Agrarpolitik in Brandenburg - Ostdeutsche Landwirte fordern Verkauf von bundeseigenen Agrarflächen

Mi 03.04.24 | 10:11 Uhr
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Archivbild: Erntehelferinnen vom Gemüsebaubetrieb Spreewald nehmen hinter einer Maschine auf einem Feld frisch geerntete Wurzeln vom Meerrettich aus der Erde. (Quelle: dpa/Pleul)
Bild: dpa/Pleul

Ostdeutsche Bauernverbände fordern die Bundesregierung auf, den Verkauf von bundeseigenen Agrarflächen wieder zu erlauben. Seit 2022 gilt ein Verkaufsstopp der landwirtschaftlichen Flächen in Besitz des Bundes. Flächen werden stattdessen verpachtet oder dem Naturschutz zur Verfügung gestellt.

Thüringer Bauernverband, Sächsischer Landesbauernverband, Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern, Bauernverband Sachsen-Anhalt und Landesbauernverband Brandenburg fordern jetzt in einer gemeinsamen Erklärung vom Dienstag eine Kehrtwende. So solle die Flächenverwaltung durch den Bund beendet werden und die Privatisierung weitergehen. Auch gegen Nachhaltigkeitskriterien wehren sich die Verbände.

Die vom Bund aufgestellten Kriterien für die Verpachtung der Landesflächen bewerten nach einem Punktesystem unter anderem Vernässungsbereitschaft, Bewirtschaftungsart oder unterschiedliche Zertifizierungen. Eine überproportional große Punktzahl erhalten Existenzgründer. Der bisherige Pächter wird mit Bonuspunkten nur bedacht, wenn er auf weniger als 500 Hektar bewirtschaftet.

Für die ostdeutschen Betriebe, die aus historischen Gründen größere Flächen im Betrieb haben, sei dieser Katalog ein Affront, heißt es in der Erklärung. Es konterkariere Innovation im Betrieb und die Weiterentwicklung der regionalen Landwirtschaft.

Bund verpachtet Flächen stattdessen

Es geht insgesamt um rund 89.000 Hektar im Besitz der bundeseigenen Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft BVVG. Das entspricht in etwa der Fläche von Rügen. Seit der Wiedervereinigung waren die Flächen aus dem früheren DDR-Staatsbesitz nach und nach privatisiert worden. 2022 stoppte die Ampel-Koalition dies aber und vereinbarte, die verbliebenen Flächen fast nur noch zu verpachten und zwar vorrangig an Betriebe, die besonders nachhaltig wirtschaften. Das erklärte Ziel: Regional verankerte landwirtschaftliche Betriebe sollen gestärkt, der Generationswechsel unterstützt und eine ökologische sowie weniger ressourcenintensive, umweltbelastende Erzeugung gefördert werden.

Flächen in Naturschutzgebiete umgewidmet

Darüber hinaus wurde damals entschieden, 17.500 Hektar aus dem Bestand in das "Nationale Naturerbe" zu überführen. Das bedeutet, das sie unentgeltlich an Bundesländer, Naturschutzorganisationen oder Stiftungen als dauerhaftes Naturschutzgebiet übertragen werden. Die Idee des Naturerbes geht bereits auf eine Entscheidung der damaligen Koalition aus CDU/CSU und SPD zurück [bmuv.de].

Auch dagegen protestieren die Bauernverbände nun. Damit würde weitere landwirtschaftliche Nutzfläche aus der Produktion genommen, kritisierten sie. "Als Repräsentanten des landwirtschaftlichen Berufsstandes in den ostdeutschen Bundesländern stellen wir fest, dass Sie mit diesem Verfahren das letzte Vermögen Ostdeutschlands verschleudern", schreiben die Verbände an das Finanz- und das Ernährungsministerium in Berlin.

Sendung: rbb24 Inforadio, 02.04.2024, 19 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Ach wie schön Namensvetter, Zwilling, Schatten oder was auch immer.
    Was soll das?

  2. 30.

    Nur mit dem Unterschied der Bund sind wir alle und der Souverän kann über Wahlen, Bürgerinitiativen, politisches Engagement etc. Einfluss auf die Arbeit des Bundes nehmen.
    Ist das Land ersteinmal privatisiert, liegt die weitere Entwicklung nur noch in „Gottes Hand“.
    Selbst für unsere wunderschönen brandenburgischen jahrhundertealten Eichenalleen scheint „Gott“ wenig Interesse zu zeigen, sodass vielerorts politisch geistlos Gefälltes nicht wiederaufgeforstet werden kann.

  3. 29.

    30 Jahre lang wurden die Flächen privatisiert. Begleitet vom Geschrei der Bauern, die das falsch, zu teuer usw fanden. Jetzt soll nach dem Willen der Koalition nicht mehr verkauft sondern verpachtet werden. Natürlich an Bauern - am besten in der Region ansässig. Nun wird wieder gemeckert. Ich raffs nicht.

  4. 28.

    Ich würde ja auch gern Biobauer sein, aber da kriegst hier massiven Ärger mit den Alten. Davor hab ich ne Heidenangst!

  5. 27.

    Na das halte ich für ein Gerücht, die Bauern würden sinnvoller anbauen als die Politik es aktuell vorschreibt.

  6. 25.

