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Gerade kommt mit "Der Buchspazierer" ein Film in die Kinos, der sehr märchenhaft von der Kraft der Bücher und des Lesens erzählt. Prominent besetzt mit Christoph Maria Herbst oder Ronald Zehrfeld. In einer kleinen Rolle als Azubi auch dabei: Viet Pham. Für ihn war es ein weiter Weg bis an die Seite der Stars. Er stammt aus einer vietnamesischen Familie, wuchs in einem Asylheim auf, machte ein Fachabi und studierte sogar auf Wunsch seiner Eltern Wirtschaftspsychologie. Sein Traum war ein anderer und er arbeitet immer noch daran, ihn sich zu erfüllen. In Berlin hat er eine Heimat gefunden und hier zeigt uns der Nachwuchs-Schauspieler, was ihm wirklich wichtig ist.
Ein bisschen nervös ist er heute, gesteht Viet Pham – und die Haare sind da so eine Art Ventil. Wie präsentiere ich mich – das ist bei Menschen in der Öffentlichkeit immer eine Frage. Viet Pham hat in Wochen mit vielen öffentlichen Terminen schon einmal 14 Outfits gebraucht – in Designer Alfonso Maria Nava in Friedrichshain findet er einen Gleichgesinnten.
Viet Pham, Schauspieler
"Ich komme eigentlich immer zu Alfonso, wenn es besondere Anlässe gibt. Und hab ihm einen Anzug mitgebracht, den ich schon ganz lange hatte und zum Upcyling gebracht habe. Und er hat für mein nächstes Event diesen Anzug draus gemacht."
"Wir versuchen beide, uns als Künstler weiterzuentwickeln. Wir spielen uns gegenseitig die Bälle zu und treiben uns voran. Es ist nicht nur eine berufliche, sondern auch eine menschliche Verbindung."
Mode ist bei Viet Pham nicht nur da, um einen guten Eindruck auf dem Roten Teppich zu machen. Es ist ein Teil seines Lebensgefühls.
Viet Pham, Schauspieler
"Ich glaube, das hat ehrlich gesagt angefangen, relativ früh, dass ich anders bin. Und in der Schulzeit einfach anders gesehen wurde. Und diese Stärke nehme ich jetzt einfach mit und sage okay, ihr wollt, dass es anders ist also hilft mir das, mich individuell auch so zu stylen, wie ich mich fühle."
"Was ist nur los?
Was ist los mit mir?
Was soll ich ändern,
verändern an mir?"
Diese Ecke am Landwehrkanal ist einer der Berliner Lieblingsorte von Viet Pham – aufgewachsen ist er in einem hessischen Dorf als Sohn vietnamesischer Eltern. Er will nicht zuviel erzählen von den negativen Erfahrungen, von der Ausgrenzung, die er erfahren hat. Aber sie hat ihn halt mitgeprägt.
Viet Pham, Schauspieler
"Ich war viel alleine und habe vieles so akzeptiert, was man hört, was die Anderen sagen: Du bist hässlich, du siehst scheiße aus, du siehst doof aus. Du wirst eh nix schaffen, Du bist n Reisbauer… Und diese ganzen Türen, die mir schon immer verschlossen wurden… Das fängt an mit dem Lehrer, der sagt, ey, Du wirst kein Abi machen, du bist zu dumm, du kannst nicht richtig deutsch. Das ist kein Problem, weil ich mein Abi trotzdem gemacht habe, habe trotzdem mein Studium gemacht. Und ich habe diese Stärke tatsächlich mitgenommen und nehme das jetzt mit für meine Kunst."
"Die Menschen sehen mich einfach nicht,
Mein wirkliches Ich."
Musik war sein Schlüssel zur Kunst – Straßenmusik. Denn nach dem Studium der Wirtschaftspsychologie, war da irgendwie… nichts. Es war der Weg, den die Eltern für ihn gewünscht hatten. Bei anderen fließen beim Abschlusszeugnis die Freudentränen.
Viet Pham, Schauspieler
"Ich habe auch geweint, aber vor Trauer, weil ich so ne starke Leere in mir gespürt hatte und es war für mich so der Wendepunkt. Und ich wollte unbedingt in die Kunst rein, da war für mich die Musik das purste und das größte Geschenk, was ich in mir selber trage."
Erst die Musik, dann Fotoshootings und Modeln – und später das Schauspiel. Im Moment ist er an der Seite bekannter Kollegen im Kino zu sehen. In "Der Buchspazierer" spielt er Leon, einen Auszubildenden einer Buchhandlung, mit dem Herzen auf dem rechten Fleck.
Viet Pham, Schauspieler
"Was mich an dem "Buchspazierer"-Projekt besonders freut ist, bei dem Casting-Prozess, dass ich als Leon gecastet wurde. Da sagen jetzt manche vielleicht "Ah, okay, das ist deine positive Erfahrung da dran?", aber ja, es ist eine sehr positive Erfahrung, weil es ein Casting war, das unabhängig von meiner Herkunft war."
Für diesen Film ist er gerade viel in Deutschland unterwegs gewesen – wenn er in Berlin dann einmal etwas Zeit hat – geht er in sein vietnamesisches Lieblingsrestaurant, wo ihn das Team schon öfters zum gemeinsamen Essen eingeladen hat. Das ist dann ein Stück Geborgenheit, sagt er. Die Geschichte von Viet Pham ist vielleicht noch nicht die eines großen Stars, aber schon jetzt die einer gelungenen Selbstermächtigung.
"Dich akzeptieren
Mit Dir einig sein."
Autor: Steffen Prell