Heuschnupfen: Bild zeigt Frau, die zwischen hohen Gräsern sitzt und sich die Nase schnieft (Quelle: Colourbox)
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Symptome, Diagnose & Behandlung - Heuschnupfen: allergieauslösender Pollenflug- das hilft!

Heuschnupfen ist eine Form der Pollenallergie. Welche Therapie hilft und wie wichtig die richtige Behandlung ist, lesen Sie hier.

Inhalt in Kürze

• Heuschnupfen ist eine Reaktion des Körpers auf Pflanzenpollen in der Luft und äußert sich vor allem an Nase und Augen.
• Die Symptome treten in der Regel nur auf, wenn die Pollen fliegen, auf die jemand allergisch reagiert.
• Heuschnupfen kann sowohl vorbeugend als auch akut gut behandelt werden.
• Eine adäquate Behandlung beugt der Entstehung eines allergischen Asthmas vor.

Was ist Heuschnupfen?

Heuschnupfen ist eine allergische Reaktion der oberen Atemwege auf Pflanzenpollen in der Luft. In Deutschland leidet etwa jeder Vierte unter Heuschnupfen. Besonders häufig wird Heuschnupfen durch Gräser- und Getreidepollen, aber auch durch Frühblüher wie Birke, Erle und Hasel ausgelöst. Die Beschwerden zeigen sich vor allem an der Nase und den Augen; deshalb spricht man auch von allergischer Rhinitis. Der Überbegriff ist "Pollenallergie" oder "Pollinose". Bei einer Pollenallergie können auch die unteren Atemwege (allergisches Asthma) und die Mundschleimhaut betroffen sein (orales Allergiesyndrom). Letzteres wird ausgelöst, wenn es zu so genannten Kreuzallergien kommt. Dabei besteht neben der Allergie gegen Pflanzenpollen auch eine Allergie gegen bestimmte Nahrungsmittel. Ein bekanntes Beispiel für eine Kreuzallergie ist die Reaktion sowohl auf Birkenpollen als auch auf Kern- und Steinobst.
 
Menschen, die Heuschnupfen haben, leiden vor allem in den Phasen besonders, in denen Pollen fliegen, auf die sie allergisch reagieren (siehe Absatz "Wann ist Heuschnupfen am schlimmsten?") Wer ganzjährig unter einer allergischen Rhinitis leidet, hat in der Regel eine Allergie gegen Tierhaare, Hausstaubmilben oder Schimmelpilze.

Was geschieht bei Heuschnupfen im Körper?

Bei Allergien, zu denen auch der Heuschnupfen gehört, reagiert der Körper mit einer überschießenden Immunreaktion auf Stoffe aus der Umwelt, die er eigentlich tolerieren sollte. Das Immunsystem reagiert also auf Stoffe, die eigentlich ungefährlich sind, mit einer Abwehrreaktion.
 
Die Pollenallergie und damit der Heuschnupfen gehört zur Gruppe der sehr häufigen Soforttyp-Allergien (Typ I). Dabei werden zu Beginn der allergischen Erkrankung so genannte IgE-Antikörper gebildet, die sich mit Mastzellen verbinden, die vor allem in der Haut, den Atemwegen und im Darm vorkommen. Bei allen nächsten Kontakten mit dem Allergie auslösenden Stoff, schütten die Mastzellen Abwehrstoffe gegen die IgE-Antikörper aus; der bekannteste ist Histamin. Histamin und andere Entzündungsbotenstoffe, die bei diesem Prozess freigesetzt werden, führen zu den typischen Allergie-Symptomen. Beim Heuschnupfen sind das vor allem Fließschnupfen, Niesattacken sowie tränende und juckende Augen. Bei starken Beschwerden fühlen sich viele Betroffene zudem erschöpft und müde; manche bekommen auch Kopfschmerzen.

Was sind Risikofaktoren für die Entstehung von Heuschnupfen?

Es gibt eine Reihe von Risikofaktoren für die Entstehung von Allergien und damit auch von Heuschnupfen: familiäre Veranlagung, Luftverschmutzung, Zigarettenrauch sowie hohe Hygienestandards in der Kindheit. Letztere könnten dazu führen, dass das Immunsystem von Kindern weniger "trainiert" wird. Die Hypothese, die dahinter steckt lautet: wer in der Kindheit mit wenig Keimen und Infekten konfrontiert wird, bei dem reagiert der Körper möglicherweise überaktiv gegen an sich harmlose Stoffe aus der Umwelt (Umwelttheorie).

Wann ist Heuschnupfen am schlimmsten?

