Marode A100-Brücke in Berlin - Ringbahn bleibt vorerst unterbrochen - Entscheidung über Stützen oder Abriss

Fr 28.03.25 | 20:37 Uhr
  62
Sperrung Ringbahnbrücke A100 (Quelle: rbb/Thomas Rostek)
rbb/Thomas Rostek
Video: rbb24 Abendschau | 28.03.2025 | Antje Tiemeyer | Bild: rbb/Thomas Rostek

Bis in die kommende Woche bleibt der S-Bahn-Verkehr unter der schadhaften Ringbahnbrücke in Berlin gesperrt, wie am Freitag bekannt wurde. Zurzeit wird geklärt, ob die Brücke gestützt werden kann - oder direkt abgerissen wird.

Kommende Woche soll es Klarheit darüber geben, wie es mit der maroden Berliner Ringbahnbrücke weitergehen soll. Bis dahin bleibt der S-Bahn-Verkehr zwischen den Bahnhöfen Halensee und Westend gesperrt. Das kündigte Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH, am Freitagnachmittag bei einer Vor-Ort-Pressekonferenz an.

Wie Brandenburger sagte, habe am Donnerstag ein Gutachter mitgeteilt, dass sich der Riss weiter vergrößern könnte. Daraufhin sei der S-Bahn-Verkehr unter der Brücke gesperrt worden.

Marode A100-Brücke: S-Bahn-Ring unterbrochen. (Quelle: rbb)
| Bild: rbb

Stützen oder Abriss?

Ein Lenkungskreis solle nun bis nächste Woche die sicherste und schnellste Lösung ermitteln, wie der Bahnverkehr wieder freigegeben werden könne. Zur Debatte steht nach seinen Angaben, die Brücke zu stützen oder direkt abzureißen.

"Zeit ist für uns der maßgebende Faktor", sagte Brandenburger. Es müsse aber erst geprüft werden, welche Option besser sei. "Spontane Aktionen helfen hier nicht," sagte er und betonte, die schnellste Variante würde gewählt. Ein "belastbarer Zeitstrahl" liegt seinen Angaben zufolge erst nächste Woche vor.

S-Bahn- und Autoverkehr angepasst

Die Ringbahn ist seit dem Donnerstagabend zwischen Halensee und Westend in beide Richtungen unterbrochen. Betroffen sind die S41, S42 sowie die S46. Die Stationen Messe/Nord und Westkreuz werden bis auf Weiteres von diesen Linien nicht angefahren. Von Halensee gibt es einen 20-Minuten-Takt zum S-Bahnhof Charlottenburg und damit einen Anschluss an die Stadtbahn. Die fährt auch das Westkreuz an, also die Linien S3, S5, S7 oder S9. Die S46 fährt nur zwischen Königs Wusterhausen und Bundesplatz. Die Haltestelle Westkreuz werde von den Ringbahnen nicht angefahren, da dort Wendemöglichkeiten fehlen, so der Berliner S-Bahn-Geschäftsführer Peter Buchner.

Auf der Stadtautobahn am Dreieck Funkturm gibt es in die nördliche Richtung aktuell nur eine Notspur auf der Gegenfahrbahn. Die ist allerdings für schwere Lkw gesperrt, die Fahrzeuge müssen durch die Straßen in Charlottenburg-Wilmersdorf fahren oder sollen die A100 über den Berliner Ring weiträumig umfahren.

An der Kreuzung Spandauer Damm Ecke Königin-Elisabeth-Straße wurden am Freitag die Ampelschaltungen und Fahrbahnmarkierungen angepasst. So soll der Autoverkehr nach Norden besser zurück auf die A100 geführt werden.

Verkehrsbeeinträchtigungen durch marode Ringbahnbrücke im März 2025. (Quelle: rbb)

Vorbereitungen beginnen, Lenkungskreis wird gebildet

Erste Vorbereitungsarbeiten für Abriss und Stützung haben laut der Autobahn GmbH bereits begonnen. Auch der Abriss und Neubau der Westend-Brücke würden in dem Zuge mitgedacht. Im Laufe des Freitags gab es zudem ein behördliches Hin und Her, ob die Kleingartenparzellen an der Ringbahnbrücke polizeilich geräumt werden sollen. Der Einsatz wurde zunächst abgebrochen.

Zudem sagte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) am Freitag, sie sei mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) im Gespräch, wie der öffentliche Personennahverkehr in der betroffenen Gegend verstärkt werden könne.

Die Autobahn GmbH habe ihr zudem zugesichert, dass bei den Brückenbauarbeiten baubeschleunigende Maßnahmen wie ein 24/7-Betrieb, modulares Bauen sowie eine Bonus-Malus-Regelung für Fristen angewandt würden. Das heißt, es gibt Bonuszahlungen, wenn die Arbeiten besonders schnell erledigt werden und Abzüge, wenn sie länger dauern.

