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Egal ob Musical, Jazz, Chansons oder ihre eigenen Lieder; die Sängerin und Schauspielerin Katharine Mehrling ist auf vielen Bühnen zu Hause. Aktuell auf der Bühne des Konzerthauses am Gendarmenmarkt. Hier trifft diesmal Kurt Weill auf Richard Strauss und die Ausnahme-Künstlerin Katharine Mehrling auf die Stardirigentin Joanna Mallwitz.
"Tu was man von dir verlangt und nicht, was du willst, das sie von dir verlangen."
Katharine Mehrling
"Das ist so eine fantastische Musik von Kurt Weill. Es brodelt, es ist immer bedrohlich und gefährlich. Es hat etwas ganz, ja fast etwas Brachiales."
Katharine Mehrling singt "Die sieben Todsünden". Erste Probe – und erste Produktion – mit Chefdirigentin Joana Mallwitz.
Katharine Mehrling, Sängerin
"Ich finde diese Frau sehr sehr beeindruckend, wie sie arbeitet, wie genau sie ist und was sie sich vorstellt auch wie diese Musik von Kurt Weill zu klingen hat und auch die Sprache. Es ist ein ganz tolles Frauenteam und wir gehen auch ganz tief rein in, ja, in dieses Werk. Und beleuchten das von der weiblichen Seite. Es ist toll, mit den tollen Frauen zu arbeiten."
Katharine Mehrling singt "le train du ciel"
Die Musik von Kurt Weill hat Katharine Mehrling schon immer fasziniert. Lange – sagt sie – traute sie sich aber nicht, seine Lieder selbst zu singen.
Bis Barrie Kosky kam. Gemeinsam mit dem Regisseur hat sie seither viele erfolgreiche Kurt-Weill-Abende an der Komischen Oper aufgeführt.
Katharine Mehrling
"Es geht ins Herz. Es trifft mich unmittelbar, es trifft mich direkt, es berührt mich, diese Musik. Und ja, ich bin froh, dann auch wirklich meinen ganz eigenen Weg gefunden zu haben, diese Lieder zu interpretieren."
"Es ist immer irgendwie am Abgrund, es hat irgendwas Bedrohliches und dann etwas ganz Zartes. Es ist diese Mischung aus einer Ambivalenz, die er transportiert und man erkennt Kurt Weill in den ersten Takten. Er hat so komplex und so besonders komponiert, hat seinen ganz eigenen Stil."
Katharine Mehrling ist eine beeindruckende Verwandlungskünstlerin. Sie war schon Judy Garland im Musical "Judy", Daisy Darlington in "Ball im Savoy" und schlüpfte in die Rolle von Roxy Hart in "Chicago".
"Chicago, ja!"
Auf der Bühne hat Katharine Mehrling eine kraftvolle Präsenz. Sie ist Kritiker-Liebling und Publikumsmagnet, schon sieben Mal hat sie den Theaterpreis "Goldener Vorhang" gewonnen und aufgeregt ist sie vor jeder Show.
Katharine Mehrling
"Manchmal will ich fliehen, kurz vor so einem Auftritt und denke mir: Wo ist die nächste S-Bahn, wo kann ich rein? Ich gehe einfach raus, der erste Schritt auf die Bühne, der bricht das Eis, der macht es eigentlich möglich, in diese Welt einzutauchen und dann gibt es auch kein Zurück mehr. Es gibt eigentlich nichts Schöneres."
Katharine Mehrling studiert in New York und London. Schon als Kind ist sie von Musik umgeben.
Katharine Mehrling
"Es gibt ja dieses kitschige Lied "Music was my first love" und das kann ich durchaus bestätigen. Ich bin mit Musik aufgewachsen und das ist so durch und durch gegangen, schon als Kind. Meine Eltern hatten eine Musikkneipe und da gab es jeden Abend Musik, unterschiedliche Stilrichtungen. Für mich gab es keine Alternative, es war so selbstverständlich zu singen, zu spielen, wie Fahrradfahren. Ja, es stellte sich überhaupt nicht die Frage, irgendwas anderes zu machen."
Besonders begeistert ist Katharine Mehrling von den Exilkünstlern. Neben Kurt Weill singt sie Werner Richard Heymann – auf Jiddisch. Der früher gefeierte Filmkomponist musste, wie Kurt Weill, vor den Nazis fliehen.
Katharine Mehrling singt "Dos treft zick eyn mol"
Katharine Mehrling
"Es gibt sehr viele Parallelen zwischen diesen Werken und der heutigen Zeit. Wir erleben ja gerade auch ziemlich finstere Zeiten, der Rechtsdruck, die Kriege, die Bedrohung, die Angst, die Missstände, die Ungerechtigkeiten."
"Und es ist wichtig, nicht zu vergessen, sich mit dieser Zeit weiterhin zu beschäftigen und sich immer wieder zu erinnern. Nicht die gleichen Fehler wieder zu machen. Und damit Menschen im Theater zu berühren oder einen Kern zu treffen, sie zum Nachdenken anzuregen, sie ja vielleicht in irgendeinem Kern zu berühren, der etwas verändert. Dann ist Theater für mich was ganz Essentielles und was ganz Wichtiges."
"Ok, schön Ferdinand."
Autorin: Marie Röder