Altersbedingte Makuladegeneration: Symbolbild zeigt Auge, dass durch eine Papierrolle blickt (Quelle: imago/Design Pics)
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Netzhaut in Gefahr - Altersbedingte Makuladegeneration: erkennen & behandeln

Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) beginnt schleichend. Eine frühe Diagnose ist wichtig. Wir haben Infos zu: Symptome, Ursachen & Behandlung.

 

Buchstaben verschwinden plötzlich, Gesichter verschwimmen, Autofahren wird unmöglich. Die Altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD, ist für betroffene Personen eine große Herausforderung. Die Krankheit zerstört Sehzellen in der Makula, so dass die Sehkraft im zentralen Gesichtsfeld sehr eingeschränkt werden kann und sie ist keineswegs selten: Die altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für eine schwere Sehbehinderung bei Menschen über 50. Schnelles Handeln und die passende Therapie sind bei dieser Netzhauterkrankung entscheidend. Circa sieben Millionen Menschen sind in Deutschland davon betroffen.

Altersbedingte Makuladegeneration – was ist das?

Bei der altersbedingten Makuladegeneration wird die Netzhaut im hinteren Bereich des Auges an der Makula angegriffen. Dort, in der Netzhautmitte gehen die Sehzellen zugrunde. In diesem nur 5 - 6 Millimeter kleinen Bereich auf der Netzhaut sind die Sehzellen normalerweise besonders dicht angeordnet. Das zentrale Gesichtsfeld – also alles, was wir direkt ansehen, wird dort abgebildet. Es ist möglich, dass die Erkrankung an der Netzhaut erst nur an einem Auge auftritt.
 
Betroffene Personen beschreiben eine AMD häufig so: "Gerade dort, wo ich genau hinschaue, sehe ich nicht scharf."

Unterschied: trockene und feuchte Makuladegeneration

Man unterscheidet zwei Formen: die trockene und die feuchte Makuladegeneration.
 
Die trockene Makuladegeneration entsteht, wenn der normale Stoffwechsel im Auge, etwa ab dem Alter von 55 Jahren, schlechter wird. Dann lagern sich auf der Netzhaut im Bereich der Makula Abbauprodukte aus dem Stoffwechsel an, so genannte Drusen. Sie verhindern die Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen, die normalerweise von den darunterliegenden Blutgefäßen gewährleistet wird. Durch diesen Prozess werden die Sehzellen geschädigt.
 
Diese häufigere Form der AMD kann in eine feuchte AMD übergehen. Dabei wachsen krankhafte Gefäße unter der Makula, da wo eigentlich keine Gefäße hingehören. Die Gefäßwände dieser krankhaften Blutgefäße sind qualitativ schlecht. Aus ihnen treten Flüssigkeit und Blut unter und in die Netzhaut ein: Die Sehzellen sterben ab, das Sehvermögen wird schlechter.

Ursachen der altersbedingten Makuladegeneration

Warum Menschen eine altersbedingten Makuladegeneration bekommen, ist selbst in Fachkreisen nicht eindeutig geklärt. Man vermutet, dass genetische Faktoren, Lichtbelastung, entzündliche Prozesse sowie Abbauvorgänge im Rahmen des Alterungsprozesses maßgeblich für eine AMD sind. Dazu kommt der Lebensstil. Zu Risikofaktoren zählen: Rauchen, unbehandelter Bluthochdruck und eine ungesunde Ernährung. Dass die Makuladegeneration rein seelische Ursachen hat, ist unwahrscheinlich.

Symptome: Wie erkenne ich eine Altersbedingte Makuladegeneration (AMD)?

Die Veränderungen beim Sehen beginnen meist schleichend. Zu Beginn benötigt man beim Lesen mehr Licht, sieht weniger scharf. Oder man findet sich beim Wechsel von einem hellen Raum in einen dunklen nicht zurecht.
 
Auch kommt es zu verzerrtem Sehen: Gerade Linien werden plötzlich krumm oder gebogen wahrgenommen. Hilfreich: Der Sehtest mit dem so genannten Amsler-Gitter.
 
Weitere Symptome: Unschärfen in der Mitte des normalen Sehfeldes, verschwimmende Gesichter, dunkle Flecken beim Zeitunglesen. Geht die trockene in die feuchte AMD-Form über, kommt es oft zu einer akuten Sehverschlechterung. Insgesamt nimmt das Sehen im zentralen Gesichtsfeld ab.

Droht bei altersbedingter Makuladegeneration eine Erblindung?

Der Verlauf der beiden Formen ist unterschiedlich:
 
Bei der trockenen AMD kommt es zu einer langsamen Sehverschlechterung über Jahre bis Jahrzehnte.
 