Noch am Freitag soll den Angaben zufolge damit begonnen werden, den Lenkungskreis zu bilden, kündigte Bonde an. Teilnehmen sollen Bonde zufolge neben ihr selbst auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (parteilos), das Fernstraßenbundesamt, die Berliner Feuerwehr und Polizei, die BVG und Berliner S-Bahn, die Autobahn GmbH und die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.03.2025, 15.20 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 28.03.2025 um 22:04 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

Nächster Artikel

62 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 62.

    Unfassbares Chaos!
    Erzschlamperei der Autobahn AG!

  2. 61.

    Beginn des Automobilen Kollaps?
    Ich hoffe, ja!

  3. 60.

    Was ich alles nicht bestreite. Aber es fehlt leider an Alternativen und die werden Sie bei bestem Willen auch nicht bis nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr schaffen.

  4. 59.

    Es zeigt sich immer wieder, dass die Idee, eine Autobahn in die Großstadt zu bauen, nicht sonderlich schlau war. Lernt die CDU dazu?

  5. 58.
    Antwort auf [Birgit] vom 28.03.2025 um 21:05

    Um das mal klar zu stellen: Ich selbst habe weder Auto noch Führerschein. Aber ich wohne neben der Stadtautobahn und bin von Lärm und Staub betroffen. Dennoch sollte man realistisch bleiben. Ohne Alternativen geht es nicht. Und vielleicht mal zum Vergleich, da Sie Paris anführten: Paris hat ein überschaubares Zentrum und nicht wie Berlin mehrere Zentren. Paris hat ein weitläufiges U-Bahnnetz mit etlichen unterirdischen Verbindungen. Zudem ist Paris ein zentraler Ausgangspunkt für etliche Regionalzüge in die banlieus. Und wer die Champs d‘Elisee hat, der braucht keine Stadtautobahn.

  6. 57.
    Antwort auf [Birgit] vom 28.03.2025 um 21:05

    Bla Bla Bla von Leuten die nicht arbeiten müssen oder wenn nur 200 m Arbeitsweg. Früher brauchte man auch kein Internet, elektronisch Licht aber auch keine WC in der Wohnung.

  7. 56.

    Wie wollen Sie das Umland und Menschen außerhalb des Rings einbinden, solange der ÖPNV desaströs ist? Und Zulieferer sollen künftig ausschließlich durch Wohngebiete fahren? Solange der ÖPNV nicht funktioniert und es keine vernünftigen Verkehrskonzepte gibt, wird sich das Chaos nur vergrößern, wenn die Stadtautobahn verschwinden würde.

  8. 55.

    Antares und Nemesis, DANKE für eure Beiträge, genau so ist es. Kein Mensch braucht diese Betonhölle mitten in der Stadt. Es gibt den Außenring A10, der reicht völlig aus. Die AVUS und den Rest der A100, A111, A113: eine Seite als Zweirichtungs-Land-/Stadtstraße für Autos machen, die andere Hälfte für Radfahrer, Skater und Spielstraße. Die Stadt atmet auf.
    Und wir Rikschafahrer bringen die, die nicht selbst in die Pedale treten wollen, auch gerne überall hin. Liebe Autofahrer, probierts einfach mal aus, es fahren viele von uns in Berlin rum.

  9. 54.

    Anderen Unfähigkeit vorwerfen aber dann die eigene Unfähigkeit demonstrieren, das hat schon was.

    Kennen sie die Unterfahrung überhaupt? Eher nicht.

  10. 53.

    Sie haben aber schon gesehen von welchen Zeiträumen ich sprach? Einige Dinge kann man aber sofort umsetzen.

    Sperrung der Stadt für den (LKW) Transitverkehr und eine Citymaut für den MIV.

  11. 52.

    Meinen Dank an Sie, für die sehr gute Darstellung des Deutschen Bürokratie- und Verwaltungsmonsters. Sie haben es zu 99,99% auf den Punkt gebracht!

    Etwas kann ich Ihre Ausführungen noch ergänzen, die bei Neubauten auch noch viel Zeit und noch mehr Zeit kosten:

    Zum Einen die Stellungnahme der Berliner Wasserbetriebe, wegen Grundwasserlage, - -belastung und Abführung von Niederschlägen bzw. Versickerung und Entwässerung rund um die und/oder auf der Brücke.

    Zum anderen, Berlin war vor 80 Jahren Kampfgebiet. So kommt das komplette Absuchen des Grundstücks auf Fundmunition und Blindgänger vom Kampfmittelräumdienst und die nachfolgende Freigabe des Grundstücks.

    Aber einen Schuss Ironie habe ich auch noch übrig.

    Man stelle sich vor, jemand dreht zu diesem Thema mit entsprechenden Darstellern eine fiktive Komödie. Persönlich meine ich, der Film würde an den Kinokassen viel Geld einspielen. Dagegen im Internet geht er vermutlich viral durch die Decke, mit Millionen von Klicks...

  12. 51.

