Arzttermin auf der Couch - Videosprechstunde beim Arzt
Wer krank ist, braucht das sicher nicht: stundenlang in einem vollen Wartezimmer sitzen. Das muss oft auch gar nicht mehr sein. Denn einige Ärzte bieten mittlerweile eine Videosprechstunde an. Wie das geht und wann eine Onlinesprechstunde sinnvoll ist, erklärt die rbb Praxis.
Vor dem Laptop auf der Couch sitzen, Tee trinken und mit der Hausärztin sprechen - in einer Videosprechstunde ist das kein Problem mehr. "Behandlungsverläufe sind gut zu kontrollieren, aber auch Dinge wie zum Beispiel den Blutdruck weiter einzustellen und Werte abzufragen, das ist gut möglich", sagt Dr. Mario Zerbaum. Er ist Allgemeinmediziner in Brandenburg und bietet seinen Patienten regelmäßig Videosprechstunden an.
"Was auch gut geht, sind Wackelkandidaten, zum Beispiel bei einer Bronchitis. Wenn die schon mal hier waren und ich mir nicht ganz sicher bin, ob es viral oder bakteriell ist und wie der Verlauf ist. Für sowas muss der Patient nicht unbedingt herkommen", so Dr. Zerbaum. In Berlin sei ein Besuch beim Arzt vielleicht kein Problem, aber in Brandenburg müssten manche bis zu 30 Kilometer zu ihrem Hausarzt fahren. Doch nicht jede Krankheit kann online behandelt werden. "Bei Wunden zum Beispiel, halte ich eine Videosprechstunde nur bedingt für sinnvoll", sagt Dr. Zerbaum.
Reine Online-Diagnose möglich?
Ausschließlich online eine Diagnose zu stellen oder per Video zum ersten Mal mit dem Arzt Kontakt aufzunehmen, sei laut Mario Zerbaum nicht möglich. So muss zum Beispiel in seiner Praxis der Patient bekannt sein. Auch Krankschreiben ist per Video nicht möglich. In Brandenburg gilt generell: Der Patient muss mindestens einmal vor der Video-Sprechstunde persönlich beim Arzt gewesen sein. Berlin hat keine solche Vorschrift, hier ist auch eine Erstanamnese per Videosprechstunde möglich.
Das technische Prozedere ist bei einer Videosprechstunde relativ simpel: Arzt und Patient benötigen einen Bildschirm mit Kamera, eine Internetverbindung, sowie ein Mikrofon und Lautsprecher. Eine extra Software brauchen die Patienten nicht. Durch die Zusammenarbeit der Praxis mit einer zertifizierten Firma wird den Patienten in der Regel ein Link mit Zugangsdaten zur Verfügung gestellt. Hier loggen sich Arzt und Patientin parallel ein. Und wie beim richtigen Hausarztbesuch heißt es auch hier: pünktlich sein. "In unserer Praxis bekommen die Patienten ihren Verlaufstermin in der Praxis mit oder vereinbaren ihn per Mail oder telefonisch", sagt Zerbaum.
Video-Sprechstunde ist eine Ergänzung zum Arztbesuch
Die Videosprechstunde werde allerdings noch sehr wenig angenommen. "Unter einem Patienten pro Woche", sagt der Allgemeinmediziner. "Der Hausarzt muss aber mit so einer Entwicklung mitgehen", so Zerbaum. Es werde sowieso mehr und mehr dazu kommen. In der Schweiz gibt es beispielsweise komplette Telemedizin-Zentren, bei denen der Hausarztbesuch gar nicht mehr nötig ist. "Eine Videosprechstunde kann den persönlichen Kontakt zum Patienten nie ganz ersetzen", sagt Zerbaum. Aber ab und an erspart die Kontrolle per Videokonferenz unnötige Wege zum Arzt.
