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"Und sind wir auch mal alt, wie ein Baum. Wir geb'n nicht auf den Rock-'n-Roll-Traum." - das sangen die Puhdys vor 40 Jahren im Song Rockerrente. Bei Maschine Dieter Birr von Rocker-Rente keine Spur: Diese Woche ist er 80 geworden und ein neues Album hat er auch.
Der Kaufpark Eiche in Ahrensfelde ist eher ein Ort für den Alltagsgebrauch - aber heute Abend ist hier viel Liebe spürbar.
Angelica
"Wenn’s mir schlecht geht, kommt Maschine auf’s Ohr, dann geht’s mir gleich wieder besser."
Maschine ist pünktlich, wie immer. Seine Fans lässt man nicht warten – ist doch klar.
"Hallo, Maschine!"
Rund 250 Menschen sind zur Autogrammstunde gekommen.
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Bis jetzt weeß ick nich – fuffzich? Aber ich habe ja gerade erst angefangen, werden noch n paar mehr werden. Und in meinem Leben habe ich schon ein paar Millionen gemacht, gloob ick."
"Mein Weg" – heißt das neue Album. Zum Achtzigsten gehört Rückschau dazu. Ist Maschine ein Philosoph, fragen wir uns?
"Ich habe viel erlebt
auf meinem Weg…"
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Ich habe im Leben viel Glück gehabt – ich sag ja, ich bin irgendwie so’n Glückskind."
Zum Geburtstag soll man ja nicht mit leeren Händen kommen. Wenn’s ums Essen geht ist Maschines Philosophie klar. Fleisch ist sein Gemüse. Das fiel auch den Bandkollegen auf.
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Der frisst ja wie ne Maschine. Plötzlich haben alle Leute Maschine gesagt – also, Fressmaschine, mehr oder weniger."
22 Millionen verkaufte Tonträger, 4.500 Konzerte – wie hat das begonnen? Schon 2014 hat Maschine die Magie der frühen Tage besungen.
"Vor fünfzig Jahren
die Rolling Stones
spätnachts im Radio
für uns…"
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Und früher, da musste ich noch arbeiten. Da hat meine Mutter die Sendung mitgeschnitten. Ich hab damals gehört AFN, BBC. Der hat ja nur englisch gesprochen und da hab ich verstanden "Roland Störns", oder sowas. Ich kannte die ja nicht, weeßte?"
Ein Mitschüler bringt ihm ein paar Akkorde bei – der erste Schritt zur Musikerlaufbahn.
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Hier war es dann endlich soweit, ich weiß gar nicht, ob ich hier schon spielen konnte. Die war cooler auf jeden Fall als die, die ich von meinen Eltern gekriegt habe, weil die so’n Cutaway hat, also so ne Ausbuchtung. Das sah cooler aus bei der."
Seine Philosophie: Maschine ist ein Mann der Tat.
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Wir haben an Verstärkern rumgeschraubt, einmal is sogar eener explodiert, weil wir versucht haben, ausm Verstärker so ´n Echo-Hall-Effekt rauszukriegen und haben da irgendwelche Drähte umgelötet. Jedenfalls ist das Ding plötzlich in die Luft geflogen."
1971 treten die Puhdys zum ersten Mal im Fernsehen der DDR auf – eigentlich sollen sie sich dafür noch die Haare schneiden.
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Haare haben wir natürlich nicht abschneiden lassen. Wir haben die dann hochgesteckt, wir haben dann so’n Kompromiss gefunden, dann wurden die nach innen gerollt und hochgesteckt… Mit Klammern irgendwie festgemacht und dann hängen die doch wieder ne bisschen raus und so… Man muss bedenken, wie bescheuert das eigentlich war."
Der Rest ist Geschichte. Die Puhdys produzieren Einiges für die Ewigkeit.
"Jegliches hat seine Zeit
Steine sammeln
Steine zerstreuen…"
Reisen nach Ost und West – die Puhdys sind Aushängeschild und Exportartikel. 1989 löst sich die Band zum ersten Mal auf – kurz danach macht die DDR schlapp.
"Neue Helden
lang ersehnte Drachentöter
Neue Helden"
Dieter "Maschine" Birr (1989), Gitarrist und Sänger
"Und dass man die Schnauze auch aufmachen kann. Ich glaube, das ist für die Jugend mit am Wichtigsten."
Maschine greift in seinen philosophischen Bauchladen – und macht einfach weiter Musik.
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Ich habe jetzt keene Panik gehabt, sondern ich hab gesagt: erstmal versuchen, resignieren kannste immer noch. Das war immer mein Spruch."
- "Alt, wie ein Baum…"
Und es ging weiter – mit oder ohne Puhdys, mit denen er heute nach viel Zoff keinen Kontakt mehr hat. Bleibt noch die Frage nach Maschine, dem Philosophen. Wie blickt er heute auf ein Lied wie "Sehnsucht"?
"Sehnsucht
Ein Traum der nicht
In Erfüllung geht
Und der trotzdem in Dir
Immer weiter lebt."
Dieter "Maschine" Birr, Gitarrist und Sänger
"Gibt ja viele Träume, die erfüllen sicht nicht. Wahrscheinlich werde ich es auch nie schaffen, den Mond zu betreten – aber die Sehnsucht bleibt eben, wa? Nee, ist Quatsch jetzt!"
Maschine ist sozusagen der verwandelte Elfmeter unter den Philosophen. Einfach machen! Im Kaufpark bekommt Angelica ihr Autogramm. Ein Mensch ist heute schon glücklich gemacht.
"Maschine – halt durch!"
- "Ja, ebenfalls."
Maschine verabschiedet sich häufig mit "Halte durch" – da ist er nun wirklich ein echter Alltagsphilosoph.
Autor: Steffen Prell