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Fassaden – ohne jegliches Grün – das typische Berliner Stadtbild. In heißen Sommern glühen die Wände regelrecht. Doch zwischen all dem Beton, Glas und Stahl entstehen immer häufiger vertikale Gärten. Grüne Fassaden werden mehr und mehr zum festen Bestandteil moderner Architektur.
In der Glogauer Straße in Berlin Kreuzberg gibt es beides – das neue Fassadengrün und das Gewachsene. Der Innenhof der Martha-Kirchengemeinde wird dominiert von einem 70 Jahre alten, wilden Weinstock. Er erstreckt sich über mehrere benachbarte Häuser.
Auch die Großstadt insgesamt würde von grüner werdenden Fassaden profitieren. Jeder vertikale Garten sorgt für ein besseres Mikroklima, wie im Gebäudekomplex „dstrct“ an der Storkower Straße. Die 200m²-Wand erzeugt Frischluft, kühlt die Umgebungstemperatur um bis zu zwei Grad und schluckt jede Menge Schall. Aufwändige Be- und Entwässerungstechnik steckt dahinter. Mittlerweile hat sich eine ganze Branche rund um das gärtnerisch anspruchsvolle Fassadengrün gegründet. Firmen weltweit beschäftigen sich bereits mit diesem Thema, denn eine Fassade ist immer ein Extremstandort. Dafür wird ein technisches System benötigt, um die Pflanzen dort versorgen zu können.
Meist stecken die Pflanzen nicht in Erde, sondern in einem mineralischen Substrat. Fleece hält die Pflanze fest verankert in der Vertikalen. Mit diesem System gedeihen die hängenden Gärten eines Hauses in Berlin Kreuzberg bereits seit sechs Jahren. Ein gelungenes Beispiel für einen Fassadengarten, der allerdings auch seinen Preis hat.
Mit zweihunderttausend Euro wird eine solche Wand veranschlagt. Eintausend Euro pro Quadratmeter - ein branchenüblicher Preis. Dafür gibt es neben viel Technik auch eine große Pflanzenauswahl. Stauden & Gräser funktionieren wunderbar.
Die Montage ist das Eine, aber das A und O ist eigentlich, dass solch eine Begrünung über einen langen Zeitraum gut gepflegt und gewartet wird. Das heißt, dass je nach Fassadenaufbau beispielsweise mit Hubsteigern gearbeitet wird. Und dass die Pflanzen im Frühjahr und im Herbst entsprechend zurückgeschnitten werden. Es wird totes Laub herausgenommen und es wird auch mal eine Pflanze ausgetauscht. Das gehört dann zu einer klassischen Pflege dazu.
Nicht überall gelingen die ambitionierten Fassadenbegrünungen. Oft ist es mangelnde Pflege, zu viel oder zu wenig Bewässerung, die das Ergebnis am Ende trüben.
Bisher sind vertikale Gärten in Berlin noch die große Ausnahme. Doch mehr und mehr Bauherren wagen sich an solche Projekte. Für die Stadt der Zukunft könnte es unerlässlich werden, Gebäude dauerhaft zu begrünen. Immerhin steckt in Fassadengärten ein hohes Potential, um das Stadtklima zu verbessern.
Beitrag von Felix Krüger