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"Ha-lle-lujah" - die Musik aus Händels Oratorium Messias ist reichhaltig und gewaltig, eben Barock. Dazu passt die neue opulente Inszenierung der Komischen Oper an einem besonderen Ort: dem Flughafen Tempelhof.
Es ist meistgespielte Oratorium der Welt. Gesungen von fast 400 Laiensängerninnen und - Sängern aus Berliner Chören und den Solistinnen und Solisten der Komischen Oper.
Penny Sofroniadou ist Sopransolistin und fest im Ensemble. Sie ist gebürtige Griechin und lebt seit 11 Jahren in Deutschland. Die Proben hier am Flughafen Tempelhof laufen seit drei Wochen und Penny nimmt uns mit hinter die Kulissen. In den Zelten sind die Umkleiden für den riesigen Chor.
Penny Sofroniadou, Sopranistin
"Das ist sehr besonders, weil wir sehr viele unterschiedliche Gesichter auf der Bühne haben, so unterschiedliche Energien und es bleibt immer spannend und frisch."
Eigentlich wollte die heute 33-Jährige Biologie und Chemie studieren, doch sie entschied sich mutig für das, was ihr Freude macht: Auf einer Bühne singen.
Penny Sofroniadou, Sopranistin
"Wenn man das erste Mal diese Bühne sieht, fühlt man sich sehr sehr klein und hat ein chaotisches Gefühl. Aber mit der Zeit und je mehr man hier probt, desto gemütlicher fühlt man sich. Irgendwie ist es riesig aber ganz intim."
Diese beiden Italiener gestalten die intime Stimmung. Ein Team seit fast 20 Jahren: Der Regisseur Damiano Michieletto und der Szenebildner Paolo Fantin. Die gesamte Zeit einer Produktion verbringen sie gemeinsam am selben Ort, denn sie wollen alles persönlich verhandeln. Diesmal geht es um existentielle Dinge.
Damiano Michieletto, Opernregisseur
"Ich bin Katholisch erzogen worden, aber ich versuche hier eine Inszenierung zu gestalten, die zwar mit Religion zu tun hat, aber eher den Messias als ein Symbol, als Metapher nimmt. Es geht um die Frage nach dem Mysterium des Lebens und des Todes und was es bedeutet zu leiden."
Denn bevor er den Messias schreibt, hat Georg Friedrich Händel einen Schlaganfall, der ihn halbseitig lähmt. Seine Heilung erscheint ihm wie ein Wunder. Im Rausch komponiert er in weniger als drei Wochen das Oratorium.
Regisseur Damiano Michieletto verbindet die biblischen Texte über das Leben Jesu mit der Geschichte einer Frau. In ihrem Kopf wird ein Hirntumor gefunden.
Damiano Michieletto
"Wenn du mit dem Tod konfrontiert bist, dann betest du, nicht kirchlichen, sondern im spirituellen Sinne. Diese Art der Spiritualität, die ist für mich sehr mit der Musik von Händel verbunden. Der Tod ist immer ein Moment, in dem du inne hältst und beginnst über die großen Fragen nachzudenken."
Doch auch das Leben hat in der Inszenierung seinen Platz, Paolo Fantin bringt es in Gestalt eines Gartens auf die Bühne.
Paolo Fantin, Bühnenbildner
"Als ich den Hangar zum ersten Mal sah, war mein Gedanke, einen Kontrast zum Beton und dem Metall zu schaffen – mit Natur. Und das ist die verrückte Idee, die daraus enstanden ist."
Paolo Fantin
"Wir haben verschiedenfarbige Planzen und hier die Lorbeerpflanze. Diese Pflanze ist ein Symbol des Lebens und der Wiedergeburt. Sie sagt, alles kann auf eine positive Art ein neues Leben finden."
Die Probe beginnt. Penny überbringt in ihrer Rolle als Ärztin der todkranken Frau die Botschaft, dass sie sterben wird. Das Thema Krebs geht Penny nah, denn sie kennt es aus ihrer eigenen Familie.
Penny Sofroniadou
"Ich habe leider jetzt meine private Erfahrung, was das betrifft. Ich glaube, viele Leute können sich damit, ja, Identifizieren oder ein Teil von ihrem Leben irgendwie auf der Bühne sehen. Das trifft irgendwie besondere Punkte in mir und ich finde das, wie eine Katharsis auf der Bühne, wenn ich das spielen darf."
Die Erlösung kommt zum Schluss mit dem Amen im Regen.
Autorin: Vera Drude