-
Was ist das Gehirn: Schaltzentrale, Supercomputer, Ich-Behausung? Die Hirnforschung liefert fortwährend aktuelle Erkenntnisse, steht aber auch noch vor vielen ungelösten Fragen. In der Ausstellung "Das Gehirn in Kunst und Wissenschaft" im Medizinhistorischen Museum der Charité treffen Kunst, Kulturgeschichte und Wissenschaft aufeinander. Befragt werden neben der Hirnforschung und Neurologie auch Philosophie, Religion, Medizingeschichte und Psychologie. Unter anderem mit Werken von Oskar Schlemmer, Max Ernst oder Isa Genzken.
Hochkonzentriert arrangiert Thomas Schnalke Präparate zu einer großen Skulptur. Es sind menschliche Gehirne aus der Medizinhistorischen Sammlung der Charité. Eine Arbeit, die zeigen soll, was wir alle im Kopf haben - und doch mit unserem Verstand nicht fassen können. Unsere Schaltzentrale, die für Wissenschaft und Forschung noch immer ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Im Grunde stecken wir da drin, in der Struktur, wir denken, fühlen, rechnen, sprechen, erinnern uns, all das passiert in und mit dem Organ, dem Gehirn, das trotzdem weitgehend unverstanden ist."
Wie funktioniert unser Gehirn? Welche Prozesse spielen sich eigentlich ab, wenn wir denken, fühlen und handeln? Es sind Fragen, die die Besucher durch die Ausstellung leiten.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Wir wissen auch, dass es aus 86 Milliarden einzelnen Nervenzellen aufgebaut ist, die Billionenfach miteinander verknüpft sind, aber nach welchem Schaltplan? Was ist der Code dahinter? Das ist die große Frage der Forschung, an der sie sitzt."
Um über das komplexe und geheimnisvolle Wesen des Gehirns ins Staunen und Nachdenken zu kommen, setzt die Ausstellung nicht auf Wissenschaft allein.
Künstlerische Arbeiten, wie die "Broken Ladies" der schottischen Künstlerin Jessica Harrison oder die Hirnschnitte aus Stoffresten von Birgit Dieker erweitern den Blick.
Dieses Bild hat der bekannte Fotokünstler Thomas Struth vor einer Hirnoperation im Virchowklinikum gemacht.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Es wirkt auf den ersten Blick fast brutal, aber dieses Werk strahlt auf der anderen Seite etwas positives aus für mich, dadurch dass hier bestimmte Lichtpunkte sind. Hier ist Sonnenlicht. Letztendlich geht es um das Überleben."
Die Berliner Charité ist Weltklasse auf dem Gebiet der Hirnforschung. Es gibt zahlreiche Sonderforschungsbereiche und Exzellenzcluster, um Menschen mit Parkinson, Schlaganfall oder Lähmungen zu helfen.
Auch mit künstlicher Intelligenz arbeiten die Neurowissenschaftler. Das zeigt ein Exo-Skelett. Nur durch die Übertragung von Gedanken können Prothesen gesteuert werden.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Ich denke in der Verbindung von Neuronalen Netzen und KI kann etwas sehr gutes, produktives entstehen und das wird durch die Neurowissenschaftler entwickelt."
Doch auch die modernste Forschung bezieht sich auf Erkenntnisse, die über Jahrhunderte entstanden. Diese Geschichte erzählt die Medizinhistorische Sammlung an der Charité.
Rudolf Virchows Präparate-Saal ist das Herzstück des Museums.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Der Raum berührt einen immer wieder, jedes Mal von Neuem, weil hier nicht nur 700 Dinge stehen, sondern, das sind 700 Menschen, die gelebt haben."
Nach drei Jahren Pause ist Virchows 300 Jahre alte Sammlung wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Aufgefrischt und entstaubt setzt die neue Dauerausstellung die Präparate in Beziehung zu Leben und Werk des Wissenschaftlers. Virchow war nicht nur Pathologe, sondern auch Politiker und Hygieniker und sorgte dafür, Krankheitserreger systematisch zu bekämpfen.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Dann haben wir einen Virchow Schwerpunkt, der gar nicht so im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert ist, aufgerufen, das sind die Parasiten, er hat sich nämlich sehr intensiv mit den Trichinen beschäftigt und dann zeigen wir, wie man mit alten historischen Präparaten, wie wir sie haben in Hülle und Fülle, aktuelle Virusforschung machen kann."
Zurück in die Gehirn-Ausstellung. Zu einer Nadel, die unspektakulär scheint, uns aber vielleicht dem Rätsel Gehirn einen entscheidenden Schritt näherbringt: Eine haarfeine Sonde mit 960 Elektroden.
Ton Prof. Thomas Schnalke, Leiter Medizinhistorisches Museum der Charité
"Die Hoffnung ist, dass man darüber auf den Code kommt, um das Gehirn auszulesen."
Autorin: Charlotte Pollex