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Anja Matkovic war früher mal Profi-Ski-Läuferin im kroatischen Nationalteam. Danach schlug sie eine Karriere als Schauspielerin ein und ist heute einer der bekanntesten Theater- und Filmschauspielerinnen der Balkanregion. Beim Filmfestival Cottbus wurde sie in diesem Jahr in die Jury berufen und ihr Film "My late Summer" eröffnet das Festival. Ein Werk des Oscar- und Berlinale-Gewinners Danis Tavović, der in diesem Jahr auch die Oscar-Einreichung von Bosnien und Herzegowinas ist.
Die kroatische Schauspielerin Anja Matković ist gerade erst in Berlin gelandet und vor wenigen Minuten in Cottbus angekommen. Sie ist das erste Mal hier. Fünf Tage wird sie nun in der Jury des Filmfestivals sitzen.
Anja Matković, Jury Filmfestival Cottbus
"Ich freu mich drauf schöne Filme zu sehen und Zeit mit den anderen Juroren zu verbringen. Ich war schon mal in einer Jury aber noch nie bei einem so berühmten Festival wie Cottbus, sondern nur bei kleineren Film-Festivals aus der Region, wo ich herkomme."
Die anderen Jurymitglieder lernt sie jetzt zum ersten Mal kennen. Noch sind nicht alle angereist. Aber ein Teil ist schon im Kino Weltspiegel angekommen. Anja Matković wird mit vier anderen Juror*innen ihrer Sektion die drei Hauptpreise des Festivals vergeben. Aus zwölf Filmen wird sie auswählen.
Anja Matković, Jury Filmfestival Cottbus
"Wenn du darüber entscheiden sollst, welches Projekt besser ist, als ein anderes, dann ist das auf jeden Fall eine große Verantwortung, klar. Ich suche immer nach einer guten Geschichte, das ist für mich eigentlich das Wichtigste. Und ich glaube, alle Menschen, die Geschichten erzählen und Filme machen, suchen immer irgendwie nach Wahrheit. Nach der Wahrheit der Geschichte. Und das ist auch für mich das Wichtigste."
Gemeinsam geht es nun ins Staatstheater, wo gleich die Eröffnungsveranstaltung stattfindet. Anja Matković spielt die Hauptrolle im Eröffnungsfilm. Sie ist in Zagreb geboren, lebt heute noch dort. Zum Schauspiel kam sie erst relativ spät in ihrem Leben.
Anja Matković, Jury Filmfestival Cottbus
"Meine Geschichte ist ein bisschen anders als andere. Als ich jung war und Teenager, hatte ich eine große Sport-Karriere. Ich war im nationalen Skiteam. Ich bin Europacoups gefahren und große Rennen. Dann hatte ich eine sehr schlimme Verletzung und musste aufhören. Als ich dann mit dem College anfing, hatte ich auf einmal sehr viel Zeit. Also hab ich mir alle Theatervorstellungen in meiner Heimatstadt Zagreb angeschaut. Und irgendwann hab ich gemerkt: Ich muss versuchen, das zu machen. Das ist mein Leben."
Anja Matković studiert an der Schauspielakademie, spielt viele Theater- und Filmrollen. Für den Eröffnungsfilm "My Late Summer" hat sie zum ersten Mal auch das Drehbuch geschrieben. In dem Film geht es um Maja. Eine Großstädterin die auf eine kleine Adria- Insel kommt, um einen Teil des Erbes ihres Vaters einzufordern, der hier lebte. Kennengelernt hat sie ihn nie. Im Laufe des Films kommt Maja den Einwohnern der Insel immer näher und findet auch einiges über den Vater heraus.
Anja Matković, Jury Filmfestival Cottbus
"Sie ist eine sehr unabhängige Frau. Nach außen hin sehr stark, aber tief drinnen sehr fragil und emotional. Sie kämpft auf der Insel damit, dass sie eigentlich dazugehören möchte aber dann findet sie heraus, unter welchen Umständen sie auf die Welt gekommen ist und schämt sich sehr dafür."
Authentisch zeigt der Film die Mentalität der Einwohner dieses abgelegenen Ortes. Jetzt ist Deutschlandpremiere. Anja Matković braucht die Aufregung und Herausforderung im Leben, sagt sie. Die Ausdauer und Zielstrebigkeit einer Profiathletin, helfen ihr, in der Filmbranche erfolgreich zu sein.
Anja Matković, Jury Filmfestival Cottbus
"Ich habe viel Glück. Ich mache immer irgendetwas. Aber Kulturprojekte werden in Kroatien kaum unterstützt. Es gibt nie genug Geld für Filmemacher. Viele müssen sehr hart kämpfen. Aber zum Glück bin ich eine sehr willensstarke und enthusiastische Person. Ich finde immer irgendwie einen Weg."
Bald möchte Anja Matković auch Regie führen. Vielleicht sehen wir sie ja irgendwann auch mit ihrem eigenen Film auf dem Filmfestival Cottbus.
Autorin: Lilli Klinger