    Ich bin auch Berliner und wir brauchen die Autobahn.
    Ich will nicht durch Wohngebiete fahren und nicht die Anwohner stören!!

  13. 50.

    "Jede Stadt ist ein über Jahrhunderte gewachsenes Gebilde, und zwar inklusive seiner Verkehrswege."

    Man hat die Autobahnen als Schneisen in das "über Jahrhunderte gewachsenes Gebilde" geschlagen. Man hat mit überdimensionierten Straßen Schneisen der Verwüstung gezogen und die Stadt bis zur Unkenntlichkeit zerstört.

    Der Wahnsinn begann mit den größenwahnsinnigen Plänen der Nazis und wurden in den 1950 und 60er Jahren weiter umgesetzt, man wollte unbedingt die autogerechte Stadt, nach dem Krieg nach dem Vorbild des großen Bruders USA.

    Im Ostteil der Stadt war man auch nicht viel schlauer. Diese Schneisen sind in Beton gegossene Denkmäler des Größenwahnsinns und der Dummheit.

  14. 49.

    >"Da gibt es eine ganz einfache Lösung! Stadtautobahn komplett sperren, abreissen und eine Citymaut für den MIV. "
    So einfach ist die Lösung nicht. Berlin liegt mitten drin und ist auch Transitstrecke für den Lastverkehr. Wenn es Ihnen schon aufgefallen sein sollte: Es gibt noch eine Welt um Berlin drumherum: Brandenburg, Deutschland, europäische Nachbarstaaten. Eine so große Metropole wie Berlin muss auch für den nicht vermeidbaren LKW Verkehr Infrastuktur bieten, solchen Verkehr ohne über Anwohnerstraßen bzw. stadteigene Straße durchzuleiten. Denn alles, was ein A vor der Straßennummer hat, ist eine Bundesautobahn und der Bund zuständig. Der organisiert auch den Straßenverkehr von Nord nach Süd und von Ost nach West durch Deutschland. Eine Citymaut kann nur außerhalb dieser Bundesautobahnen gemacht werden. Freigestellt der gesetzlichen Frage, ob dies in Deutschland nach unserem Straßen-Steuerfinanzierungssystem überhaupt geht.

  15. 48.

    Warum wird die Unterfahrung des ICC NICHT benutzt?wieder einmal eine Unfähigkeit des Senats.Angeblich wegen der Statik,wieder mal eine Unfähigkeit unseres Senats, bloß keine Lösung für das Problem

  16. 46.

    Da gibt es eine ganz einfache Lösung! Stadtautobahn komplett sperren, abreissen und eine Citymaut für den MIV.

    Es werden Wohnungen gebraucht und nicht noch zusätzlicher Autoverkehr, das wird in 40 Jahren sowieso so kommen.

    Aber jeder Politiker der das heute vorschlägt kann seine Karriere beenden. Schließlich wird hier alles für das Goldene Kalb Auto getan, da stören Menschen und Verstand nur.

    Ein niederländischer Verkehrsforscher hatte mal sinngemäß gesagt, dass wir Deutschen die einzigen auf der Welt wären die so dermaßen autozentriert sind und so die Zukunft verbauen.

    Mit der TVO und dem A100 Ausbau kann man das sogar wörtlich nehmen.

  17. 45.

    >"Die beste Situation um ein Rikscha-Gewerbe anzumelden. "
    Wäre auch ne Variante. Aber: Sie geraten dann auch schnell in Konflikt mit den Lastenrädern und den Fahrradfahrern auf den eh schon schmalen Radstreifen bzw. Fahrradwegen. Die auch nutzbaren Busspuren oder neu Fahrradspuren haben ja noch Platz für solche Tretmobile auch mit E-Unterstützung. Auf dem Fußweg haben Sie eh nix zu suchen, auch wenn es Lastenrädern und Radfahrern heute als nutzbarer Fahrradweg erscheint.

  18. 43.

    Jede Stadt ist ein über Jahrhunderte gewachsenes Gebilde, und zwar inklusive seiner Verkehrswege. Deshalb bringt es nicht viel, Berlin mit anderen Städten vergleichen zu wollen. Wenn Sie die Brücke jetzt ersatzlos abreißen, wohin dann mit dem Autobahnverkehr, der bis dato über diese Brücke floss? Die Straßen, die jetzt verstopft sind, liegen in Wohngebieten, und dort fahren nicht nur Leute, die zu bequem sind, den ÖPNV zu benutzen. Bis Sie den ÖPNV so ausgebaut haben, dass er überhaupt für alle sinnvoll nutzbar ist, werden Jahrzehnte vergehen. Bis Sie alle Straßen so saniert, ausgebaut und neu gebaut haben, dass der Verkehr nicht mehr durch die Wohngebiete geht, ebenfalls.
    Ich bin realistisch genug um zu wissen, dass es keine schnelle Lösung gibt. Solange ÖPNV und Fernverkehr weder Pünktlichkeit noch Komfort oder Service bieten, werden die Leute in ihren Privatautos fahren.