit Bilfinger.

    "Am 29. Oktober 2010 entschied der Aufsichtsrat des Baukonzerns Bilfinger Berger, Roland Koch ab 1. März 2011 als Vorstandsmitglied und zum 1. Juli 2011 als Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens zu berufen. Kritiker wandten ein, es bestehe möglicherweise ein Zusammenhang mit der Auftragsvergabe für den Bau der neuen Landebahn Nordwest und anderer Bauprojekte des Frankfurter Flughafens, dessen Anteilseigner unter anderem das Land Hessen ist. Im Jahr 2012 hat Roland Koch 1,5 Millionen Euro bei Bilfinger verdient."

    Dort war er allerdings dermaßen unfähig, dass man Koch ih kürzester Zeit wieder rausgeworfen hat.

  18. 36.

    Du bist einer, der es nicht verstanden hat und davon gibt es viele, eben zu viele.
    Schulden, Geldmenge, Inflation, Kaufkraft hängen direkt zusammen. Der Lohnausgleich soll den Kaufkraftverlust ausgleichen. Tut er aber nicht. Die Lösung besteht in weniger Schulden und nicht mehr. Dazu müsste der Staat sparen, tut er aber nicht, im Gegenteil.
    Deshalb spitzt sich die Situation zu, bis es nicht mehr geht.

  19. 35.

    Wenn die Gewerkschaft diesen Vorschlag annimmt verstehe ich die Welt nicht mehr.
    So einen miesen Schlichterspruch hat es in Deutschland noch nie gegeben.
    Ein Hohn und ein Arschtritt für jeden Arbeitnehmer. Herr Koch war noch nie für die Arbeitnehmer.

  20. 34.

    Du bist einer der wenigen Sehenden, die das System verstanden haben.
    Die Preise steigen immer höher und schneller als die Löhne.
    Einstein sagte: Wer immer Dasselbe tut und ein anderes Ergebnis erwartet, wäre schizophren, also nicht zurechnungsfähig. Die Arbeitnehmer tun immer dasselbe, mehr aus Verzweiflung, weil sie keinen anderen Hebel sehen.
    Letztlich muss es enden wie in der Vergangenheit. Staatsbankrott oder Hyperinflation, was am Ende dasselbe ist.
    Dann ist alles weg und wir fangen wieder von vorn an, genau wie meine Urgroßeltern.