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Im U-Bahnhof Hansaplatz hängt gerade keine Werbung, sondern Kunst von Stefan Marx. Eine Ausstellung für alle, der Eintritt frei. Das ist aber nur der Anfang – demnächst eröffnet auch eine Galerie oben auf dem Hansaplatz, damit will die junge Kuratorin Leonie Herweg den Hansaplatz wieder zum Kulturort machen. Denn der Hansaplatz ist allein architektonisch schon sehenswert, im Krieg zerstört und dann unter anderem von Walter Gropius gestaltet. Nicht zu vergessen, die Akademie der Künste und das Gripstheater sind hier zuhause.
Leonie Herweg ist stolz, ihr ist ein Coup gelungen. Sie wollte Kunst in den U- Bahnhof Hansaplatz bringen und hat es geschafft. Ihr kam die Idee, wie sollte es anders sein, als sie auf die Bahn gewartet hat.
Leonie Herweg, Kuratorin
"Um euch herum ist meine Ausstellung, die ich zusammen mit Stefan Marx kreiert habe, die nennt sich Hintergleisflächen, weil wir alle 16 Werbeflächen diesmal mit Kunst bespielt haben, wie man um euch herum sehen kann und mir ist es ganz wichtig, dass man Kunst öffentlich zugänglich macht, kostenfrei, rund um die Uhr. Viele Menschen trauen sich nicht ins Museum rein, das weiß ich von meiner eigenen Arbeit im Auktionshaus. Das ist oft ein Elfenbeinturm und gerade im U-Bahnhof kommen gerade unterschiedliche Menschen zusammen. Das ist mir ein Anliegen."
Schwarz auf weiss stehen da Worte, wie "the sun goes down alone" oder "the center of things"- Sätze in vielen Sprachen. Dafür ist der Berliner Künstler Stefan Marx bekannt. Seine Werke entstehen oft spontan und hier sogar extra für den U-Bahnhof Hansaplatz.
Leonie Herweg, Kuratorin
"Wir sehen hier eine Arbeit auf japanisch, "thank you for waiting", also ganz wörtlich genommen ist es ein Spruch den es in den Supermärkten und Bahnhöfen ganz häufig zu hören ist, weil es eine ganz höfliche Mentalität in Japan gibt und Stefan arbeitet viel mit Gesprächsfetzen oder Sachen die man überhört und das passt ganz gut zu der alltäglichen Situation in der U-Bahnstation. Also die Menschen kommen hier zusammen und teilen den kleinen Moment, die wenigen Minuten, die man auf die U-Bahn wartet und diese Arbeiten sollen zum Denken anregen oder einfach nur ´ne kurze Zerstreuung bieten."
Finanziert hat sie die Kunstaktion aus eigener Tasche, weil sie dachte, am Hansaplatz, fehlt noch was: nämlich Kunst. Leonie Herweg arbeitet im Kunstauktionshaus Griesebach und hat einen ausgeprägten Sinn für Kultur. Und die Architektur im Hansaviertel fasziniert sie, denn es steht unter Denkmalschutz. Nach dem Krieg zerbombt; ist es 1957 architektonisch wieder auferstanden. Gebaut haben es international namhafte Architekten wie Oskar Niemeyer oder Alvar Alto.
Leonie Herweg, Kuratorin
"Ich bin selber Bewohnerin des Hansaviertels und das ganz bewusst. Ich vor 1,5 Jahren hierhergezogen, weil mir die Architekturgeschichte hier so am Herzen liegt. Wir befinden uns im Kontext der INTERBAU. Das war im Nachkriegsdeutschland das größte Bauprojekt um Berlin auch wieder so auf die Karte zu kriegen, was Architektur angeht und deshalb ist der Kunst und Kulturkontext hier schon gegeben aber ja es fehlt das Leben und das will ich mit meinem Kunstprojekt noch hinzufügen."
Das künstlerische Leben findet zwar an der U Bahn im legendären Gripstheater statt, aber rundherum ist viel Leere. Zwischen Supermarkt und Blumenladen hat sie nun ein Kunstraum aufgemacht mit dem Namen Grotto, also Grotte.
Leonie Herweg, Kuratorin
"Es soll eigentlich eine urbane Höhle hier sein, weil man durch das große Fenster natürlich auch sehr gut reinschauen kann, was passiert, man muss sich gar nicht reintrauen, um alles mitzubekommen, also es wird spannend."
Aktuell bereitet sie gerade mit zwei Künstlerinnen die neue Ausstellung vor. Installation mit Schwan, außerdem Video und Fotokunst und diese großen Auto-Spiegel.
Katharina Ruhm, Künstlerin
"Man guckt rein, man weiß, das ist ´n Spiegel. Der spiegele sagt einem, ah ja. Es ist ´n verzerrtes Bild, was bedeutet, dass man ein anderes Bewußtsein für sich selber bekommt in dem Moment."
- "Und was siehst du?"
"Jetzt sehe ich gerade, dass meine Haare nicht richtig liegen."
Die Kunst ist extra für diesen Raum entstanden.
Leonie Herweg, Kuratorin
"Der Ort hier, ich glaube man muss einfach mal einen Anfang schaffen, da muss man mit der Tür ins Haus, sozusagen. Ich freue mich auf die Reaktionen der Nachbarn aber auch von allen, die noch nie am Hansaplatz waren und jetzt einen Grund haben herzukommen."
Vernissage ist am 8. Februar - Leonie Herweg hat aber noch viel mehr Ideen, damit der Hansaplatz auch wirklich eine feste Adresse für die Kunst wird.
Autorin: Theresa Majerowitsch