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Im September 2023 wurden 74 Hauptwerke der Gemäldesammlung des Odessa Museums für westliche und östliche Kunst aus der Ukraine nach Berlin gebracht. Zuvor waren sie in einem Notlager, um sie vor den Bomben des russischen Angriffskrieges zu schützen. Jetzt werden 12 der Werke in der Gemäldegalerie gezeigt, als Vorschau auf eine große Ausstellung, die im Januar 2025 folgen soll.
Ein "Prunkstillleben" des holländischen Malers Cornelius de Heem, "Der trunkene Herkules" nach Rubens oder das Gemälde "Streit der Kutscher" des französischen Malers Jules-Alexis Muenier. Werke aus dem Museum für westliche und östliche Kunst, das in Odessa ein großes Publikum anzog. Jetzt zeigt sie die Berliner Gemäldegalerie. Alles beginnt vor 2 Jahren, kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Damals, 2022, schützten die Mitarbeiter das Museum für westliche und östliche Kunst mit Sandsäcken vor Bombenangriffen. Die bedeutendsten Werke des Museumsbestandes bringt Direktor Igor Poronyk in ein Notlager in den Westen des Landes.
Igor Poronyk, Direktor Museum für westliche und östliche Kunst
"Diese Idee entstand, weil wir mussten unsere Werke aus unserem Museum aus nach Lwiw evakuieren. Erst viel später sah ich, unter welchen Bedingungen sie gelagert wurden. Die Bedingungen waren nicht optimal, und aus Sicherheitsgründen wusste ich eine Zeit lang nicht, wo sich die Werke befanden. Zu dieser Zeit schlug Dr. Gleis von der Alten Nationalgalerie Berlin vor, diese Werke in der Gemäldegalerie auszustellen."
Im September 2023 lässt Igor Poronyk 74 Gemälde dann in einer Nachaktion per Lastwagen nach Berlin bringen. Gemeinsam mit Direktor Ralph Gleis von der Alten Nationalgalerie und der Direktorin Dagmar Hirschfelder von der Gemäldegalerie plant er das Ausstellungsprojekt.
Dagmar Hirschfelder
"Mir liegt dieses Projekt wirklich sehr am Herzen, den ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zu helfen. Dann ist es für uns auch ein wichtiges Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Es wird ganz aktiv Kulturgut, ukrainisches Kulturgut ja zerstört und vernichtet. Hier einen Beitrag zu leisten ist uns sehr wichtig."
Igor Poronyk, Direktor Museum für westliche und östliche Kunst
"Wie Churchill sagte: "Und für was kämpfen wir dann?" Es ergibt sich eine andere Perspektive unserer Partnerschaft, wenn wir sagen, dass finanzielle und militärische Hilfe auf derselben Ebene stehen wie der Schutz von Kulturgut."
Die europäischen Werke des 16. bis 19. Jahrhunderts des Museums für östliche und westliche Kunst ist eine der größten Sammlungen in der Ukraine. Zu ihr gehört zum Beispiel das bedeutende Gemälde "Ecce Homo" von Francesco Strocci aus dem Frühbarock. Hier zeigt Pontius Pilatus dem Betrachter mit großer Geste den gemarterten Jesus.
"Die Thronende Madonna mit Kind und Johannesknaben" von Francesco Granacci von 1519. Der Renaissance-Maler Granacci war mit Michelangelo befreundet. Das Gemälde befand sich im 19. Jahrhundert, bevor es ins Museum kam, in einer römisch-katholischen Kirche in Odessa. Kuratorin Sabine Lata erforscht die Herkunfts- und Motivgeschichte der Bilder.
Sabine Lata, Kuratorin
"Ich bin ganz verliebt in ein kleines Bild von Roelant Savery, der hier mit einer Paradieslandschaft vertreten ist. Das ist ja ein Künstler, der für seine Tierdarstellungen bekannt ist und der mit ganz feinem, spitzem Pinsel und in einer ganz breiten Palette aus Brauntönen eine fantastische Paradieslandschaft gemalt hat. Und wenn man in die Mitte schaut, auf den Hintergrund, da sieht man eben die eigentliche Paradiesdarstellung in verblauter Ferne Adam und Eva unter dem Baum der Erkenntnis."
Ein intimer Augenblick: Johann Baptist von Lampi malt 1783 seine Ehefrau beim Stillen. Die Vorschau zeigt unterschiedliche Stile und Genre. Bis ins 19. Jahrhundert ist die Darstellung der Jagd sehr gefragt unter Sammlern. Die ukrainische Sammlung hat viele Maler, deren Werke ebenfalls in der Gemäldegalerie zu finden sind. Auch das zeigt wie kulturell verbunden die Ukraine und Westeuropa sind.
Igor Poronyk, Direktor Museum für westliche und östliche Kunst
"Deswegen gibt uns das alles Hoffnung. Wenn Menschen ins Museum kommen und sehen, dass Papier und Leinwand so viele Jahre überdauern und so viel erlebt haben. Das Böse ist vergänglich aber die Kunst bleibt für immer. Daher ist die Arbeit im Museum in dieser Zeit so wichtig."
Die große Sonderausstellung der Sammlung mit ca. 74 Bildern kommt im Januar 2025. Danach wandert die Ausstellung wahrscheinlich durch Europa. Und hoffentlich kehren die Gemälde irgendwann wieder nach Odessa zurück.
Autorin: Margarete Kreuzer