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"CulturalxCollabs – Weaving The Future" ist eine Aktion des Museums für Islamische Kunst während der Zeit bis zur Wiedereröffnung im Jahr 2027. Eine Kopie eines 400 Jahre alten kaukasische Drachen-Teppichs wird in hundert Teile zerschnitten und um die Welt geschickt. Die Geschichten der neuen Besitzer werden in den sozialen Medien geteilt und sollen verdeutlichen, wie Menschen aus aller Welt und deren kulturelle Herkunft gemeinsam unsere Kultur und Zukunft gestalten.
Ein Teppich angefertigt, um ihn in 100 Teile zu zerschneiden. Restauratorin Anna Beselin und ihr Team wollen Einzelstücke der Kopie des kaukasischen Drachensteppichs um die Welt schicken. Zu Künstlern, Freunden des Hauses oder Menschen, die sich auf der Webseite des Museums beworben haben. Sie sollen mit den Teppichstücken kreativ werden. 2027, wenn das Museum wiedereröffnet, werden dann die Ergebnisse dort zu sehen sein. Bis dahin werden die Teilnehmer*innen ihre Geschichten auch online teilen.
Anna Beselin, Kuratorin / Restauratorin Museum für Islamische Kunst
"Dadurch, dass wir das Projekt haben, können wir weiterhin versuchen, zu kommunizieren und in Kontakt zu bleiben mit den Menschen, denn wir hören die Geschichten, die die Menschen mit uns teilen wollen. Und wir können das zurückspiegeln und uns miteinander austauschen und sehen, was interessiert die Menschen an der Kunst."
Der neue Teppich stammt von Designer Jürgen Dahlmanns. Er hat ihn in Indien fertigen lassen und dem Museum geschenkt. In seinem Lager in Berlin hat er einen Zweiten, den er zur Sicherheit in Auftrag gegeben hatte. Normalerweise sind seine Entwürfe modern. Der Drachenteppich war selbst für ihn, als erfahrener Designer, eine besondere Aufgabe.
Jürgen Dahlmanns, Teppichdesigner, Rug Star
"Das Wichtigste bei alten Teppichen ist, wie hat sich die Oberfläche durch die Jahrhunderte verändert. An Farben und Texturen, diese Vergänglichkeit und Veränderung durch Zeit, wie nimmt man das in den Designprozess und macht es dann für den Betrachter, und das war ja hier die Aufgabe, eben auch"erfühlbar"."
Der originale Drachenteppich stammt aus dem 17. Jahrhundert und befindet sich seit 140 Jahren in Berliner Museen. Während des 2. Weltkrieges wurde er durch eine Brandbombe fast zerstört.
Jürgen Dahlmanns, Teppichdesigner, Rug Star
"So wie der gerollt war, fing er an von außen zu verbrennen. Aber durch den Mangel an Sauerstoff ist natürlich im Kern noch immer am meisten vom Teppich übriggeblieben."
In den 60ern restaurierte das Museum für Islamische Kunst den Teppich und nähte die noch vorhandenen Teile auf Leinen. Jürgen Dahlmanns besuchte oft die Teppichsammlung des Museums. Schon als Student fing er an, nach einer Asienreise, tibetische Teppiche zu sammeln. Mit der Museumsfrau Anna Beselin ist er schon lange befreundet.
Jürgen Dahlmanns, Teppichdesigner, Rug Star
"Ich wollte den immer anfassen. Und hab gesagt: "Oh Anna, ich will den anfassen!" Und dann hat sie glaube ich mal vor fünf, sechs Jahren zum Scherz gesagt: "Na dann müssen wir den noch mal produzieren, damit wir das dürfen." Und das war `ne Grundidee und die keimte bei Anna wie bei mir über viele Jahre und dann mit dem richtigen Anlass, nämlich der Schließung des Pergamonmuseums für viele Jahre, kam dann die Idee, das zu einem Projekt zu entwickeln, was dann auch nach außen wie ein Sprachrohr funktioniert."
Nach und nach werden Hunderte von Menschen auf der ganzen Welt einen Teil von Jürgen Dahlmanns Teppich bekommen. Eine von ihnen ist die Amerikanerin Nadania Ildriss. Sie lebt seit 2005 in Berlin und hat hier eine Glasmacherei gegründet. Ihre kreative Idee: eine Glasversion des Fragments anfertigen. Danach will sie ihr Teppichstück eine befreundete Künstlerin in Japan weitergeben.
Nadania Ildriss, Gründerin Berlin Glassworks GmbH
"Es ist wirklich eine schöne Möglichkeit, um Menschen aus der ganzen Welt miteinander zu verbinden. Und um herauszufinden und zu zeigen, wie Menschen über Objekte aus diesem Kulturraum denken. Ein Orient-Teppich ist für gewöhnlich nicht unbedingt das Erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man ins Museum geht. Also ist es wirklich spannend, einen solchen Teppich als Aushängeschild eines Projektes zu haben."
Anna Beselin und ihr Team stehen für das heutige Verständnis des Museums für Islamische Kunst. Sie wollen Mittler zwischen den Welten sein. Die Onlineaktion setzt diesen Gedanken fort, bis das Museum 2027 wiedereröffnet.
Autor:in: L. Klinger, M. Churikov