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Sie ist eine Ikone der weltweiten Menschenrechtsbewegungen. In den USA engagiert sie sich im Wahlkampf von Bobby Kennedy, in Deutschland ist sie 1983 in der ersten Bundestagsfraktion der Grünen, sie leistet Widerstand gegen den Nato-Doppelbeschluss, sie unterstützt die DDR-Bürgerrechtler*innen – Petra Kellys Leben ist der Kampf. Umso tragischer ist Ihr Tod. Eine neue Dokumentation erzählt diese außergewöhnliche Frau detailliert und bewegend.
Petra Kelly sah sich immer zugleich als Politikerin und Aktivistin. 1983 ist es ihr wichtig sich in Ostberlin erst mit der Bürgerrechtsbewegung zu treffen, bevor sie als Leiterin der Delegation der Grünen Honecker die Hand schüttelt.
"Unsere Mission der Grünen ist überall grenzübergreifend Schwerter zu Flugscharen umzuschmieden."
Sie glaubt fest an die Wiedervereinigung, doch wusste, die echte Arbeit machen die Menschen auf der Straße.
"Wir sind das Volk, wir sind das Volk."
Filmausschnitt, Petra Kelly in der Berliner Marienkirche 1989
"Ich glaube nicht, dass wir das in Westeuropa in der Bundesrepublik schaffen würden, was ihr geschafft habt bis jetzt. Ihr seid ein Stück voraus. Und ich erinner' mich an die Worte von Albert Einstein, als er sagte: es ist nicht die Atombombe, die das Problem ist, es sind die Herzen der Menschen. Und ich hoffe nur, dass eine Regierung hier von diesen Herzen hier berührt wird, dass sie weiß, was in den Herzen dieser Menschen ist und dass diese Gewaltfreiheit in die Geschichte eingehen wird."
Die Idee zum Film hat Regisseurin Doris Metz auf einer Fridays For Future Demo, als sie hört, wie junge Frauen jetzt über Petra Kelly diskutieren. Sie fühlt sich erinnert an ihre eigene Jugend in den 80ern. Mit ihrer emotionalen und direkten Art hat Petra Kelly sie schon damals fasziniert.
Doris Metz, Regisseurin
"Ich war damals in der ganz, jungen Grünen Partei aktiv und hatte da die Gelegenheit sie da kennenzulernen und man hat es ein bisschen vergessen. Jeder, der anders dachte, wurde diffamiert. Und dann kommt so eine junge Frau, die politisch komplett anders agiert, die global denkt, die Umwelt, Menschenrechte und Natur und Frauenfragen zusammenbringt. Und das war so, boah!"
Geboren ist Petra Kelly in Bayern. 1959, als sie 12 Jahre alt ist, zieht sie mit ihrer Mutter und ihrem amerikanischen Stiefvater in die USA.
Als Studentin beginnt sie sich politisch zu engagieren, arbeitet im Wahlkampfteam von Bobby Kennedy. Und sie lernt das Mittel kennen, das zum Zentrum ihrer aktivistischen Ideologie wird: der gewaltfreie Widerstand.
"Wenn ich dann erlebt habe, wie Polizisten mit Schäferhunden an die Menschen rangeführt worden sind, die nicht weggewichen sind, die sitzen geblieben sind, die sich haben von den Hunden beißen lassen. Das verlässt einen nie, dass zu wissen, wenn wir so viele sind und so viele daran glauben und niemand es durchbricht und ziviler Ungehorsam auch eine Philosophie wird des Lebens, dann kann man ungeheuer viel damit verändern."
Petra Kelly engagiert sich international: gegen Atomkraft für Menschen- und Frauenrechte, für Umweltschutz. Themen, die heute noch oder wieder hochaktuell sind.
In Deutschland baut sie die Grünen mit auf und 1983 gelingt ihr der Einzug in den Bundestag. Doch die international bekannte Friedensaktivistin passt nicht so recht in die Fraktion. Sie wehrt sich dagegen, dass die Grünen mehr und mehr zu einer etablierten Partei werden. Sie wird zur Außenseiterin.
Doris Metz, Regisseurin
"Antiparteien-Partei war das Wort. Das sollte eine andere Politik sein, die offener ist, transparenter, nicht in Hinterzimmern. Und da sind wir in der Gegenwart. Und die Antwort, die kriegen wir jetzt, weil die Politik auf eine Weise halt sehr weit sich entfernt hat von den Menschen. Und wir haben so viele Veränderungen und so in diesen multiplen Krisen, in denen wir uns bewegen, fehlen diese politischen Fähigkeiten von einer Petra Kelly."
Sie fehlt, weil Petra Kelly im Alter von 44 Jahren im Schlaf erschossen wird – von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian. Danach bringt er sich selbst um. Dieser Tod überschattet bis heute ihr Wirken. Der Film "Petra Kelly – Act Now" lenkt den Blick wieder auf ihr Wirken.
Doris Metz, Regisseurin
"Sie hat die Kraft gehabt, Menschen politisch zu erreichen und darüber hinaus sie ins Handeln zu bringen. Das war für sie klar: Transformation von Gesellschaft geht nur mit zivilen Gruppen, mit nationalen kleinen Graswurzelbewegungen das weiterzuentwickeln und für sie war die ganze Welt eine globale Graswurzelbewegung."
Wäre Petra Kelly heute noch Aktivistin? Hätte sie sich bei der "Letzte Generation" engagiert? Sie glaubte jedenfalls an die gemeinsame Macht der Menschen.
Autorin: Vera Drude