Berlinale 2024 -
Kevin Spacey, Jeremy Irons und Demi Moore in einem fesselnden Thriller über die Mechanismen der Bankenkrise.
Peter Sullivan ist ein begnadeter Analyst, der 2008 seit kurzem im Risikomanagement einer großen New Yorker Investmentbank arbeitet. Als sein erfahrener Mitarbeiter Eric Dale eines Tages im Zuge einer Entlassungswelle den Job verliert, bekommt Peter von ihm einen USB-Stick zugespielt, auf dem sich brisante Informationen befinden sollen. Dales letzter Rat an seinen jungen Kollegen lautet: „Sei vorsichtig!"
Noch am selben Abend entschließt sich Sullivan, die auf dem Datenträger gespeicherten Berechnungen genauer unter die Lupe zu nehmen, und ist augenblicklich alarmiert: Wie sich herausstellt, hat die Bank massenweise falsch bewertete und damit wertlose Immobilienkredite angehäuft. Würde dieser Zustand durch einen sogenannten Margin Call - einen Aufruf zur Aufstockung der Sicherheitsleistung - aufgedeckt, bedeutete dies das Ende des Unternehmens: Die Firma wäre pleite.
Peter Sullivan reagiert sofort und holt seinen direkten Vorgesetzten, den zynischen Lebemann Will Emerson, aus dessen Feierabend. Auch dieser erkennt den Ernst der Lage. Nach und nach versammelt sich die gesamte Führungsriege in den Chefetagen des geschäftseigenen Wolkenkratzers, um die höchst bedrohliche Situation in Augenschein zu nehmen: Es zeigt sich, dass der altgediente, mittlerweile der Resignation zugeneigte Executive Sam Rogers längst eine derart katastrophale Entwicklung in Betracht gezogen hatte, seine Warnungen jedoch in den Wind geschlagen wurden.
Nun steht das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand, und die verantwortlichen Entscheidungsträger erwarten mit nervöser Spannung das Machtwort ihres obersten Vorgesetzten, des CEO und Firmeneigners John Tuld, der mitten in der Nacht in einem Helikopter eingeflogen wird. Tuld analysiert die heikle Sachlage mit eiskaltem Geschäftssinn und beschließt, die Reißleine zu ziehen: Noch am nächsten Morgen sollen alle faulen Kredite abgestoßen werden, um die eigene Haut zu retten - koste es, was es wolle.
"Der große Crash - Margin Call" ist ein fesselnder Thriller aus dem Eliteapparat des Bankenwesens und liefert ebenso eine entlarvende Studie von Gier- und Machtstrukturen ab. Obwohl man weiß, dass die in dem Film beschriebenen Ereignisse der Auslöser der globalen, bis heute spürbaren Wirtschaftskrise waren, gelingt dem Amerikaner J. C. Chandor ("All is lost", "A Most Violent Year") ein mitreißend spannendes Regiedebut. Chandor, selbst Sohn eines Finanzmanagers, wirft einen klug sezierenden Blick hinter die Hochglanzfassaden des Bankenwesens.
Der 2012 für einen Drehbuch-Oscar nominierte Film, der auch im Wettbewerb der 61. Internationalen Filmfestspiele Berlin zu sehen war, bietet faszinierendes Schauspielerkino, das mit Kevin Spacey („Sieben"), Jeremy Irons („Die Affäre der Sunny von B."), Demi Moore („Ein unmoralisches Angebot") und Stanley Tucci („Terminal") und Zachary Quinto ("Star Trek") eine Top-Besetzung aufweist.
Das rbb Fernsehen sendet „Der große Crash - Margin Call“ von J.C. Chandor und am darauffolgenden Samstag, den 24.02.2024, „Schwarze Milch“ der Regisseurin Uisenma Borchu anlässich der 74. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Beide Spielfilme waren im Festivalprogramm vergangener Berlinalen vertreten. Das Finanzdrama „Der große Crash - Margin Call“ lief 2011 im Wettbewerb und erhielt eine Nominierung für den Goldenen Bären. Borchus semiautobiografischer Film „Schwarze Milch“ feierte 2020 in der Berlinale-Sektion Panorama seine Weltpremiere.
Der große Crash – Margin Call
(MARGIN CALL)
Spielfilm USA 2011
Sam Rogers (Kevin Spacey)
Will Emerson (Paul Bettany)
John Tuld (Jeremy Irons)
Peter Sullivan (Zachary Quinto)
Seth Bregman (Penn Badgley)
Sarah Robertson (Demi Moore)
Eric Dale (Stanley Tucci) u.a.
Musik: Nathan Larson
Kamera: Frank G. DeMarco
Buch und Regie: J. C. Chandor