Stadt baut 360 Kita-Plätze ab - Brandenburg an der Havel schließt drei seiner Kitas
Weil weniger Kinder geboren werden, bleiben Plätze in Kindertagesstätten in Brandenburg an der Havel frei und ungenutzt. Die Stadt löst das nun drastisch.
Die Stadtverordneten von Brandenburg an der Havel haben am Mittwochabend beschlossen, 360 Kita-Plätze abzubauen. Grund ist, dass die Geburtenzahlen gesunken sind. Drei Kitas werden demnach komplett geschlossen. An weiteren Einrichtungen werden Plätze reduziert.
Die 360 Plätze für Kinder entsprechen 530.000 Euro im Haushalt
Insgesamt 3.800 Kita-Plätze gibt es in Brandenburg an der Havel. Dass nun 360 von der Stadt finanzierte Plätze gestrichen werden, lag am Ende am Geld. "Weil wir es uns nicht leisten können, als Kommune den Leerstand zu fianzieren", sagte Alexandra Adel (Freie Wähler), Beigeordnete für Jugend und Soziales, dem rbb. "Wir reduzieren jetzt um 530.000 Euro mittelfristig durch die 360 Plätze", sagte sie. Dieses Geld solle in die Qualität der Betreuung der Kinder fließen.
Die Vorsitzende der CDU-Fraktion in der SVV, Dietlind Tiemann, verteidigte die Schließungen. Man wolle nicht für Leerstand bezahlen, sondern das Geld für eine gute Betreuung nutzen, sagte sie in der Sitzung der Stadtverordneten. Für die Zukunft müsse man sich darauf einstellen, dass auch die Schülerzahlen sinken.
Die SPD-Fraktion hat gegen den Abbau der Kita-Plätze gestimmt. Das sei der falsche Weg für eine wachsende Stadt, sagte der SPD-Stadtverordnete Daniel Keip. Es könne dazu führen, dass Stadtteile abgehängt werden.
Kitas "Kleine Fische", "Leben" und "Spatzenhaus" müssen schließen
Zu den drei Kitas, die komplett dem Rotstift zum Opfer fallen, gehören die "Kleinen Fische". Die Kita gibt es seit 130 Jahren. Sie wird von einem evangelischen Verein betrieben. Von den 28 Plätzen sind derzeit 24 belegt. Doch nach dem Sommer wird sie geschlossen. Die Nerven der Betroffenen liegen blank.
"Wir haben noch versucht zu insistieren und zu sagen, wir wollen eigentlich weiter machen", sagt Wolfgang Biedermann, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Brandenburg an der Havel. Die Kita liege im Kiez und sei nachgefragt. "Vielleicht nicht bis zum letzten Platz, wie die anderen Kitats auch. Aber die Eltern waren sehr zufrieden", sagt Biedermann.
Die Kita außerhalb des Kita-Bedarfsplans in Eigenregie weiter zu führen, sei dem Diakonischen Werk nicht möglich. "Das sind 100.000 Euro in einem Jahr, die wir als relativ kleiner Verein niemals aufbringen können", sagt Wolfgang Biedermann.
Auch die Kita "Leben" muss schließen. Sie hat 154 Plätze. Nur 50 davon sind derzeit belegt. Ähnlich sieht es in der Kita "Spatzenhaus" aus. In weiteren Einrichtungen werden Plätze reduziert.
Verteilung von Kindern und Betreuern auf umliegende Kitas geplant
Früher haben die Kita-Plätze in Brandenburg gerade so ausgereicht. Den Geburtenknick hat man da nicht vorhergesehen. "Es hat keiner falsch geplant", sagt die Beigeordnete für Jugend und Soziales Alexandra Adel. Auf den Geburtenrückgang von 150 Kindern pro Jahr müsse die Stadt reagieren. Um die schwere Entscheidung zur Schließung von Einrichtungen sei monatelang gerungen worden.
Die betroffenen Betreuer sollen nach Plänen der Stadt umgesetzt werden. Die Kinder müssen in benachbarten Kitas untergebracht werden. Die Gruppen sollen aber nicht größer werden, versichert die Stadt gegenüber dem rbb.
Auch Potsdam und Berlin betroffen
Auch andere Städte in Brandenburg sind betroffen. In Potsdam zum Beispiel ist ein Viertel der Kita-Plätze ist frei, nämlich 3.011 Kita-Plätze, darunter 1.297 in den Krippen. Ein Jahr zuvor waren 2.296 Plätze in den Einrichtungen unbelegt. Insgesamt können in der brandenburgischen Landeshauptstadt 11.755 Kinder betreut werden. Die sinkende Nachfrage soll dort jedoch im Gegensatz zu Brandenburg an der Havel zunächst in eine neue Kitabedarfs- und Schulentwicklungsplanung einfließen, hieß es dazu im vergangenen Jahr aus dem Rathaus.
Auch in einigen Teilen Berlins suchen Kitas inzwischen nach Kindern und inserieren freie Plätze. Jahrelang war das andersherum.
Mit Material von Claudia Baradoy
Sendung: Brandenburg aktuell, 27.03.2025, 19:30 Uhr