Stadt baut 360 Kita-Plätze ab - Brandenburg an der Havel schließt drei seiner Kitas

Do 27.03.25 | 17:37 Uhr
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Symbolbild: Blick auf einen verwaisten Spielplatz einer Kita. (Quelle: dpa/Christian Charisius)
dpa/Christian Charisius
Audio: Antenne Brandenburg | 27.03.2025 | Claudia Stern | Bild: dpa/Christian Charisius

Weil weniger Kinder geboren werden, bleiben Plätze in Kindertagesstätten in Brandenburg an der Havel frei und ungenutzt. Die Stadt löst das nun drastisch.

Die Stadtverordneten von Brandenburg an der Havel haben am Mittwochabend beschlossen, 360 Kita-Plätze abzubauen. Grund ist, dass die Geburtenzahlen gesunken sind. Drei Kitas werden demnach komplett geschlossen. An weiteren Einrichtungen werden Plätze reduziert.

Die 360 Plätze für Kinder entsprechen 530.000 Euro im Haushalt

Insgesamt 3.800 Kita-Plätze gibt es in Brandenburg an der Havel. Dass nun 360 von der Stadt finanzierte Plätze gestrichen werden, lag am Ende am Geld. "Weil wir es uns nicht leisten können, als Kommune den Leerstand zu fianzieren", sagte Alexandra Adel (Freie Wähler), Beigeordnete für Jugend und Soziales, dem rbb. "Wir reduzieren jetzt um 530.000 Euro mittelfristig durch die 360 Plätze", sagte sie. Dieses Geld solle in die Qualität der Betreuung der Kinder fließen.

Die Vorsitzende der CDU-Fraktion in der SVV, Dietlind Tiemann, verteidigte die Schließungen. Man wolle nicht für Leerstand bezahlen, sondern das Geld für eine gute Betreuung nutzen, sagte sie in der Sitzung der Stadtverordneten. Für die Zukunft müsse man sich darauf einstellen, dass auch die Schülerzahlen sinken.

Die SPD-Fraktion hat gegen den Abbau der Kita-Plätze gestimmt. Das sei der falsche Weg für eine wachsende Stadt, sagte der SPD-Stadtverordnete Daniel Keip. Es könne dazu führen, dass Stadtteile abgehängt werden.

Kitas "Kleine Fische", "Leben" und "Spatzenhaus" müssen schließen

Zu den drei Kitas, die komplett dem Rotstift zum Opfer fallen, gehören die "Kleinen Fische". Die Kita gibt es seit 130 Jahren. Sie wird von einem evangelischen Verein betrieben. Von den 28 Plätzen sind derzeit 24 belegt. Doch nach dem Sommer wird sie geschlossen. Die Nerven der Betroffenen liegen blank.

"Wir haben noch versucht zu insistieren und zu sagen, wir wollen eigentlich weiter machen", sagt Wolfgang Biedermann, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Brandenburg an der Havel. Die Kita liege im Kiez und sei nachgefragt. "Vielleicht nicht bis zum letzten Platz, wie die anderen Kitats auch. Aber die Eltern waren sehr zufrieden", sagt Biedermann.

Die Kita außerhalb des Kita-Bedarfsplans in Eigenregie weiter zu führen, sei dem Diakonischen Werk nicht möglich. "Das sind 100.000 Euro in einem Jahr, die wir als relativ kleiner Verein niemals aufbringen können", sagt Wolfgang Biedermann.

Auch die Kita "Leben" muss schließen. Sie hat 154 Plätze. Nur 50 davon sind derzeit belegt. Ähnlich sieht es in der Kita "Spatzenhaus" aus. In weiteren Einrichtungen werden Plätze reduziert.

Verteilung von Kindern und Betreuern auf umliegende Kitas geplant

Früher haben die Kita-Plätze in Brandenburg gerade so ausgereicht. Den Geburtenknick hat man da nicht vorhergesehen. "Es hat keiner falsch geplant", sagt die Beigeordnete für Jugend und Soziales Alexandra Adel. Auf den Geburtenrückgang von 150 Kindern pro Jahr müsse die Stadt reagieren. Um die schwere Entscheidung zur Schließung von Einrichtungen sei monatelang gerungen worden.

Die betroffenen Betreuer sollen nach Plänen der Stadt umgesetzt werden. Die Kinder müssen in benachbarten Kitas untergebracht werden. Die Gruppen sollen aber nicht größer werden, versichert die Stadt gegenüber dem rbb.

Auch Potsdam und Berlin betroffen

Auch andere Städte in Brandenburg sind betroffen. In Potsdam zum Beispiel ist ein Viertel der Kita-Plätze ist frei, nämlich 3.011 Kita-Plätze, darunter 1.297 in den Krippen. Ein Jahr zuvor waren 2.296 Plätze in den Einrichtungen unbelegt. Insgesamt können in der brandenburgischen Landeshauptstadt 11.755 Kinder betreut werden. Die sinkende Nachfrage soll dort jedoch im Gegensatz zu Brandenburg an der Havel zunächst in eine neue Kitabedarfs- und Schulentwicklungsplanung einfließen, hieß es dazu im vergangenen Jahr aus dem Rathaus.

Auch in einigen Teilen Berlins suchen Kitas inzwischen nach Kindern und inserieren freie Plätze. Jahrelang war das andersherum.

