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Alle reden von KI. Wird sie die Welt verändern? Muss sie eingehegt werden? Wenn solche Fragen in der Gesellschaft diskutiert werden, spiegelt sich das auch in der Kunst. Bei der diesjährigen Art Week gibt es schon einige Künstlerinnen und Künstler, die ihre Arbeiten mit Hilfe von KI weiterentwickeln. Im "Digital Art Lab" im Haus am Lützowplatz haben sie einen eigenen Raum gefunden. Wie also denken Kreative über die neuen Technologien?
Eine ehemalige Schokoladenfabrik in Tempelhof. Hier ist das Atelier von Marlene Bart. Sie ist eine von fünf Stipendiatinnen für den Virtual Reality Kunstpreis bei der Art Week Berlin. Ihr Studio hat aber mehr zu bieten als einen Computer zum Programmieren von virtuellen Welten.
Marlene Bart, Künstlerin
"Ich greife auch immer noch auf das analoge, auf das handwerkliche Wissen zurück, spiel das dann auch wieder in die digitalen Welten ein. Und wenn man wirklich Welten entwickelt, viel mit Oberflächen arbeitet, verschiedene Räume zusammenführt, braucht man ja auch ein Grundverständnis dafür."
Marlene Bart arbeitet gerade an einem digitalen Raum für ihre Virtual-Reality-Animation. Beim Programmieren hilft ihr Joris Demnard von der Agentur Ikonospace – und eine Künstliche Intelligenz.
Marlene Bart, Künstlerin
"Erst mal war ich schon ziemlich skeptisch, muss ich ganz ehrlich sagen. Also kann das überhaupt irgendwas Gutes erzeugen? Habe ich nicht auch als Künstlerin vielleicht viel mehr Wissen, das ich mit einbringen kann? Aber dann ist es zum Glück so spielerisch, dass ich nicht dadurch verliere, wenn die KI mitarbeitet."
In diesem virtuellen Raum ihrer Arbeit "Theatrum Radix" kämpfen zwei Käfer um eine Seifenblase. Marlene Bart greift hier auf 3D-Scans aus dem Naturkundemuseum Berlin zurück und verwandelt den Hörsaal des historischen Anatomietheaters in eine begehbare Ausstellung. Künstliche Intelligenz kann bei der Programmierung helfen. So ist mehr Raum für die kreative Arbeit der Künstlerin. KI ist für Marlene Bart ein Werkzeug, vor dem man sich nicht fürchten muss.
Marlene Bart, Künstlerin
"Ich glaube, Angst zu haben in der Kunst ist immer schlecht. Es ist denke ich besser, mutig zu sein und die Sachen anzunehmen und sich zu überlegen: Ja, ist KI jetzt mein Kooperationspartner, ist es mein Baukasten? Ist es mein Alphabet? Da gibt es ganz, ganz viele Möglichkeiten."
Bei der Art Week zeigt Marlene Bart ihre Arbeiten bei einer Gruppenausstellung im Haus am Lützowplatz. Hier geht es vor allem um Virtuelle Realitäten und Künstliche Intelligenz.
So auch bei der in Berlin lebenden Australierin Lauren Moffatt. Sie hat neun Frauen gefragt: Wie sieht deine innere Welt aus? Aus den Antworten hat sie mithilfe von KI eine vielschichtige und begehbare Landschaft erschaffen.
Lauren Moffatt, Künstlerin
"Ich wollte eine kollektive Landschaft bauen. Und dann habe ich die Beschreibungen gesammelt und mit einer KI gearbeitet, um die Skizzen für diese kollektive Landschaft zu bekommen."
Die Landschaften können auch hier mit einer VR-Brille als virtuelle Realität erfahren werden. Marlene Bart macht den Test.
Marlene Bart, Künstlerin
"Ich habe die Landschaft gesehen und die verschiedenen Stationen und konnte dann mit meinen Fingern auf die verschiedenen Stationen klicken und bin so dann immer in eine andere Welt eingetaucht."
Für Lauren Moffat ist Künstliche Intelligenz nicht nur ein Werkzeug, sondern wie ein echter Mitarbeiter, der unendlich viele Perspektiven anbietet. Ähnlich sieht es auch der im Iran geborene Mohsen Hazrati. Er lässt Worte aus Gedichten des persischen Poeten Hafis von einer Künstlichen Intelligenz neu anordnen. So entstehen dann ganz neue Texte.
Mohsen Hazrati, Künstler
"Es geht darum ein zufälliges Gedicht aus dem Buch auszusuchen und daraus dann einen Blick in die Zukunft, eine Vorhersage zu generieren. Ich habe mir dann überlegt, wie KI diesen Prozess unterstützen kann."
Am Brunnen gibt Marlene ihren Namen in ein iPad ein und erhält auf Grundlage der Gedichte und der KI-Software ChatGPT eine kryptische Wahrsagung für ihre Zukunft.
"Ob" KI in Zukunft eine Rolle in der Kunst spielt, steht für Marlene Bart und anderen die Künstlerinnen und Künstler im Haus am Lützowplatz nicht mehr in Frage. Für sie geht nur noch um das "wie".
Autor: Max Burk