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Millionenfach bekannt wurde sie als schräge Provinzpolizistin in der ARD-Serie "Mord mit Aussicht". Aber Caroline Peters kann genauso großes Kino und großes Theater. Ihre Bühnen- und Kino-Rollen sind mindestens so umfänglich wie ihre TV-Rollen. "Die Unschärferelation der Liebe" heißt der neue Film von Lars Kraume, in dem Peters eine Frau Anfang 50 spielt, die sich in einen 70-jährigen, gespielt von Burkhardt Klaußner, verliebt. Und Peters ist derzeit auch an der Berliner Schaubühne zu sehen, wo sie die Hauptrolle in "Yerma" spielt.
Sie ist eine Pendlerin - zwischen Wien und Berlin. Zwischen Wiener Burgtheater und Berliner Schaubühne.
Caroline Peters, Schauspielerin
"Berlin ist mir schon sehr am Herzen, weil ich eben als sehr junger Mensch hierher gezogen bin, mit 23, in den 90er Jahren, kurz nach dem Mauerfall, also das war eine riesige Spielwiese. Ich habe mich sehr intensiv mit der Stadt beschäftigt und finde, die Stadt verlangt auch viel von einem."
Als Schauspielerin wollte Berlin sie erst einmal nicht. Keine Schauspielschule in Deutschland wollte sie. Schließlich ergatterte sie in Saarbrücken noch einen frei geworden Platz. Nach dem Studium zog es sie wieder nach Berlin, sie bewarb sich an der Schaubühne und wurde prompt engagiert.
Caroline Peters, Schauspielerin
"Und dann hat ich als erstes eine Rolle, die keine Rolle war. Das war dann "Die Möwe" in der Inszenierung von Andrea Breth. Und in so alten Texten gibt es ja immer irgendwelche Kammerdiener und Dienstmädchen, die einmal über die Bühne fegen und irgendwem irgendwas bringen. Und genau so eines war ich, das Dienstmädchen von Lipka Schwarz, die ihr im 3. Akt den Mantel auf die Bühne zu tragen hat. That’s it! Das war es, 95 Vorstellungen lang."
28 Jahre später. Berlin als Kulisse für eine romantische Komödie und Caroline Peters mittendrin. Sie küsst einen wildfremden Mann.
- "Ist nicht schlimm.
Doch das ist es.
- Wirklich nicht.
Das ist total daneben.
- Ich fühl mich schrecklich.
Müssen Sie nicht!
- Doch. Schreiben Sie mir bitte nicht vor, was ich fühlen soll."
Caroline Peters spielt Greta, eine Frau, die man nicht zu treffen wünscht und wenn man dann doch zufällig auf sie trifft, einfach nicht mehr los wird. So ergeht es dem Metzger Alexander. Sie drängt sich ihm auf, nervt…
"Guten Tag!"
…und verblüfft.
- "Was machen Sie denn hier?"
"Also Freundlichkeit geht aber anders. Hallo Greta, wie schön das sie da sind."
Caroline Peters, Schauspielerin
"So sehe ich grundsätzlich Komödie, man macht sich nicht über etwas lustig. Das ist für mich Büttenrede, Karneval - Da macht man sich über etwas lustig. In der Komödie versucht man Gefühle und Situationen aufeinanderprallen zu lassen, die nicht zusammenpassen und die sich eigentlich abstoßen. Und daraus entsteht immer Komik."
- "Wie alt bist Du?"
Alexander, gespielt von Burkhart Klaußner ist ein ehrlicher Mann. Doch sein großer Moment der Wahrheit stürzt sie nun ja, in Heiterkeit.
"Was ist daran so komisch?"
- "Nein, Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein. Wirklich?"
"Ja, wirklich!"
- "Du bist uralt."
Caroline Peters, Schauspielerin
"Ich finde durch Weinen wird man was los, und durch Lachen erfährt man etwas."
"Entschuldigung, aber du warst 20 als ich geboren wurde."
Caroline Peters, Schauspielerin
"Und das ist sehr bestärkend im Ich-Gefühl, im Dasein. Das ist wie eine Aufladung, man wird eigentlich aufgeladen."
"Es ist eine Mischung aus Körper, Geist, Wort und Intelligenz, was eben KI bisher nicht kann."
"Wir haben überhaupt nichts zu tun, oder?"
- "Nichts konkretes, ist ja zur Zeit schön ruhig, leider."
Von zu-Tode-betrübt bis Himmel-hochjauchzend beherrscht sie alle Register menschlicher Regungen. Von ihren unzähligen Film- und Theater-Rollen ist die Provinz-Kommissarin Sophie Haas bis heute ihre populärste Figur.
"Ich finde das nicht richtig, was sie hier machen."
- "Nun stellen sie sich nicht so an. Haben sie noch nie einen Undercover-Einsatz gemacht?"
"Nee, warum auch?"
Caroline Peters, Schauspielerin
"Ich arbeite im Moment freiberuflich und das hat diesen wahninnigen Nachteil, dass man entweder erstickt unter Arbeit oder völlig arbeitslos ist und dabei denkt: O Gott, ich werde niemals überleben. Und das hat gar keine Balance, das ist in beide Richtungen extrem in die falsche Richtung."
Vor zwei Jahren kehrte Caroline Peters zurück an den Startplatz ihrer Karriere. Für eine Gastrolle: "Yerma". In der modernen Adaption des Garcia-Lorca-Klassikers spielt sie eine erfolgreiche Journalistin, die am unerfüllbaren Kinderwunsch verzweifelt und ihre Beziehung.
"Ist alles in Ordnung?"
…zerstört.
"Ich bin nicht unfruchtbar. Liest Du meinen Blog nicht."
- "Nein."
"Bum-Bah, Baby! Das ist doch die Zeugung, auf die wir alle warten. Das ist die Empfängnis, die unbefleckte Empfängnis."
- "Ich kann nicht mehr."
"Ich werde einen Samenspender finden."
Caroline Peters ist vielfach preisgekrönt. Wo sie spielt, gibt es keinen Misserfolg. Sie zu erleben, ist immer ein Glück. Jetzt ist sie 51.
Caroline Peters, Schauspielerin
"Der Selbstzweifel nimmt bei mir radikal ab, ich bin viel schneller, klarer im Urteilen, im Erkennen, in Erkenntnissen über mich selber. Das geht alles in einem ganz anderen Tempo als früher. Und ich finde das sehr befriedigend."
"Wenn ich mir jetzt ein Lebensalter aussuchen könnte, wäre ich unglücklich, wenn man mich dazu verdammen würde, wieder Ende 20 zu sein. Das würde mich nicht glücklich machen, das weiß ich genau."
Greta und Alexander - das macht 20 Jahre Altersunterschied. Aber was macht das schon?
"Wir leben nur einmal? Das hast Du schon verstanden?"
- "Ja, das habe ich verstanden."
"Ja, und das soll man doch nicht vergeuden!"
- "Ich vergeude es nicht!"
"Oh, doch das tust du! Würdest Du gerne mit mir Schlafen?"
Ins Bett ist der Weg oft nicht so weit, wie in ein Leben zu zweit. Die Liebe hat zwar ihre Zeit, aber keine Altersgrenze. Und hier beginnt auf jeden Fall noch mal etwas.
Autor: Lutz Pehnert