Mit Material von Claudia Baradoy

Sendung: Brandenburg aktuell, 27.03.2025, 19:30 Uhr

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13 Kommentare

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  1. 13.

    Eben nachvollziehbar, weil mit Kleinsten sind Kinder unter 3Jahren gemeint, und aus pädagogischer Sicht ist es die beste Lösung,

  2. 12.

    Irgendwie schade, aber auch nachvollziehbar! Auch in Berlin sind in vielen Kitas Plätze bei den kleinsten Kindern frei, auch in Pankow, dem Zuzugbezirk.

  3. 11.

    Herzlichen Dank für den Hinweis. Wir haben das nun hoffentlich klarer formuliert.

  4. 10.

    In dem verlinkten Artikel zu den Kitaplätzen in Potsdam steht, es gebe 11755 Kitaplätze, von denen 3011 nicht belegt seien. Dann stimmt das mit den 25% freien Plätzen. Im aktuellen Artikel ist die Rede von 11755 belegten Plätzen, denen 3011 unbelegte Plätze gegenüberstehen. Nach dieser Rechnung gäbe es nur 20%, also ein Fünftel Leerstand.

  5. 9.

    Schwankenden Bedarf? Die Geburtenrate in Brandenburg kennt seit 40 Jahren nur eine Richtung - und zwar steil nach unten.

  6. 8.

    Hier in werder an der havel werden grad 2 Stadtkitas in ein Haus einer freien Trägerschaft gebracht der freie Träger wird in ein kleines Haus gezwängt. Grade die Kita des freien Trägers war ein super Haus mit viel spielfläche jetzt ist das nur ein rein gezwängt sein.
    Und es werden dementsprechend auch Mitarbeiter des freien Träger entlassen das nenne ich mal super Zustand hier in werder

  7. 7.

    Verteilung von Kindern auf andere Kitas - hey, kein Problem geht doch bei Müllcontainern oder so auch...
    Es gibt so etwas wie Entwicklungspsychologie und die Bedeutung von Bindungen in dem Alter. Da kann man sich schlau machen, was Beziehungsabbrüche bedeuten. Aber die Politikerinnen entscheiden ja - bei welcher Fachkompetenz genau? Frau Adel ist Verwaltungswirtin und Frau Tieman ist Ökonomin. Ist so ähnlich, als wenn Patienten in einem Krankenhaus über die Behandlungsmethoden bestimmen würden. Demokratie ist gut und schön, aber Laien sollten nicht das Sagen haben nur weil sie (aus welchem Grund auch immer) in einer Partei sind, besonders nicht, wenn es um zentrale Lebensphasen von Kindern geht!

  8. 6.

    In Hoyerswerda wird auch immer noch abgerissen und geschlossen - obwohl auch hier wieder, preiswerte Wohnungen gesucht werden und auch wieder, Familien mit Kindern, hier leben wollen - Was für ein Irrsinn !!
    Und gleichzeitig wird wieder viel teurer, Neu gebaut, Viele Grüße.
    Der Steuerzahler bezahlt und bezahlt - Irrsinn.

  9. 5.

    In Brandenburg an der Havel wird immer noch, Wohnraum abgerissen - Man müsste nur mal endlich anfangen, als Land Brandenburg, auch in Brandenburg an der Havel zu investieren !!!
    Man reißt immer noch Wohnraum ab, schließt wieder Kitas, später wahrscheinlich Schulen - Was soll so etwas?
    Wann gedenkt das Land Brandenburg, in die Landkreise und Städte in West-und Nordwestbrandenburg zu investieren ???
    Man gedenken MP Lausitz und Genossen endlich, Verantwortung für das gesamte Land Brandenburg und insbesondere für die Stadt Brandenburg an der Havel, zu übernehmen ???
    Wo bleiben die vielen Milliarden, Herr MP Lausitz ??????

  10. 4.

    Hier wurde auch vor Jahren eine Kita geschlossen. Dann fehlten die Plätze wieder und es musste aufwendig neue Räumlichkeiten geschaffen werden. Der Steuerzahler hat es ja. Es wird immer schwankenden Bedarf geben, darauf muss man sich einstellen

  11. 3.

    Mal ganz ehrlich, mich wundert das nicht das die Geburtenrate sinkt. Bei dem bildungssystem ....und der kinderunfrwundlichkeit die hier herrscht

  12. 2.

    Brandenburg/Havel hält seit Jahren, die 74 000 Einwohner/innen - Tendenz, leicht steigend.
    Wenn man keine Kitas braucht, braucht man folglich Etwas anderes : Altersgerechte Wohnungen, Alten-und Pflegeheime, generell bezahlbaren Wohnraum - dann, nicht für Kinder - sondern für Ältere.
    Auch Kliniken, Ärzte-Häuser, Fachärzte, benötigt man.

  13. 1.

    Eigentlich sind weniger Kinder doch traumhaft, könnte man doch direkt einen besseren Betreuungsschlüssel realisieren. Das wäre doch die beste Investition. Und wo gehen die 530000 Euro nun hin?
    Es muss nicht immer aus allen Nähten platzen finde ich.
    Eine Kita wegen 4 unbesetzter Plätze zu schließen, ist für mich nicht verständlich.