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Am 5. Oktober wird im Theater des Westens der "Preis für Popkultur" vergeben. Gleich zweimal ist dabei die Berliner Musikerin Maryam.fyi nominiert. Die Sängerin hat Wurzeln im Iran und ist in Deutschland aufgewachsen. Als im vergangenen Jahr ein Aufstand im Iran wegen des Todes von Jina Mahsa Amini ausbrach, wurde Maryam zum musikalischen Sprachrohr der Proteste in Deutschland.
"Ich bin Maryam FYI, Ich bin Künstlerin, Sängerin und wohne in Berlin. Der Name Maryam ist glaube ich, einer der häufigsten persischen Frauennamen. Und es ist die iranische Version von Maria. Also alle Religionen kommen ja irgendwann wieder zusammen und das ist die Version im Iran."
"Ich versuche, in meinem Arbeitsumfeld möglichst viele Frauen zu involvieren. Weil es wichtig ist, dass Frauen sich unterstützen im Bühnen bieten, Hand reichen, Netzwerke erweitern. Da gibt es eine andere Vertrauensbasis."
Musikclip "Queen" Maryam fyi
"Bis du gefangen, bist du allein, bist du am Leben, komm lass es einfach sein.
Baby dein Strahlen ist nicht zu übersehen. So viele Träume, lass Dich nicht runterziehen"
"Eigentlich finde ich, Musikerin sein ist so ein schöner Weg, um so ein Bewusstsein zu teilen."
"Das ist ein Lied, das mir sehr am Herzen liegt. Wir standen im November an einem eiskalten Tag zu diesem Dreh mit fast 90 Menschen am Set, die das unbezahlt mit mir umgesetzt haben. Weil es viele Menschen sind, die auch eine Geschichte in der Diaspora haben, also die palästinensische oder syrische oder iranische Herkunft haben und mit dem Schmerz vielleicht auch und mit dem, was dahinter steckt sich verbunden fühlen."
"Das war eine unserer ersten Reisen in den Iran und da hab ich dieses Kopftuch getragen."
"Das ist meine Familie, das sind meine Geschwister und Eltern, da war ich acht Jahre alt. Es ist auch emotional, darüber zu sprechen, weil man jetzt auch gerade gar nicht mehr hinreisen kann. Bis auf Weiteres."
"Es haben alle gesagt eines Tages wird es passieren. Eines Tages werden die Leute aufstehen und es wird eine Revolution geben. Aber es war immer die Frage, wann ist eines Tages. Man muss sich auch vorstellen Die ganze Generation, die jetzt so alt ist wie ich, ist in Unterdrückung aufgewachsen, hat nie Freiheit mitbekommen."
Maryam fyi, Künstlerin"
"Baroye" heißt dafür und heißt aber auch wegen. Und dann hat Shervin Hajipour ganz viele Tweets zusammengesetzt. Und das "Baroye" jedes Mal davor gesetzt, wofür die Leute auf die Straße gehen und demonstrieren."
"Für den Wandel alter Denkweisen, die verrottet sind."
"Für den Scham, für die Armut."
"Für die Sehnsucht nach einem normalen Leben."
"Für das Kind, das im Müll sucht und dessen Träume."
"Und das Ganze wird aufgelöst mit: Wegen Frau. Leben. Freiheit."
"Für die Frau, das Leben, die Freiheit."
"Für Freiheit."
"Ich weiß noch, ich habe bei meinen Eltern im Bett gelegen und übers Internet den Preis für Popkultur geschaut. Aber ich habe es gar nicht in Erwägung gezogen, dass ich da jetzt dieses Jahr nominiert würde. Natürlich ist es so ein Ziel, was man sich auch setzt und was man sich wünscht. Aber ja, eigentlich ist der Preis nicht für mich. Es ist mittlerweile wirklich überall zu finden, was passieren müsste, damit man von außen das Ganze unterstützt: Dass die Revolutionsgarde auf der EU Terrorliste gelistet werden muss, dass die Gelder von den Funktionären im Iran im Ausland eingefroren werden müssen. Natürlich würde ich mir wünschen, dass auch offizielle Positionen sich dazu mehr äußern. Und langfristig wünsche ich mir natürlich auch, dass mein Vater seine Heimat so auch wieder in Freiheit sehen kann."
Autorin: Charlotte Pollex