    Nur so ist jederzeit gewährleistet, dass die Flächen vernünftig genutzt werden.
    Ja das hofft man, aber die Leute von der Regierung haben doch in der Hinsicht absolut keinen plan.
    Bestes bsp. sachsen anhalt hat den Fruchtbarsten Boden zum Anbau. Was sagt die Regierung das muß eine wiese bleiben.
    Soviel zu Flächen vernünftig nutzen.
    Ich bin gerne Dafür in einigen Bereichen zu verstaatlichen zb. Krankenhäuser, Öffentliche Nahverkehr usw.
    Aber nicht in der Hinsicht.
    Wenn man den Bauern die alleinige Endscheidung überlässt wo und was sie Pflanzen sollen/dürfen denn könnte auch der Dünger bestand runter gefahren werden.

  7. 24.

    Der Artikel wäre noch besser, wenn eine Analyse des angestrebten Zieles vom Bund wie weit erfolgreich war und ob es Anpassungen erforderlich machen. So jedenfalls ist nichts erreicht.

  8. 23.

    Ich hoffe, der Bund verkauft solche Flächen nicht, denn wer weiß, was diese Bauern dann mit den Flächen vorhaben. Die Bauern, die am lautesten brüllen, wollen auch bestimmt kein Naturschutz bei der Bewirtschaftung, sondern das meiste für sich herausholen.

  9. 22.

    Der Bund sollte im Gegenteil Agrarflächen wieder zurückkaufen. Je mehr umso besser.

  10. 21.

    Fordern, Schreien, Bedrohen und Blockieren - das können sie. Und jetzt auch noch ihre Geldgeilheit offenbaren. Die wollen Profit auf Kosten von Flora und Fauna - widerlich. Denen geht´s nicht um´s Gemeinwohl - denen geht´s nur um den eigenen Geldsäckel.

  11. 20.

    Die Masken fallen. Mit riesengroßer medialer Unterstützung haben diese Verbände auf die Tränendrüsen gedrückt, uns mit ihren Treckern die Luft verpestet und den Verkehr terrorisiert. Özdemir und Lindner sind ihnen aus ihrer jeweiligen ideologischen Ecke beigesprungen. Jetzt wird es offensichtlich: es ging nie um die kleinen Betriebe sondern um die Agrarfabriken. In Brüssel, bei uns, in Polen. Mit starker antidemokratischer Unterwanderung.

  12. 19.

    Wenn man den Forderungen dieser Verbände nachkommen würde, gäbe es nur noch Gewinnmaximierung zu Lasten von Umwelt -, Klima - und Tierschutz.

  13. 18.

    Müssen wir uns jetzt wieder auf Kolonnen marodierender Treckerterroristen in Berlin oder auf den Autobahnen einstellen?

  14. 17.

    Langsam reicht es, alle möglichen ökologischen Maßnahmen werden zurückgenommen wegen der lautesten Bauern. Bloß keine Nachhaltigkeit! Bloß keine Vorgaben! Auch das steht in der Pressemitteilung: „Die BVVG soll […] ab dem 1. April 2024 die Verpachtung der Flächen an „Nachhaltigkeitskriterien“ knüpfen, die einen Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe diskriminieren.“ Warum diskriminieren? Weil sie lieber nicht nachhaltig wirtschaften?

  15. 16.

    Die Verlautbarungen der Bauern sind eher ein Grund, möglichhst mehr Landwirtschaftsfläche in Staatshand zu bringen .

  16. 15.

    Der ewig jammernde, wenig innovative Bauer, der bis zu 40% seiner Einnahmen über Steuersubventionen bezieht.

    ALLES KLAR!

  17. 14.

    Mir ist eine landwirtschaftliche Nutzfläche in Bundeshand zur Verpachtung an nachhaltig wirtschaftliche Regionalbetriebe oder als Naturschutzfläche lieber als sie zu verkaufen und mit Solarmodulen zuzupflastern. Damit ist sie für immer für land(wirt)schaftliche Zwecke verloren.

  18. 13.

    Bloß nicht verscherbeln. Aus Fehlern lernen (90er-Privatisierungen). Zurück zu den Menschen selbst und zur Natur!

    Richtig so: Flächen aus dem früheren DDR-Staatsbesitz nach und nach privatisiert worden -> 2022 stoppte die Ampel-Koalition dies aber und vereinbarte, die verbliebenen Flächen fast nur noch zu verpachten und zwar vorrangig an Betriebe, die besonders nachhaltig wirtschaften. Das erklärte Ziel: Regional verankerte landwirtschaftliche Betriebe sollen gestärkt, der Generationswechsel unterstützt und eine ökologische sowie weniger ressourcenintensive, umweltbelastende Erzeugung gefördert werden.
    Flächen in Naturschutzgebiete umgewidmet

    Darüber hinaus wurde damals entschieden, 17.500 Hektar aus dem Bestand in das "Nationale Naturerbe" zu überführen.

  19. 12.

    Verkauf definitiv NEIN! Denn was macht nen Bauer der aus welchen und Gründen auch immer aufhören muss/will? Genau verkaufen. Ergo, wieder kommen die Konzerne zum Zug. Dann eher ausschließlich günstiger an KLEINbauern verpachten, langfristig. So wird nen Schuh draus. Wer so laut nach Verkauf schreit hat sicher was anderes im Sinn.

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