Menschen, die unter Heuschnupfen leiden, haben in der Regel nur dann Beschwerden, wenn diejenigen Pollen fliegen, auf die sie allergisch reagieren. also, wenn die Pollenbelastung durch den Pollenflug ihres Allergieauslösers besonders hoch ist. Je nachdem, ob jemand gegen mehrere Pollenarten allergisch ist, kann das allerdings einen Großteil des Jahres andauern. Im Februar und März beginnt die Pollenflugsaison mit Hasel und Erle, im April kommt die Birke dazu. Durch die wärmeren Winter verkürzt sich die Phase, in der keine Pollen in der Luft sind, zunehmend. Sie dauert oft nur noch von Oktober bis Januar. Eine Übersicht, wann welche Pollen fliegen, bietet die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, die auch eine Pollen App entwickelt hat (Link). Auch die Techniker Krankenkasse bietet diese Informationen über Pollenflug und Pollenbelastung an und zwar mit der App "Husteblume" (Link).
 
Für Allergiker und Allergikerinnen sind vor allem die Pflanzenpollen problematisch, die nicht über Insekten, sondern über den Wind verbreitet werden. Windbestäuber stoßen sehr große Mengen an Pollen aus. So kann etwa die Roggenähre mehr als vier Millionen Pollenkörner freisetzen, die bis zu 300 Kilometer weit fliegen. Bereits wenige Pollenkörner können ausreichen, um bei Allergiker und Allergikerinnen heftige Reaktionen auszulösen.

Mehr Infos zu Allergien und Nahrungsunverträglichkeit

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Wie wird Heuschnupfen diagnostiziert?

Wer vermutet, dass hinter dem Schnupfen ein Heuschnupfen steckt, sollte zu einem Arzt oder einer Ärztin für Allergologie, Lungenheilkunde, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde oder Dermatologie gehen. Bei Kindern findet die Diagnostik beim Kinderarzt oder der Kinderärztin statt. Zunächst wird ein Gespräch über die Beschwerden und die Lebensumstände geführt. Dabei kann es helfen, wenn man vorher ein Allergie-Tagebuch geführt hat; Vorlagen gibt es u.a. bei der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Anschließend wird zumeist ein so genannter Pricktest durchgeführt. Dabei werden mögliche Allergene auf den Unterarm aufgetragen und die Haut an diesen Stellen leicht angeritzt, damit die Substanzen in die Haut gelangen können. Wird die Haut an diesen Stellen rot und schwillt an, handelt es sich um eine allergische Reaktion gegen den dort aufgetragenen Stoff. Damit ist gleichzeitig nachgewiesen, dass auch bei Kontakt mit Pollen aus der Luft, eine allergische Reaktion stattfindet.
 
Zusätzlich kann eine Blutuntersuchung auf IgE-Antikörper oder ein so genannter Provokationstest durchgeführt werden. Bei einem Provokationstest werden Extrakte von Allergenen mit einem Spray oder in Tropfenform auf die Schleimhäute von Augen oder Nase aufgetragen. Wenn die Schleimhaut anschwillt, man niesen muss und die Nase beginnt zulaufen, spricht das für eine allergische Rhinitis.

Was kann man vorbeugend gegen Heuschnupfen tun?

Zur Pollenflugzeit ist es so gut wie unmöglich, sich komplett vor Pollen zu schützen. Doch einige Schutzmaßnahmen, um die Allergieauslöser zu reduzieren, können getroffen werden: In Innenräumen können Pollengitter in den Fenstern und Luftfilter Pollen fernhalten. Wer von draußen kommt, sollte die Kleidung komplett wechseln; zudem empfiehlt es sich, vor dem Schlafengehen zu duschen und sich die Haare zu waschen.
 
Beim Aufenthalt im Freien gilt es, eine hohe Pollenbelastung möglichst zu vermeiden, indem man sich nicht in der Nähe von Getreidefeldern und blühenden Wiesen aufhält. Vor allem sportliche Aktivitäten sollte man eher auf regnerische Tage verlegen. Wer weiß wogegen er oder sie allergisch ist, sollte sich regelmäßig über die Pollenbelastung und den Pollenflug informieren.
 
Auch eine FFP2-Maske ist ein wirksamer Schutz vor Pollen. Das hat eine Studie der Charité gezeigt. "Wir konnten in der Studie zeigen, dass die einfache Nutzung einer medizinischen Maske oder einer FFP2-Maske, die Beschwerden stark reduziert", sagt Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann vom Institut für Allergieforschung der Charité. Auch die Allergie-Medikamente seien in den letzten Jahren besser geworden (siehe Absatz "Was hilft am besten gegen Heuschnupfen?") ebenso wie die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt.

Hyposensibilisierung: Wie läuft sie ab?

Was hilft am besten gegen Heuschnupfen?

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die sowohl akut als auch vorbeugend gegen die Symptome von Heuschnupfen eingesetzt werden können. Die wichtigsten Medikamente gehören zur Gruppe der Antihistaminika. Die Medikamente verhindern, dass beim Kontakt mit den Allergie auslösenden Pollen Histamin ausgeschüttet wird, welches die typischen Symptome hervorruft (siehe Absatz: "Was passiert bei Heuschnupfen im Körper?"). Die beiden wichtigen Wirkstoffe dieser Gruppe sind Cetirizin und Loratadin.
 
