Bundeswehrübung in Ziesar - Und plötzlich patrouillieren Soldaten im Gewerbegebiet

Fr 19.04.24 | 15:40 Uhr
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Bundeswehr übt für Bündnisfall. (Quelle: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 17.04.2024 | Nachrichten | Bild: rbb

Brandenburger Soldaten beteiligen sich in dieser Woche an einer Bundeswehr-Übung für den sogenannten Nato-Bündnisfall. Dafür sind sie außerhalb von Übungsplätzen direkt in Dörfern, auf Landstraßen und in Gewerbeparks rund um Ziesar präsent.

Im Halbstundentakt setzen sich Militärkonvois von der Hans-Joachim-von-Zieten-Kaserne in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) in Bewegung. Praktisch eine ganze Kaserne ist auf Achse. An der Feldeinsatzübung, wie die Soldaten die Übung nennen, sind um die 650 Soldaten sowie rund 380 Fahrzeuge beteiligt. Über Landstraßen und Autobahnen fahren sie mit gemächlichen 60 Kilometern pro Stunde Richtung Westen. Bei dieser Übung ist die Fahrt nur der Anfang.

Zwei Stunden später kommt der Bundeswehr-Konvoi ans vorläufige Ziel: ein Gewerbegebiet nahe der Stadt Ziesar (Potsdam-Mittelmark). Dort angekommen, muss alles schnell gehen: "Die Fahrzeuge sollen jetzt so schnell wie möglich aus den Sichtachsen entfernt werden, dass wir sie teilgedeckt abstellen können, um nicht aufgeklärt zu werden," weist die Konvoi-Führerin umstehende Soldaten an. Gemeint ist damit das Tarnen ihrer Fahrzeuge mit großen, dunkelgrünen Netzen und damit das Verschleiern der Fahrzeuganzahl vor möglichen Feinden.

Soldaten üben in Potsdam-Mittelmark den möglichen Nato-Bündnisfall

"Im Kriegsfall würden wir das ganz genauso machen. Da würden wir dann noch mehr Equipment mithaben", erklärt Stabskorporal Peter*. Denn was das Beelitzer Logistikbataillon in dieser Woche und noch bis Ende der kommenden Woche rund um Ziesar übt, ist das Eintreffen eines möglichen Bündnisfalls der Nato, wenn also ein Nato-Mitgliedstaat angegriffen werden würde und Deutschland dem angegriffenen Land bei der Verteidigung helfen würde. Die Übung "Mittelmark-Logistik 2024" steht allerdings nicht in Zusammenhang mit anderen militärischen Konvois, die auch gerade durch Brandenburg rollen.

Die Soldatinnen und Soldaten simulieren die Versorgung von kämpfenden Truppen und das Verlegen großer Truppenteile – Kernkompetenzen des Logistikbataillons. "Für jeden Soldaten gibt es nichts Schöneres als zu üben und, noch viel schöner, freilaufend zu üben. Und in Interaktion mit der Bevölkerung zu sein, ist für mich persönlich wichtig, weil wir zeigen, was wir können", sagt Major und Kompanie-Chef Max.

Was sagen die Menschen vor Ort zu patrouillierenden Soldaten

Militär rund um Ziesar kennen die Menschen vom nahegelegenen Truppenübungsplatz Altengrabow. Aber patrouillierende Soldaten mitten im Ort sind eine neue Qualität. Die Reaktionen bei zufällig befragten Menschen vor Ort fallen eher wohlwollend aus. "Das ist ein neues Bild, das ist man nicht so gewohnt. Aber es ist eine aufregende Sache, vor Ort zu sehen, was die so machen", sagt beispielsweise Lara Kaje, Baustoffhändlerin in Ziesar. "Ist jetzt nicht so meins, aber muss ja nun mal stattfinden", sagt Robin Thierfelder.

Eine Agrargenossenschaft im Ort hat Flächen an die Bundeswehr für die Übung vermietet. "Die Mieteinnahme ist marginal. Wir machen das aus gesellschaftspolitischen Gründen. Wir üben hier den Schulterschluss mit unseren Soldaten und freuen uns, dass sie hier sind", sagt Elard von Gottberg, Vorstandsvorsitzender der Fiener Agrargenossenschaft Ziesar.

Bundeswehr übt für Bündnisfall. (Quelle: rbb)Kommandeur Torsten Voigt vom Logistikbataillon Beelitz. | Bild: rbb/Michel Nowak

Die Traktoren seiner Agrargenossenschaft haben ihren Garagenplatz geräumt. Stattdessen hat der Beelitzer Bataillonskommandeur dort seinen Gefechtstand aufgebaut, vergleichbar mit der Leitstelle bei Katastropheneinsätzen. Durchaus wahrnehmbar für die Öffentlichkeit sollen seine Soldaten üben, sagt er.

"Landesverteidigung, Bündnisverteidigung bedeutet, dass wir in die Fläche müssen, dass wir raus müssen aus Kasernen, runter von Übungsplätzen in Räume, wie wir sie möglicherweise bei einer Landesverteidigung nutzen müssen", sagt Torsten Voigt, Kommandeur des Logistikbataillons Beelitz. Mit Blick in Richtung Russland sind sich die Verantwortlichen sicher: An übende Soldaten sowie Militärfahrzeuge in und nahe Ortschaften werden sich die Brandenburger auf absehbare Zeit gewöhnen müssen.

Mit Material von Michel Nowak

* Hinweis der Redaktion: Aus Datenschutzgründen kürzt die Bundeswehr bis zu einem bestimmten Dienstgrad die Namen von Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der Berichterstattung ab.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.04.2024, 19:30 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    War nur so ne Frage. Als Berlinbewohner (bin zwar hier geboren aber als Berliner kann man sich hier kaum noch fühlen) bin ich mir manchmal nicht so sicher, was mit "unsere Jungs" so gemeint sein könnte.
    Alles jut. Bei der Kaffeeversorgung wäre ich dabei.
    Danke den Kameraden und Kameradinnen, die für unser Land und unsere Freiheit bereit sind, in Verteidigung zu gehen.

  2. 1.

    So lange das unsere Soldaten sind, hab ich da kein Problem. Wir könnten auch Kaffee anbieten - mehr TV haben wir im Büro aber nicht.

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