Augenarzt untersucht Frau (Quelle: imago/Westend61)
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Therapieansätze bei Keratokonus - Wenn sich die Hornhaut zum Kegel verformt

Das Bild ist verschwommen und verzerrt, die Sehstärke verschlechtert sich rapide: Wenn die Hornhaut besonders stark verformt ist, spricht man von einem Keratokonus. Mit einer Brille kann diese Sehschwäche ab einem bestimmten Grad der Erkrankung nicht mehr ausgeglichen werden. Dann hilft nur noch eine Operation.

Beim Keratokonus (Kerato = Horn, Konus = Kegel) verformt sich die Hornhaut des Auges zu einer Art vorgewölbtem Kegel. Dadurch wird die Hornhaut dünner und die Betroffenen sehen verzerrt und verschwommen, und die Sehstärke nimmt rasch ab. Eine Hauptursache der Augenerkrankung ist erbliche Veranlagung.

Es gibt Hinweise, dass der molekulare Aufbau der Hornhaut bei den Betroffenen anders ist als bei Gesunden. Bindegewebsfasern und bestimmte Enzyme sind bei ihnen verändert, sodass die Kollagenfasern innerhalb der Hornhaut weniger stabil sind. Der Keratokonus ist die häufigste Fehlbildung der Hornhaut und tritt meistens im Alter zwischen 15 und 30 auf. Häufig beginnt die Erkrankung an einem Auge, mit der Zeit sind aber fast immer beide Augen betroffen.

Brillen und Kontaktlinsen

In frühen Stadien eines Keratokonus können eine Brille oder Kontaktlinsen die Sehschwäche ausgleichen. Mit harten Kontaktlinsen kann man die individuelle Hornhautverkrümmung bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. Wer harte Kontaktlinsen nicht verträgt, kann sogenannte Huckepack-Linsen bekommen; bei dieser Variante liegt die weiche Kontaktlinse unter der harten.

Es gibt auch Hybridlinsen als Mischung aus weichen und harten Kontaktlinsen und Skleral-Linsen, bei denen die Linse nicht auf der Hornhaut, sondern der Lederhaut des Auges aufliegt. Schreitet die Hornhautverkrümmung weiter voran, ist es allerdings oft nicht mehr möglich, Kontaktlinsen zu tragen, weil diese wegen der starken Krümmung nicht mehr auf dem Auge haften.

Operative Verfahren : Crosslinking

Wenn der Keratokonus nicht mehr mit Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden kann, kommen operative Verfahren in Frage. Eine seit etwa zehn Jahren praktizierte Methode, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen ist das sogenannte Crosslinking, welches vor allem in den Anfangsstadien eines Keratokonus zum Einsatz kommt. Ziel des Eingriffs ist es, die geschwächte Kollagenstruktur der Hornhaut wieder zu stärken. Dazu wird beim klassischen Crosslinking die oberste Schicht der Hornhaut abgetragen. Anschließend bekommt der Patient Vitamin B2 (Riboflavin) ins Auge getropft und wird danach für 30 Minuten mit UVA-Licht bestrahlt. Licht und Riboflavin bewirken eine fotochemische Reaktion im Bindegewebe der Hornhaut, und es entstehen neue Quervernetzungen, die die Hornhaut wieder stabiler machen. Im Anschluss wird eine Kontaktlinse auf das Auge gesetzt; sie verbleibt drei bis fünf Tage im Auge, bis die oberflächliche Schicht der Hornhaut wieder zugewachsen ist.

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Es gibt auch eine Weiterentwicklung des Crosslinking-Verfahrens (Epi-On-Verfahren), bei dem die oberste Schicht der Hornhaut nicht mehr abgetragen wird. Ob die Ergebnisse mit denen des "klassischen" Crosslinking vergleichbar sind, dazu gibt es unterschiedliche Studienergebnisse. Ebenso wie zu einer möglichen Reduktion von Risiken wie Hornhautvernarbungen und Schwellungen beim Epi-On-Verfahren.

Intrastromale Ringsegemente

Ein Verfahren, welches manchmal auch mit dem Crosslinking kombiniert bzw. diesem vorgeschaltet wird, ist das Einbringen sogenannter Ringsegmente zwischen die Hornhautschichten. Die zwei halbmondartigen Segmente sollen die kegelförmige Vorwölbung abflachen und können damit unter Umständen günstigere Voraussetzungen für die optische Korrektur nach dem Crosslinking schaffen. Diese Ringsegmente können mit Hilfe einer Sonde eingebracht werden, häufig arbeitet der Augenarzt aber mit einem Femtosekunden-Laser, der eine Art Tunnel für die Ringsegmente schafft.

Hornhauttransplantation

Bei rund 20 Prozent der Patienten schreitet die Hornhautverkrümmung so stark voran, dass die Hornhaut immer dünner wird und sich Narben bilden. Dann ist eine Hornhauttransplantation unausweichlich. Dabei wird entweder eine komplette Spender-Hornhaut transplantiert oder nur die äußere Schicht der Hornhaut (vordere lamelläre Keratoplastik=DALK-Verfahren).

Kostenübernahme

Die Crosslinking-Methode ist bislang keine Kassenleistung und kostet etwa 650 bis 700 Euro pro Auge. Viele private Krankenkassen übernehmen die Kosten im Rahmen einer Einzelfallentscheidung. Diesen Weg kann man auch als gesetzlich Versicherter probieren. Allerdings wird die Methode gerade vom Gemeinsamen Bundesausschuss geprüft und Mitte 2017 wird sich voraussichtlich herausstellen, ob das Crosslinking Kassenleistung wird.

Eine Hornhauttransplantation, die pro Auge und Transplantat ca. 5.000 bis 6.000 Euro kostet, wird in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Kontaktlinsen, die ja für viele Patienten mit Keratokonus eine wichtige Therapie darstellen, werden auch nur zum Teil und auch nur auf Antrag von den Krankenkassen bezahlt. Im Hilfsmittelverzeichnis des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenkassen gibt es jedoch seit 2013 eine Kategorie "Optisch korrigierende Speziallinsen" (Einzelanfertigung Keratokonuslinsen), die ermöglicht, dass die Kosten bis zu einem bestimmten Festbetrag und bei medizinischer Begründung (Indikation) übernommen werden.

Beitrag von Ursula Stamm

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