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In Hohenlychen, 80 Kilometer nördlich von Berlin, stehen Villen und Häuser im Fachwerkstil am Zenssee. Prunkvolle Treppenaufgänge, Hunderte von Zimmern und Sälen. In den 20er und 30er Jahren gehörte Hohenlychen zu den Orten, an denen sich die nationale und internationale Prominenz der Welt traf. Hohenlychen versprach Genesung, Entspannung und erstklassige medizinische Betreuung, ein kleines Davos mitten in der Mark Brandenburg.
In der Zeit des Nationalsozialismus zogen sich Rudolf Hess und Albert Speer ausgelaugt und erschöpft immer wieder nach Hohenlychen zurück. Deutsche Sportler bereiteten sich im Reichssportsanatorium auf die Olympischen Spiele 1936 vor. Auch der Star der Olympischen Spiele, Jesse Owens, kam nach Hohenlychen, um sich am Meniskus operieren zulassen.
Ärzte des Sanatoriums fuhren in die Konzentrationslager Ravensbrück und Neuengamme, um medizinische Versuche an Frauen und Kindern durchzuführen - im Namen des medizinischen Fortschritts. Internationales Aufsehen erregte der Tod der Kinder vom Bullenhuser Damm. An diesem Verbrechen war maßgeblich ein Arzt aus Hohenlychen beteiligt.
Wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs empfing Heinrich Himmler in Hohenlychen den schwedischen Diplomaten Graf Folke Bernadotte, um einen separaten Frieden zu verhandeln. Im Gegenzug kamen Tausende, in Konzentrationslagern inhaftierte Frauen frei.
Begonnen hat die Geschichte von Hohenlychen 1902, als der Berliner Geheimrat und Arzt Gotthold Pannwitz an diesem Ort die ersten Baracken für Tuberkulosekranke aufbauen ließ und aus Hohenlychen ein Mekka für Schwindsüchtige machte. In die Bedeutungslosigkeit fiel das ehemalige Sanatorium nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Für fünf Jahrzehnte blieb Hohenlychen sowjetisches Lazarett; für Deutsche war das Betreten verboten. Zeitzeugen, wie der Sohn von Graf Folke Bernadotte, die Polin Wanda Poltawska und der letzte sowjetische Chef des Lazaretts Hohenlychen kommen zu Wort.
Film von Gabriele Denecke
Erstausstrahlung 2018/rbb