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Eugen Buchthal war ein Mode-Unternehmer in Berlin, Teil der meist jüdischen Modeindustrie rund um den Hausvogteiplatz. Privat war er ein Mensch der Avantgarde. Seine Villa im Berliner Westend ist eine Ikone des expressionistischen Bauens, er förderte und sammelte junge Künstlerinnen und Künstler. Seine Werke verlieh er an oft Museen. Als nicht-praktizierender Jude glaubte er lange sicher zu sein vor der Verfolgung durch die Nazis. Erst 1938 floh er nach London. Heute gibt es nicht einmal mehr ein Foto von ihm, nur eine kleine Skizze, die eine der von ihm geförderten Künstlerinnen von ihm gezeichnet hat.
"Mein Name ist Ian Stuart. Ich komme aus London und ich bin der Enkel von Eugen Buchthal."
In den 1920er Jahren hatte er ein Modeunternehmen in Berlin: Seeler & Cohen. Da er Jude war, floh er 1938 vor den Nazis nach London. Er verlor sein Vermögen, sein Haus und seine riesige Kunstsammlung.
Ian Stuart, Enkel von Eugen Buchthal
"Eugen hatte drei Kinder: Hugo und Wolfgang, sein jüngster Sohn. Das einzige Mädchen war meine Mutter: Anne Gerda."
"Ihr Judentum spielte überhaupt keine Rolle. Ihre Religion war die Kunst. Dieses Bild wurde an die Familie restituiert. Eine Erfolgsgeschichte."
Petra Winter, Leiterin Provenienzforschung, Staatliche Museen Berlin
"Mein Name ist Petra Winter. Ich leite das Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin und auch die Provenienzforschung."
"Die Anwälte kamen auf uns zu und haben uns davon in Kenntnis gesetzt, dass aus der Sammlung Buchthal sich Werke im Kupferstichkabinett befinden. Dann haben wir in den Akten nachgeschaut und haben festgestellt, dass noch neun Werke vorhanden sind und diese wurden restituiert."
"Und ein Werk, das Fehmarnhaus von Ernst Ludwig Kirchner, wurde dann zurückgekauft und ist heute noch im Kupferstichkabinett."
"Der Sammler Eugen Buchtal taucht bei uns in den Akten schon in den 20er Jahren auf. Da ist es dann doch plötzlich sehr nah, auch die Person Buchthall - weil es einfach eine Unterschrift gibt. Seine Adresse ist dabei. Er hatte offenbar auch schon eine Telefonnummer: 14 83."
Ian Stuart, Enkel von Eugen Buchthal
"Das war das Haus meines Großvaters. Heute gehört es Dr. Klimmer. Er hat eine wunderbare Einstellung. Er hat mich eingeladen, das Haus zu besuchen."
Dr. Klimmer
"Ian. Wonderful to meet you."
- "Thank you."
"Willkommen im Haus Deiner Familie!"
Ian Stuart, Enkel von Eugen Buchthal
"Er hat das Gefühl, in einem Haus zu leben, das nicht ganz ihm gehört, sondern Teil der Kulturgeschichte ist. Ich finde das wunderbar."
Markus Klimmer, heutiger Eigentümer der Villa Buchthal
"1921 haben Thea und Eugen Buchthal das Haus in Auftrag gegeben. Und wenn man sich anschaut, dass viele der Häuser in dieser Nachbarschaft auch später entstanden sind, ist das vielleicht modernste Haus in dieser Gegend immer noch das Haus von 1922. Das war mit Sicherheit ein UFO, das hier in der Gegend gelandet ist und als solches wurde es von den Menschen wohl auch gesehen, sowohl von den Nachbarn als auch von den neugierigen Berlinern."
Ian Stuart, Enkel von Eugen Buchthal
"Das ist Hugo Buchthal und das ist Anne Gerda, Sophie Buchtal. Meine Mutter."
Markus Klimmer, heutiger Eigentümer der Villa Buchthal
"Toll angezogen. Sehr formell. Und Hugo hat Spaß dabei, aber deine Mutter nicht."
- "Nein, das sieht man.
Ian Stuart, Enkel von Eugen Buchthal
"Diesen Ausdruck kenne nur zu gut!"
- "Den hat sie behalten?"
"Den hat sie behalten!"
"Hier sehen wir zwei Skupturen von Lehmbruck."
"Mein Großvater hatte ein Auge für junge Künstler und seine Frau versuchte, viele von ihnen zu unterstützen. Einige lebten sogar mehrere Jahre in ihrem Haus. Insbesondere Käthe Wilczynski. Sie hat wunderbare kleine Tagebuch Skizzen gemacht von ihren Erlebnissen mit der Familie."
- "Das ist Eugen. Und das ist wahrscheinlich Dein Onkel Wolfgang als kleines Kind."
"Er sieht sehr nett aus, Sehr warmherzig. Das ist Eugen, das ist Hugo und das ist Mama und das ist Thea."
- "Ich finde das ist besser als Instagram!"
Petra Winter, Leiterin Provenienzforschung, Staatliche Museen Berlin
"Also, was wir wissen, ist, dass Buchthal 1936 angefangen hat, seine Kunstsammlung zu verkaufen, an die Galerie Mierendorff in Berlin. Und die haben das dann auch relativ zeitnah weiterverkauft, an das Kupferstichkabinett. Er emigriert erst 1938."
Ian Stuart, Enkel von Eugen Buchthal
"Weil er ein respektierter Geschäftsmann war, glaubte er - wie viele andere Juden - nicht, was erzählt wurde. Sie dachten, wenn wir den Kopf einziehen, wird schon alles gut gehen. Bis sie 1938 einen Anruf bekamen, der sagte: Geht! Sofort!"
"Für meine Großeltern war das Leben in London sehr hart. Sie mussten ums Überleben kämpfen."
"Restitution ist wichtig als Symbol. Wenn man sich die Zahl der Toten im Zweiten Weltkrieg anschaut, wen interessiert da schon die Rückgabe von Bildern?"
"Heute hat die Welt neue Probleme und die die symbolische Bedeutung wäre in etwa: Wenn wir die Vergangenheit vergessen, wie wollen wir dann mit der Gegenwart umgehen? Ich denke, das ist der Hintergrund."
Autorin: Charlotte Pollex