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Einem großen Publikum ist Caroline Peters vor allem als "Sophie Haas" aus der Fernsehserie "Mord mit Aussicht" bekannt. Sie ist aber auch eine vielbeschäftigte Theaterschauspielerin und Ensemblemitglied am Burgtheater in Wien. Jetzt hat sie auch noch einen Roman geschrieben. In "Ein anderes Leben" erzählt sie von Hanna. Eine Frau mit vielen Männern, Töchtern und einem abwechslungsreichen Leben. Eine Geschichte aus dem Alltag im West-Deutschland der 70er und 80er Jahre, über ein Leben zwischen Freiheit und Zwängen. Caroline Peters macht daraus mit genauen Beobachtungen, kraftvoller Sprache und mit viel Humor einen packenden Roman. Was Hanna mit ihrer eigenen Mutter zu tun hat, darüber haben wir mit ihr in Berlin gesprochen.
Gerade hat Caroline Peters viel zu tun. Morgen startet die Premieren-Tour für "Spitzname", eine Komödie von Regisseur Sönke Wortmann, in der sie eine Hauptrolle hat. Später spielt sie noch in der Schaubühne. Kurz vor ihrem Auftritt treffen wir die gutgelaunte Schauspielerin in ihrer Berliner Lieblingsbuchhandlung. Im "Bücherbogen" am Savignyplatz findet sie auch gleich ein passendes Geschenk.
Caroline Peters, Schauspielerin und Autorin
"Ja. Das habe ich natürlich für Maja Zade gekauft, sie ist die Autorin und Regisseurin von dem Stück "Spinne" und da dachte ich: Ach guck mal, das kann man doch schön mal verschenken."
In Maja Zades Stück "Spinne", in dem sie gerade an der Schaubühne auftritt, steht Caroline Peters 90 Minuten allein auf der Bühne. Ein Kraftakt. Es geht um die Schwierigkeiten, trotz politischer Konflikte miteinander zu reden.
Neben der Schauspielerei schreibt sie. Und das schon lange. Für sich, im Tagebuch. An einen richtigen Roman hat sie sich bisher nie rangetraut. In der Pandemie hatte sie genug Zeit und begann literarisch zu schreiben.
Caroline Peters ist 1971 in Mainz geboren. Ihr Vater ist Psychiater, ihre Mutter die Literaturwissenschaftlerin Johanna Peters. Im Roman erzählt Caroline Peters jetzt von einer Mutter namens "Hanna".
Die Roman-Hanna gehört, genau wie die echte Johanna, zur Generation der Kriegskinder. In den 1950er Jahren studiert sie in Heidelberg. Die Stadt wird zur heilen Welt, in der nur Bücher zählen.
Wie alle aus dieser Generation hat auch Hanna keine Vorbilder für ihren Lebensentwurf. Sie heiratet nacheinander drei Studienfreunde und bekommt drei Töchter.
Caroline Peters, Schauspielerin und Autorin
"Also mir war wichtig, eine Frau zu beschreiben, die einen außerordentlich spritzigen Charakter hat und ein großes Talent dafür hat, im Mittelpunkt zu stehen und Festivitäten auszurichten und so Leute so an sich zu binden und Charme hat und Witz. Und das wird aber nicht von ihr verlangt also so ein mitteldeutscher Alltag, der verlangt das eigentlich nicht, da sind die unpassend."
Gab es dieses Ausbrechen aus bürgerlichen Konventionen der Roman-Hanna, auch bei der echten Johanna Peters?
Caroline Peters, Schauspielerin und Autorin
"Ich glaube, so wäre meine Mutter gerne gewesen. Und warum war die nicht so? Woran liegt das? Und das wollte ich gerne erkunden."
Im Roman fährt Hanna eine Ente, übersetzt und arbeitet in der Universitätsbibliothek.
Caroline Peters erzählt aus der Ich-Perspektive einer erwachsenen Frau, um die Generation ihrer Eltern, mit ihren Problemen, Zweifeln und Sorgen, besser zu verstehen.
Caroline Peters, Schauspielerin und Autorin
"Weil ich auch immer als Kind und Jugendliche dachte, was wird da immer so viel über den Zweiten Weltkrieg geredet? Das ist doch urlange her, das hat mit meinem Leben nichts zu tun. Aus meiner jetzigen Perspektive denke ich, ich bin 26 Jahre nach Kriegsende geboren. Der Mauerfall liegt wesentlich weiter zurück. Jetzt, und an den kann ich mich erinnern, wie gestern. Also, wo bin ich da Reingeboren eigentlich?"
Caroline Peters gehört zur Generation der "Boomer", die immer kritisch auf die Werte der Eltern, der Kriegsgeneration geschaut hat. Im Roman ist Hannas Ehemann ein Architekt, der für die Familie ein modernes Haus baut. Ein Sinnbild der 1950er und 60er Jahre.
Caroline Peters, Schauspielerin und Autorin
"Ich habe dem Vater diesen Architekturberuf gegeben, um daran zu erinnern, dass diese Generation eben wirklich alles aufbauen musste. Wir machen wir uns gerne so lustig über die, dass die so ebenso Häuslebauer, und die wollen so ach, gleich heiraten und das neue Haus bauen wie spießig. Und dann denke ich, ja so spießig ist es nicht per se, weil, es waren eben wenig Häuser da, und es mussten noch viel gebaut werden."
In "Ein anderes Leben" wirbt Caroline Peters auch für ein besseres Verständnis von Kindern und Eltern, Töchtern und Müttern.
Caroline Peters, Schauspielerin und Autorin
"Ganz banal - Menschen machen Fehler, und wir können uns das oft nicht erklären, gegenseitig. Es hat aber keinen Zweck, ewig daran festzuhalten, dass wir uns gegenseitig nicht verstanden haben oder was angetan haben zwischen Müttern und Kindern."
Caroline Peters erzählt kraftvoll und sehr unterhaltsam über ihre Elterngeneration. Damit trifft sie einen Nerv der Babyboomer: Es sind nicht wenige, die sich in ihrem Beobachtungen wiederfinden können.
Autorin: Margarete Kreuzer