Was tun bei Bienen- oder Insektenstichen? - Sicher vor Insektenstichen
Egal ob in der Stadt oder auf dem Land – der August ist der Monat, in dem die meisten Wespen umher schwirren. Überall beobachtet man panisches Pusten und Wedeln. Doch ist das überhaupt der richtige Weg, um den Insekten Herr zu werden? Die rbb Praxis klärt auf
Sssss, sssss, ssss – überall surrt und schwirrt es derzeit. Durch den warmen, trockenen Sommer hatten vor allem Wespen ideale Bedingungen für die Aufzucht ihres Nachwuchses. Ab August begeben sich nun die Völker auf die Suche nach kohlenhydratreicher Nahrung und Süßem. Viele Deutsche haben regelrechte Panik, wenn ihnen sich ein Brummer nähert: Jeder Vierte gab in einer Online-Umfrage an, Angst vor Bienen zu haben. Die Sorge ist jedoch in den meisten Fällen unbegründet: Wespen und Bienen greifen normalerweise nicht an, sondern wehren sich höchstens, wenn sie Gefahr wittern. Wer sich ruhig verhält, dem passiert nichts, so die Aussage von Experten.
Insektenstiche vermeiden
Wer sich an ein paar einfache Regeln hält, verhindert, dass die Insekten zustechen. Wichtigstes Credo: nicht hektisch um sich schlagen.
· Süßes sowie Fleisch und Wurst und Getränke im Freien abdecken
· Kindern nach dem Essen und Trinken den Mund abwischen
· Mindestens zwei Meter Abstand zum Nest zu halten, denn am Nest sind die Tiere aggressiver
· Nester in Rollladenkästen oder in der Nähe von Haustüren von Fachleuten entfernen lassen
· Nicht über Streuobst-, Blumen- und Kleewiesen barfuß laufen
· Wespen nicht an- und wegpusten. Die Atemluft enthält hohe Konzentrationen von Kohlendioxid, das macht Wespen und Bienen aggressiv.
· Beim Aufenthalt im Freien Kleidung mit dezenten Farben tragen, um Insekten nicht anzulocken.
· Auf stark parfümierte Kosmetika verzichten.
Wespen- und Bienenfallen mit Zucker oder Honigwasser sind laut Bundesartenschutzgesetz nicht erlaubt; zudem versprechen sie wenig Abhilfe. Das Gleiche gilt für Elektrolichtfallen für den Garten. Sie fangen nicht nur Wespen, sondern beispielsweise auch die streng geschützte Hornisse und sind deshalb verboten.
Die Deutsche Wildtier-Stiftung rät dazu, einen Strauß Basilikum oder eine Gewürznelken gespickte halbe Zitrone auf den Tisch zu stellen, denn diese Gerüche mögen Wespen gar nicht. Wespen und Bienen ein eigenes Mahl zu bereiten und einen Teller mit Schinken oder Weintrauben hinzustellen, ist hingegen umstritten: Die Deutsche Wildtier-Stiftung rät zwar dazu. Insektenforscher hingegen glauben nicht, dass die Insekten verstehen, dass sie dort landen sollen.
Jeder vierte reagiert auf Stich
Wespen- und Bienen-Stiche sind zwar schmerzhaft, normalerweise aber ungefährlich – zumindest, wenn man keine Allergie hat. Doch immerhin jeder vierte Deutsche reagiert auf Bienen- oder Wespenstiche mit einer lokalen Reaktion: Mit einigen Minuten oder Stunden schwillt das Gewebe an, ist heiß und gerötet und juckt kräftig. Bei Stichen in Mund und Rachen können die Atemwege anschwellen und akute Atemnot auftreten. Dann muss der Notarzt gerufen werden.
Klarheit über eine Allergie bringt der Besuch beim Allergologen. Rund 3,5 Prozent der Deutschen reagieren laut Angaben der Universitätsmedizin Charité auf Insektenstiche mit heftigen allergischen Reaktionen. Das entspricht immerhin rund drei Millionen Menschen: Sie entwickeln eine sogenannte IgE-vermittelte, potenziell lebens- bedrohliche Anaphylaxie. Offiziell sterben jedes Jahr etwa 20 Menschen an Insektenstichen; die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher.
Vor allem Honigbienen und einige Wespenarten gelten als gefährlich. So werden knapp 70 Prozent der Insektengiftallergien durch Wespen ausgelöst. Während bei Bienen der Stachel steckenbleibt und weiter Gift abgibt, ziehen Wespen ihren Stachel wieder heraus und können nochmals zustechen. Hornissen und Hummeln sind zwar um einiges größer als Bienen und Wespen, sie stechen aber weitaus seltener zu. Ihre Stiche sind nicht giftiger als Wespenstiche.
Reaktionen unterscheiden sich
Experten unterscheiden unterschiedliche Schweregrade einer Reaktion
• Leichte Lokalreaktion: Schmerzhafte Rötung und Schwellung, maximal zehn Zenti-meter Durchmesser; bildet sich innerhalb eines Tages deutlich zurück
• Schwere Lokalreaktion: Schwellung größer als zehn Zentimeter, dauert mehrere Tage; betrifft bis zu 25 Prozent der Bevölkerung
• Anaphylaxie: schwere, manchmal tödlich verlaufende Krankheitsbilder
Bei leichten Reaktionen
In einfachen Fällen kühlt man den Bienen- oder Wespenstich mit einem feuchten Umschlag. Wer will, trägt zusätzlich eine Kortisoncreme auf. Sie lindert Schwellungen und Juckreiz. Auch eine aufgeschnittene Zwiebel hilft hier. Bei besonders starken Schwellungen kann man ein Antihistaminikum einnehmen, beispielsweise mit den Wirkstoffen Cetirizin oder Loratadin. Sogenannte Stichheiler zerstören mittels Wärme die Eiweiße, die im Insektengift enthalten und für die allergische Reaktion verantwortlich sind. Ammoniakstifte vernichten die besagten Eiweiße auf chemischem Weg. Sie müssen möglichst schnell nach dem Stich angewendet werden.
Bei heftigen Reaktionen
Eine schwere allergische Reaktion zeigt sich durch Symptome, die entfernt von der Einstichstelle auftreten: Schwellungen im Gesicht oder am Hals, kribbelnde Handflächen und Fußsohlen, dazu Übelkeit, Atemnot, Schwindel oder Herzrasen. Im schlimmsten Fall kann sich die allergische Reaktion binnen weniger Minuten bis zum lebensbedrohlichen Kreislaufschock ausweiten. Auch dann muss umgehend den Notarzt unter 112 alarmiert werden.
Was kommt danach?
Nach einer allergischen Reaktion sollte beim Allergologen eine weiterführende Diagnostik erfolgen. Er verordnet Notfallmedikamente wie Antihistaminika, Kortison und Adrenalin und hilft bei der Suche nach Patientenschulungen. Die Fachgesellschaften raten Betroffenen zu einer spezifischen Immuntherapie, bei der Hausarzt oder Allergologe die Patienten mit dem allergieauslösenden Insektengift in steigenden Konzentrationen impfen. Die Kassen übernehmen dafür die Kosten. Laut WHO ist die Hyposensibilisierung die einzige Methode, mit der sich die Insektengiftallergie heilen lässt.
Beitrag von Constanze Löffler