Bei der feuchten Makuladegeneration kann es plötzlich zu einer Sehverschlechterung kommen, innerhalb von Tagen bis Wochen sogar zu einem fast vollständigen Sehverlust.
 
Viele Patienten haben Angst, vollständig zu erblinden. Tatsächlich ist die altersbedingte Makuladegeneration eine Erkrankung, die nicht heilbar ist. Gänzlich erblinden wird man jedoch nicht. Das periphere Sehen, das für die Wahrnehmung des Raumes zuständig ist, bleibt in der Regel erhalten, Umrisse bleiben erkennbar. Das Sehen im zentralen Gesichtsfeld sinkt aber unter zwei Prozent. Mit einer derart geringen Sehkraft gilt man gesetzlich als blind.
 
Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto höher sind die Chancen, das Sehvermögen zu erhalten.

Diagnose: Wie kann man eine Makuladegeneration feststellen?

Zerstörte Sehzellen können nicht ersetzt werden. Deshalb ist ein frühzeitiges Erkennen der Erkrankung wichtig. Es gibt mehrere Untersuchungen, die dabei helfen:
 
Zuerst misst der Augenarzt oder die Augenärztin die Sehschärfe. Dann wird der Augenhintergrund mit dem Augenspiegel und der Lupe geprüft. So lässt sich erkennen, ob sich auf der Netzhaut Ablagerungen gebildet haben.
 
Bei Verdacht auf eine feuchte Makuladegeneration folgt eine Fluoreszenzangiographie. Sie bildet die Gefäße im Auge ab. Ein Farbstoff wird in die Armvene injiziert. Er verteilt sich im ganzen Körper und auch in den Blutgefäßen des Auges. Dort erfasst eine Spezialkamera die Verteilung des Farbstoffs. So wird sichtbar, wie das Blut durch die Blutgefäße der Netzhaut fließt und ob irgendwo Blut oder Blutflüssigkeit austritt.
 
Die Optische Kohärenztomografie (OCT) ermöglicht einen Blick auf die einzelnen Schichten der Netzhaut - und das dank Laser ganz ohne Strahlenbelastung. Die verschiedenen Schichten der Netzhaut, ihre Dicke und der Feuchtigkeitsgehalt werden gemessen.
 
So zeigen sich frühzeitig typische AMD-Schäden, wie Drusen oder Flüssigkeitsansammlungen in der Makula. Gleichzeitig ist das OCT das wichtigste Instrument für die Verlaufskontrolle der altersbedingten Makuladegeneration. Also um Veränderungen zu sehen, ob sich der Zustand verbessert oder verschlechtert hat.
 
Früher musste man die OCT selbst bezahlen. Seit 2020 übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für bis zu sechs Untersuchungen pro Auge und Jahr. Eine Erleichterung - denn die feuchte AMD muss regelmäßig kontrolliert werden.

Behandlung der feuchten Makuladegeneration

Seit mehreren Jahren stehen Medikamente gegen die feuchte Form der AMD zur Verfügung. Diese hemmen so genannte Wachstumsfaktoren (VEGF), die für die Bildung neuer Blutgefäße verantwortlich sind.
 
Die Wirkstoffe spritzt der Augenarzt oder die Augenärztin in das zuvor betäubte Auge. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Allerdings müssen die Patienten meist - je nach Therapieschema - nach ein paar Wochen wiederkommen.
 
Mit den gängigen Medikamenten kann immerhin drei Vierteln der Betroffenen mit feuchter AMD geholfen werden. Das Fortschreiten der Erkrankung wird durch die Therapie verlangsamt oder gestoppt. Zu Beginn einer feuchten AMD kann sich das Sehvermögen durch die Spritzentherapie sogar verbessern. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, umso größer sind die Erfolgsaussichten.
 
Es gibt zwei Therapie-Schemata bei der Behandlung der feuchten Makuladegeneration. Das Ziel ist es, die möglichst geringste Anzahl an Injektionen für den Patienten oder die Patientin durchführen zu müssen und gleichzeitig das Fortschreiten der feuchten Form der Makuladegeneration in Schach zu halten.

Therapie-Schemata für die Behandlung der feuchten Makuladegeneration

  • PRN Schema

  • TAE-Schema

Neue Forschung in der Therapie für die feuchte Form der Makuladegeneration

Erst seit 2020 auf dem Markt ist der Wirkstoff Brolucizumab, ebenfalls ein VEGF-Hemmer für die Therapie der feuchten AMD. Er versprach, intensiver und länger zu wirken.
 
Es zeigten sich jedoch mehr Nebenwirkungen, wie Entzündungen im Auge und sogar Gefäßverschlüsse. Deshalb wird Brolucizumab von vielen Augenärzten nur dann eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht wirken.

