-
Am 30.5. feiert ein neues Filmfestival für die Region seine Premiere im Filmmuseum Potsdam. Der ehemalige Berlinale-Chef Dieter Kosslick will damit die beiden wichtigsten Errungenschaften Potsdams zusammenbringen: die Filmkultur und den Wissenschaftsstandort. Weltweit hat er nach Filmen gesucht, die die Themen Nachhaltigkeit, Ernährung, Landwirtschaft oder Klimaschutz behandeln.
Der Dokumentarfilm "Bis hierhin und wie weiter?" will das Bild, dass die Medien vom Klimaaktivismus zeichnen, um neue Perspektiven erweitern.
"Du Vollidiot! Du Arschloch! Und ich kann sie nicht abholen, weil ihr verfickten Arschlöcher hier klebt."
Felix Maria Bühler, Dokumentarfilmer
"Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass viel von außen berichtet wird aber wenig von dem, was eigentlich innen stattfindet. Die Konflikte, die Menschen auch untereinander haben und zu zeigen, dass die Klimabewegung keine homogene Masse ist, sondern dass es alles Individuen sind, die alle für sich selbst irgendwie verhandeln, wie sie dort ihren Weg finden."
Felix Maria Bühler ist es gelungen, ganz unterschiedliche Bewegungen von Innen zu zeigen: Fridays for Future, Extinction Rebellion, Ende Gelände oder Letzte Generation. Es ist sein Abschlussfilm hier an der Filmuni in Babelsberg. Ein Jahr lang begleitet er fünf Aktivistinnen und Aktivisten. Er zeigt dabei auch die stillen Momente zwischen den Aktionen. Mit seiner Kamera ist er zum Beispiel in Lützerath ganz nah dabei, zeigt wie die Aktivisten mit sich selbst ringen: Wie weit gehen für die eigenen Ideale?
"Wenn jetzt auf der Seite und auf der Seite jeweils 5.000 Cops sind, dann wird mir klarer werden, die werden das hier umstellen mit Zäunen und du wirst hier nicht mehr rauskommen, ohne deine Identität anzugeben. Dann wird’s halt irgendwie schwierig, dass ich sage ich bleibe drin."
Felix Maria Bühler, Dokumentarfilmer
"Ich muss sagen, dass ich nicht optimistisch in die Zukunft blicke, muss ich ehrlicherweise sagen. Aber ich habe Hoffnung, dass Menschen Lösungen finden und zwar, in dem sie sich zusammenfinden und Gruppen bilden. Und das ist etwas, was ich einfach in Lützerath kennengelernt habe."
Hoffnung vermitteln - das ist das Anliegen des neuen Filmfestivals "Green Visions" im Filmmuseum Potsdam, wo der Film von Felix Maria Bühler nächste Woche zu sehen sein wird. Leiter des Festivals ist Ex-Berlinale-Chef Dieter Kosslick. Gerade laufen die Vorbereitungen – ein Test-Screening von einem der beiden Eröffnungsfilme. Ein Einblick in das Ökosystem der Wale.
Dieter Kosslick, Festivaldirektor Green Visions
"Wenn man diese Wale sieht, die da ja millionen Jahre, sage ich, durch die Meere schwimmen, das geht einem dann schon nahe, wenn man am Schluss sieht, was dann daraus zu werden droht."
Eine Nachbesprechung wie heute wird es auch beim Festival geben, nur dass dann Forschende mit dem Publikum diskutieren und die komplexen Themen verständlich erklären - eine Symbiose aus Film und Wissenschaft. Für Dieter Kosslick ist Potsdam der perfekte Ort dafür.
Dieter Kosslick, Festivaldirektor Green Visions
"Hier in Potsdam ist ja auch ein Zentrum für Wissenschaft und vor allen Dingen für Klimawissenschaft. Ich glaube, es gibt elf Institute. Das ist schon die Filmkompetenz von Potsdam mit der Wissenschaftskompetenz. Es gibt eine gute Mischung, wo man gesprächsbereiter ist und diskussionsbereiter ist."
Die Filme beschäftigen sich mit Themen rund um Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Landwirtschaft, Fast Fashions: Die großen Probleme und ihre Lösungen.
Dieter Kosslick, Festivaldirektor Green Visions
"Von der Größe her sind wir vielleicht eine Nische aber vom Thema her sind wir Weltthema. Denn es geht ja hier um nichts weniger, als um das Überleben der Menschheit. Ich war schon immer engagiert in diesem Thema, weil ich das wirklich wichtig finde, dass die Menschen sich bewusst werden und ich habe mich aber, da ich ja Kommunikationswissenschaftler bin, von berufswegen her, auch immer damit beschäftigt: Wie kann man das den Leuten eigentlich ein bisschen besser beibringen, dass sie nicht sofort in so eine Starre verfallen und sagen "Ich will davon nichts mehr hören"?"
Für Felix Maria Bühler bietet gerade Film die Chance, uns in der Klimadebatte weiterzubringen.
Felix Maria Bühler, Dokumentarfilmer
"Ich glaube, für eine wirkliche Veränderung braucht es eine emotionale Verbindung mit der Klimakrise. Die ist schmerzhaft, die ist super unangenehm, da hat niemand darauf Bock. Deshalb verdrängen wir das Ganze ja auch. Aber ich glaube, wenn wir das wirklich machen und zulassen und durch den Prozess auch gehen, dass wir dann auch wirklich anfangen, neue Lösungen uns zu überlegen und neue Wege, neue Weltbilder im Prinzip auch zu überlegen. Und ich glaube, Film kann genau das auslösen."
Autorin: Katharina Röben