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Katharina Kollmann wurde 1985 in Ost-Berlin geboren. Als Musikerin nennt sie sich "Nichtseattle". In ihren Songs geht es meistens um ostdeutsche Identität, aber eher fein und künstlerisch. Auf ihrem neuen Album "Haus" macht sich Nichtseattle auch über Berliner Hipster-Klischees lustig.
"Wir sind hier nicht in Seattle, Dirk." Das war ein Song der Band TOCOTRONIC, Mitte der 90er…. und unter dem Namen "Nichtseattle" macht die Berlinerin Katharina Kollmann Musik im Hier und Jetzt. Auf ihrem neuen Album singt sie über Berliner Hipster, Bio-Beluga Linsen und die Treskowallee. Gute Gründe also, die Frau näher kennenzulernen.
Katharina Kollmann, Musikerin
"Ich hab gedacht man hat ein Leben lang und hab gedacht, es dauert ewig lang. Hab gedacht dafür wird’s ganz groß irgendwann."
Katharina Kollmann hat oft das Gefühl, dass sie es nicht hinbekommt. Beim Haus-Renovieren etwa, wie hier im Video zu ihrem Song "Fleißig". "Haus", so heißt ihr neues Album, steht genauso wie ihr Künstlername "Nichtseattle" für eine Sehnsucht.
"Und irgendwie reicht’s nicht!"
Katharina Kollmann, Musikerin
"Es ist auch so ein bisschen der Name für so ein Gefühl, dass man irgendwie, also nicht da ist, wo man sich vielleicht so hinträumt, also dass man sich was sehr wünscht, was Großes, Tolles, was für alle super ist und dann aber immer so ein bisschen an der Realität scheitert."
Katharina Kollmann, Jahrgang 1985, aufgewachsen in Karlshorst, als Ost-Berlin noch Hauptstadt der DDR war. In ihren melancholisch-schönen Songs verarbeitet Sie gern auch ihre ostdeutsche Identität, und ist damit längst kein Geheimtipp mehr.
Katharina Kollmann, Musikerin
"Es ist einfach, glaube ich, bloß immer so Thema, weil mein erstes Album "Wendekid" hieß und mein zweites "Kommunistenlibido" und weil ich mich darin einfach mit meiner Geschichte auseinandersetze, die eben auch gesellschaftlich mitgeprägt ist."
"Bei mir gab es, glaube ich, viel Traurigkeit und Minderwertigkeitsgefühl und eigentlich keine Perspektive. Es war immer dieses: Aber wenn man sich nicht anstrengt, dann geht man hier vor die Hunde. So ein bisschen, so dieses Gefühl."
"Mach ich nicht, Mach das nicht, Frau - sein."
Im Song "Frau sein" kämpft sie mit dem Ostdeutschen Erbe ihrer Familie; gegen das Frauenbild, dass ihre Oma ihr vermittelt hat. Schon zu Schulzeiten hat sie dieses Bild in Frage gestellt, ging im Gymnasium in eine Musikklasse und hat sich Gitarrespielen beigebracht.
Katharina Kollmann, Musikerin
"Ich habe ein bisschen als Jugendliche mal so Akkustikgitarre, so zwei Jahre Mal gehabt, so gelernt, ja. Aber das meiste habe ich dann selber mir beigebracht und dann habe ich angefangen, Lieder damit zu schreiben und das war sehr, also es hat ganz viel mir ermöglicht und mit mir gemacht. So und genau da fing das alles so an."
"Hört nicht auf entspannt zu grinsen, der und seine Bio-Beluga-Linsen."
Beluga ist ein hämisches Lied über einen Klischee-Hipster, mit dem sie mal ein verkorkstes Date hatte.
"Das sich alles regelt, allein durch den Markt und dass alles viel besser wird, wenn man sie fragt. Warum esst ihr nicht einfach das Quinoa."
Als der Song erschien, meldete er sich überraschenderweise wieder.
Katharina Kollmann, Musikerin
"Irgendwie hat der Algorithmus ihm das angespült und dann hat er sich irgendwie auch schon so ein paar Wochen danach gemeldet. Und er fand es eigentlich cool und hat sich gefreut, dass er in dem Lied vorkommt."
"Nachts durch meine Zuhausestadt."
Katharina Kollmann lebt seit einigen Jahren im Mühlenbergkiez, weit weg vom Prenzlauer-Berg-Klischee. Hier leitet sie auch einmal die Woche einen Nachbarschafts-Chor. Nicht in Seattle, hier ist sie zuhause.
Katharina Kollmann, Musikerin
"Es hat so was Unromantisches auch diese Gegend. Natürlich. Überhaupt Plattenbauten, oder? Die haben ja mittlerweile sogar wieder eine Romantik. Vielleicht passt es so ein bisschen zu dem Album, wo es halt auch immer irgendwie um die Suche geht. Nach irgendeiner Lebensform, die sich irgendwie gut anfühlt und wo man bleiben kann."
Autor: Max Burk