Expertin zu neuen Therapieansätzen bei AMD

Behandlung der trockenen Form der Makuladegeneration

Für die trockene Form der AMD gibt es bisher keine Therapie. Da sie in die feuchte Form übergehen kann, ist eine regelmäßige Kontrolle der Netzhaut wichtig.
 
Empfohlen wird, sich gut zu ernähren, mit vitaminreicher Frischkost. Eine ausgewogene, speziell auf die Bedürfnisse der Makula abgestimmte Ernährung kann den Verlauf günstig beeinflussen.
 
Besonders günstig sind Lebensmittel, die viel von dem Pflanzenstoff Lutein enthalten. Dazu zählen vor allem Mais, Grünkohl, Süßkartoffel, rote Paprika, Spinat, Honigmelone, Pfirsich, Mango und Olivenöl. Auch hochdosierte Vitamin-Präparate können dabei helfen, dass Risiko für einen schlechten Verlauf zu verringern.
 

Der Nachweis auf den Einfluss bestimmter Mikronährstoffe auf den Verlauf einer AMD-Erkrankung konnte in einer groß angelegten Untersuchung (AREDS-Studie) in den USA erbracht werden. Link zur Studie

Gesunde Ernährung für die Netzhaut

Collage Teller mit Fisch und Gemüse neben Gesicht von Mann (Bild: imago images/agefotostock/Westend61)
imago images/agefotostock/Westend61

Nährstoffe für Netzhaut & Co. - Gesunde Augen: Was das Auge gerne "mit isst"

In unserer Welt der Bildschirme sind die Augen besonders wichtig. Ob es ihnen gut geht, hängt stark vom Lebensstil ab, so auch von Ernährung. Welche Nahrungsmittel besonders wichtige Inhaltsstoffe für die Sehkraft enthalten oder gegen Augenerkrankungen helfen können hat die rbb Praxis für Sie zusammengefasst.

Altersbedingte Makuladegeneration: Psychische Folgen

Da bei der AMD die Stelle des schärfsten Sehens (zentrales Gesichtsfeld) in Mitleidenschaft gezogen wird, sucht das Auge ständig den Fokus. Diese Suchbewegungen führen bei den Betroffenen zu Überanstrengungen. Viele vermeiden irgendwann visuelle Tätigkeiten, wie Lesen, Handarbeit oder Basteln. Auch die Nutzung von Smartphones fällt schwerer - und so der schnelle Austausch mit Familie und Freunden via Text. Darum geraten viele leichter in eine Isolation und somit in psychische Probleme wie beispielsweise in eine Depression.

Exzentrisches Sehtraining als Hilfe

Dieses Sehtraining wurde in den 1980er Jahren in den USA entwickelt. Das Prinzip: Zu lernen, die noch vorhandene Sehfähigkeit zu stärken. Zu Beginn des Sehtrainings wird gemeinsam mit einer Sehtrainerin bzw. einem Sehtrainer ein Areal auf der Netzhaut bestimmt, welches das durch die AMD verlorene zentrale Sehen übernehmen kann, nämlich das exzentrische Sehfeld.
 
Patientinnen und Patienten werden daran gewöhnt, an ihrem zentralen Gesichtsfeldausfall vorbeizuschauen und so das exzentrische Sehfeld zu nutzen. Das Gehirn lernt, in welchem Winkel das Auge eingestellt werden muss, um eine andere Stelle als die Makula effektiv auszunutzen.
 
Um das zu trainieren, zeigt man Betroffenen am Bildschirm Buchstaben und Worte. Im Laufe der Zeit wird die Schriftgröße immer kleiner und der Leseabstand geringer. Parallel werden optische Sehhilfen angeboten und getestet. Mit Hilfe einer speziellen Lesetechnik werden längere Worte und sogar ganze Sätze wieder lesbar gemacht.
 
So kann bei Sehschärfen von fünf Prozent und darüber wieder die Lesefähigkeit von Zeitungsdruck erreicht werden.
 
Der Erfolg des exzentrischen Sehtrainings ist von einer gezielten Auswahl an geeigneten Patienten und Patientinnen abhängig - es hilft also nicht jedem. Zur Effektivität ist eine Studie in Planung.

Makuladegeneration: Vorbeugung

Da Vererbung bei der Entstehung auch eine Rolle spielt, lässt sich der AMD nicht gänzlich vorbeugen. Aber man weiß, dass mediterrane Ernährung, regelmäßige Bewegung und die Reduzierung von Risikofaktoren wie Rauchen bis zu einem gewissen Maß schützen kann.

Beitrag von Carola Welt

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