Verschiedene Obstsorten (Quelle: Colourbox)
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- Wie gesund ist Obst?

Obst hat einen guten Ruf. Zu Recht. Denn es enthält viele Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Doch zu viel Obst kann auch ungesund sein. Für welche Mengen das gilt, von welchen Obstsorten man eher weniger essen sollte und was ein kaum beachteter "Geheim-Tipp" unter den Obstsorten ist, darüber sprach rbb Praxis mit Sandra Aland, Ernährungsberaterin in den Havellandkliniken Nauen.

Wie viel Obst ist gesund? Gibt es ein zu viel?

Ja, es gibt ein zu viel, weil viel Obst viel Fruchtzucker enthält. Und genau das ist das Problem, denn dieser Fruchtzucker führt zu einer übermäßigen Zufuhr von Kohlenhydraten. Die können dann vom Körper nicht mehr „verbrannt“ werden, sondern werden in der Leber als Fett abgespeichert. Eine Fettleber wiederum erhöht das Risiko für Diabetes und eine Entzündung der Leber. Das merkt man selbst nicht unbedingt, oft sind es Zufallsbefunde beim Arzt, der dann eine Fettleber diagnostiziert.

Welche Obstsorten enthalten denn besonders viel Zucker, welche weniger?

Wir als Ernährungswissenschaftler empfehlen gern Beerenfrüchte, weil dort der Zucker sehr günstig ist. Das heißt, Beerenfrüchte haben viel Wasser, viele Ballaststoffe und ja, sie haben auch Fruchtzucker aber nicht ganz so viel, wie zum Beispiel eine Banane, eine Ananas oder Weintrauben.

Nicht jedem schmeckt jedes Obst, soll man da auf seinen eigenen Geschmack "hören"?

Jeder hat ja seine individuellen Gewohnheiten und auch seine Vorlieben und da kann auch jeder sein eigenes Obst bevorzugen. Aber, man muss immer darauf achten, wie groß die Portion ist, damit man über das Lieblingsobst nicht zu viele Kohlenhydrate zu sich nimmt.

Was ist denn eine gesunde Portion Obst?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag, wobei eine Portion eine Handvoll meint. Davon sollten zwei Portionen Obst sein und drei Gemüse. Und die Hand sollte auch nicht überquellen. Wer gern Bananen isst, für den gilt also, dass eine Portion eine halbe Banane ausmacht.

Manche Obstsorten enthalten auch viel Fruchtsäure, wie sollte man damit umgehen?

Wenn man zu viel Fruchtsäure zu sich nimmt, kann das dazu führen, dass man aufstoßen muss, also Sodbrennen bekommt. Hinzu kommt, dass Fruchtsäure für die Zähne nicht so günstig ist, weil sie den Zahnschmelz angreift. Deshalb sollte man auch nach dem Verzehr von saurem Obst eine Weile warten, bevor man sich die Zähne putzt. Es gibt aber auch eine positive Wirkung der Fruchtsäuren und zwar, dass sie die Verdauung mit unterstützen.

Stimmt es, dass Obst so viele Vitamine enthält?

Ja und nein. Obst hat viele Vitamine, definitiv. Aber wir haben auch im Gemüse ganz viele Vitamine, das unterschätzen manche. Kopfsalat enthält zum Beispiel auch Vitamin C, was viele gar nicht wissen. Deswegen sollte man Obst und Gemüse gut variieren und kombinieren. Informationen über den Vitamingehalt von Obst- und Gemüsesorten gibt es bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die DGE hat gemeinsam mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Flyer entwickelt, die man im Internet (siehe unten) aufrufen kann, um sich einfach mal ein Grundwissen anzueignen.

Sekundäre Pflanzenstoffe im Obst, wie Flavonoide, sollen Raucher vor den negativen Folgen des Rauchens schützen. Was ist davon zu halten?

Solche Aussagen finde ich gar nicht so günstig, weil das wie eine Art „Freifahrtschein“ wirkt, nach dem Motto: wenn ich viel rauche, kann ich ja nachher viel Obst essen. Im Endeffekt vernichten aber die Giftstoffe in der Zigarette die meisten dieser positiven Stoffe aus dem Obst.

Was ist zu verarbeitetem Obst zu sagen? Zum Beispiel Saft, Smoothies, Quetschies oder Tiefkühlobst?

Bei Saft sollte man darauf achten, dass man ein reines Naturprodukt nimmt, einen reinen Saft. Viele Fruchtsaftgetränke haben sehr viel Zucker zugesetzt und die sind natürlich nicht so günstig. Also sollte man, wenn man einen Saft wählt, die Menge dosieren und darauf achten, dass es sich um ein 100-prozentiges Naturprodukt handelt. Smoothies als Alternative kann man sehr gut nutzen, um zum Beispiel jemanden zu gewinnen, der nicht so gerne Obst isst. Aber man trinkt Smoothies ja, das heißt, man umspült mehr die Zähne, man hat nicht mehr das ursprüngliche Obst in der Hand, von dem man abbeißt. So ein Smoothie ist auch schnell weggetrunken und man unterschätzt dadurch, welche Mengen an Kohlenhydraten man zu sich nimmt. Die Quetschies, also Obst in Tüten, die häufig Kindern gegeben werden, finde ich gar nicht gut. Denn dadurch lernen die Kinder kein Obst mehr kennen, die sehen die Quetschie-Tüten und das ist dann ihr Obst. Außerdem nehmen die Kinder auf diese Weise sehr schnell zu viel Zucker und auch Fruchtsäure zu sich. Gerade weil sie ja an den Tüten saugen und lutschen, ist das für die Zähne ungünstig. Tiefgekühltes Obst, zum Beispiel Himbeeren, kann man gleichsetzen mit frischem Obst. Denn die Beeren werden ja erntefrisch eingefroren. Zwar ist die Konsistenz nicht mit frischem Obst vergleichbar, aber ansonsten gibt es keinen Unterschied.

Wie kann man einen Obstmuffel zum Obst essen bringen?

Das ist nicht so einfach. Was man versuchen kann, ist, sich zum Beispiel für die Arbeit vorab Obst kleinzuschneiden und dann mitzunehmen. Man isst im Alltag doch eher ein Stück Obst, das man nur in den Mund stecken muss, als dass man erst anfängt es zu schneiden oder klein zu kauen.

Welches Obst führt aus Ihrer Sicht ein „Schattendasein“ und sollte mehr beachtet werden?

Ich mag sehr gern die schwarze Johannisbeere und ich glaube, die ist so ein wenig verkannt. Mir gefällt sehr ihr Geschmack und die schwarze Johannisbeere enthält ganz viele positive Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel viel Vitamin C, aber auch Kalium und Kalzium. Und ihre dunkle Schale enthält zudem viele gesunde sekundäre Pflanzenstoffe.
 
Generell empfehle ich Obst, das Saison hat und aus der Region kommt. Dieses Obst enthält in der Regel mehr Vitamine und Mineralstoffe als zum Beispiel exotische Früchte, die einen langen Transportweg hinter sich haben. Wer mag, kann natürlich auch mal zu einer Papaya greifen, aber deren Qualität wird nie so sein, wie sie dort vor Ort ist, wo sie angebaut wird.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Aland!
Das Interview führte Ursula Stamm.

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