Anders als die Antihistaminika der ersten Generation verursachen sie weniger Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Mundtrockenheit. Empfohlen wird, diese Medikamente vor dem Gang nach draußen einzunehmen; sie wirken innerhalb von 60 Minuten und ihre Schutzwirkung hält etwa 24 Stunden an.
 
Bei akuten Beschwerden können Sprays oder Tropfen verwendet werden, die in der Nase oder am Auge wirken. Als Wirkstoffe kommen Antihistaminika, aber auch so genannte Mastzellstabilisatoren (Chromoglycinsäure) und Kortison zum Einsatz. Mastzellstabilisatoren verhindern, dass Histamin überhaupt ausgeschüttet wird. Diese Wirkung ist in der Regel aber nicht so stark wie die direkte Wirkung von Antihistaminika. Daher werden Medikamente mit Chromoglycinsäure auch zur Behandlung von Allergien bei Schwangeren empfohlen.
 
Kortison wirkt vor allem antientzündlich; in manchen Präparaten werden sowohl Kortison als auch Antihistaminka kombiniert. Anders als bei abschwellenden Nasentropfen mit Wirkstoffen aus der Gruppe der so genannten Alpha-Sympathomimetika, können antiallergische Nasentropfen auch über längere Zeit angewendet werden, ohne abhängig zu machen. Viele Menschen haben Bedenken, wenn sie kortisonhaltige Medikamente anwenden. Systemische, also den gesamten Körper betreffende Nebenwirkungen wie etwa Gewichtszunahme, ist bei der lokalen Anwendung von Kortisonsprays an Auge und Nase aber nicht zu beobachten.
 
Neben den genannten Medikamenten können auch Nasenduschen oder Nasensprays mit physiologischer Kochsalzlösung die Heuschnupfen-Beschwerden lindern.
 
Eine ursächliche Behandlung des Heuschnupfens, bietet die spezifische Immuntherapie auch Hyposensibilisierung genannt.

Wer bekommt Heuschnupfen und in welchem Alter tritt er auf?

In Industrieländern wie Deutschland, leidet etwa jeder Vierte an einem allergischen Schnupfen. Die meisten Menschen bekommen die Beschwerden vor ihrem 20. Lebensjahr. Von den Kindern und Jugendlichen leiden - laut Zahlen des Robert Koch-Instituts - fast neun Prozent an Heuschnupfen.
 
Auch ältere Menschen können neu an Heuschnupfen erkranken. Allerdings sei es in diesen Fällen häufiger so, dass Betroffene sich nicht immer daran erinnern könnten, ob sie vielleicht schon in jüngeren Jahren einmal Symptome hatten, sagt Lungenfacharzt und Allergologe Prof. Karl-Christian Bergmann von der Charité:

Wir sind nicht völlig sicher, ob Personen, die im Alter von 50 oder 60 Jahren in die Sprechstunde kommen nicht vielleicht schon früher leichte Beschwerden hatten, was möglicherweise unterging in den anderen Lebenssituationen.

Was passiert, wenn Heuschnupfen nicht richtig behandelt wird?

Es gibt immer noch viele Betroffene, deren Heuschnupfen nicht richtig diagnostiziert wurde oder- die trotz einer Diagnose - ihre Beschwerden immer nur dann behandeln, wenn der Leidensdruck sehr stark ist.
 
Möglicherweise verwechseln manche Ihre Beschwerden auch mit einer normalen Erkältung, was allerdings gut voneinander unterscheidbar sei, erläutert Prof. Bergmann:

Man kann sich eines merken, immer wenn etwas mit Juckreiz zu tun hat, also wenn die Nase auch juckt oder das Auge juckt, dann ist es eigentlich immer eine Allergie. Bei einer normalen Erkältung oder bei einer Influenza hat man keinen Juckreiz der Nase.

Wird ein Heuschnupfen nicht richtig behandelt, kann sich daraus nach einigen Jahren ein allergisches Asthma entwickeln. Auch die Entstehung einer Nahrungsmittelallergie (Kreuzallergie) ist möglich. Allerdings kann sich ein allergisches Asthma auch unabhängig von einem Heuschnupfen entwickeln.
 
Typische Symptome für ein Pollen-Asthma sind trockener, sekretarmer Reizhusten, Brennen hinter dem Brustbein und häufige Infekte der Bronchien sowie ein Nachlassen der sportlichen Leistungsfähigkeit.
 
Ein allergisches Asthma, das nicht adäquat behandelt wird, wird in rund 30 Prozent der Fälle chronisch und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Insofern "lohnt" sich die gute Behandlung allergischer Beschwerden auf jeden Fall.

Autorin: Ursula Stamm

Der Experte

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