Affenpocken Impfung: Nadel zieht Impfstoff auf (Bild: imago/NurPhoto)
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Was schützt vor Infektion? - Affenpocken: Übertragung, Symptome & Impfung

Affenpocken werden durchs Affenpockenvirus ausgelöst. Typische Symptome sind Fieber, später Hautausschlag mit Pusteln & Bläschen. Eine Impfung schützt.

Im Mai 2022 traten sie zum ersten Mal in Deutschland auf: Affenpocken. Auch in den europäischen Nachbarländern breitete sich die durch das Affenpockenvirus ausgelöste Erkrankung aus.
 
Wer sich mit Affenpocken infiziert hat, bekommt meistens zuerst allgemeine Krankheitssymptome wie Frösteln, Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder geschwollene Lymphknoten. Diese Symptome sind zwar häufig, aber nicht zwingend bei einer Infektion.
In der Regel entwickelt sich einige Tage nach diesen Symptomen jedenfalls ein Hautausschlag mit Bläschen als auffälligstes und typischstes Symptom.
 
Die rbb Praxis hat die wichtigsten Fragen und Antworten zu der Erkrankung zusammengefasst.

Ausschlag: Wie sieht die Infektion mit Affenpocken aus?

In der Regel beträgt die Inkubationszeit für Affenpocken 5 - 21 Tage. Nach den ersten, grippeähnlichen, Symptomen führt das Affenpockenvirus zu den für Pockenerkankungen typischen Pusteln und Bläschen. Diese Bläschen verkrusten und fallen dann als eine Art Hautschuppen ab.
 
Der Hautausschlag bei Affenpocken beginnt häufig im Gesicht und breitet sich von dort weiter aus. Ebenfalls betroffen sind oft die Handflächen und Fußsohlen, außerdem Haut im Bereich von Mund und Augen.
Bei den aktuellen Fällen zeigen sich die Affenpocken hauptsächlich durch einen Ausschlag im Genital-Bereich und Anal-Bereich.
 
Affenpocken können ähnlich aussehen wie die Hautveränderungen bei der Gürtelrose und so auch zu Verwechslungen führen. Ein wesentlicher optischer Unterschied ist allerdings, dass die Gürtelrose sich in der Regel als halbseitiger, gürtelähnlicher, stark schmerzender Hautausschlag zeigt. Dabei tritt zuerst eine Rötung auf, danach dann Bläschen auf gerötetem Grund, die in Gruppen und manchmal auch in Form von Rosetten zusammenstehen und teilweise blutgefüllt sein können.

Affenpocken: Ausschlag auf Handoberflächen (Bild: imago/UIG)
Übertragung: Ansteckung mit Affenpocken durch Körperflüssigkeiten

Die Übertragung erfolgt in der Regel durch engen Körperkontakt - und zwar durch den direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten. Übertragungspunkte sind daher z. B. Speichel, Bläschen oder Schorf von Menschen, die mit Affenpocken infiziert sind. In den Hautveränderungen ist die Virus-Konzentration besonders hoch. Auch über Sexualkontakt ist eine Ansteckung möglich.
 
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gibt es noch keine Hinweise darauf, dass Affenpocken auch indirekt - über eine Schmierinfektion - also über Kleidung, Bettwäsche, Handtücher oder Essgeschirr übertragen werden können, die ein Affenpocken-Infizierter angefasst hat.
 
Ursprünglich Übertragung von Tier zu Mensch (Zoonose): In sogenannten Endemiegebieten, also da, wo die Krankheit gehäuft vorkommt, kann die Übertragung der Affenpocken auch von Tier zu Mensch erfolgen. Hier sind vermutlich Nagetiere der Überträger.

Behandlung: Was gegen die Viruserkrankung hilft

Affenpocken sind eine sogenannte selbstlimitierende Krankheit, das heißt: Die meisten Menschen erholen sich von alleine innerhalb weniger Wochen.
Die Behandlung ist meistens symptombezogen, zum Beispiel können bei Fieber gängige fiebersenkende Mittel eingenommen werden.
 
Ein Medikament zur Behandlung von Affenpocken wird nur bei Risikogruppen eigesetzt. Dazu gehören zum Beispiel immungeschwächte Menschen, beispielsweise solche mit einer HIV-Infektion. Das einzige in der EU zugelassene Medikament zur Behandlung von Affenpocken heißt Tecovirimat. Es ist allerdings nur begrenzt verfügbar.

Wie gefährlich sind Affenpocken?

Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf von Affenpocken haben vor allem Neugeborene, Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Menschen mit Immunschwäche.
Auch Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten und dabei länger dem Virus ausgesetzt sind, tragen ein erhöhtes Risiko.
 
Das Virus kann zu medizinischen Komplikationen bis hin zum Tod führen. Zu den Komplikationen gehören unter anderem Lungenentzündung, Verwirrtheit, Hautinfektionen und Augen-Infektionen, die zur Erblindung führen können.

Ansteckung verhindern: Isolation bei Affenpocken

Wer sich mit Affenpocken infiziert hat, sollte in Isolation gehen und das für 21 Tage. Generell gilt: Die Symptome und Hautveränderungen sollten abgeklungen und ausgeheilt sein, bevor die Isolation beendet werden kann.

Impfung gegen Affenpocken: Für wen sie empfohlen wird

Es gibt die Möglichkeit, sich gegen die Viruserkrankung impfen zu lassen, die Affenpocken hervorruft. Bei dieser Impfung wird ein Impfstoff verwendet, der auch als regulärer Pocken-Impfstoff (Imvanex) eingesetzt wird und der seit 2013 in der EU für Erwachsene zugelassen ist. Der Impfstoff Imvanex wird manchmal auch mit "MVA-BN" bezeichnet. Das steht für: Modified Vaccinia Ankara vom Hersteller Bavarian-Nordic. Fast "baugleich" ist die US/kanadische Impfstoff-Variante Jynneos, der gleichermaßen eingesetzt wird, gerade, wenn Dosen einmal knapp sind.
 
Es handelt sich um einen Lebendimpfstoff der 3. Generation, der eigentlich für die Menschenpocken zugelassen war, aber eine Kreuzimmunität gegen Affenpocken auslöst, so das RKI. Darum erhielt die Impfung damit im Juli 2022 von der EU (nach Empfehlung der EMA) auch die Zulassung zum Schutz vor Affenpocken.
 
Ganz praktisch wird der Impfstoff im Abstand von etwa vier Wochen zwei Mal unter die Haut gespritzt. Wer früher schon einmal gegen die klassischen Pocken geimpft wurde (in der Regel leicht zu prüfen durch die dabei entstandene Narbe am Oberarm), braucht nur eine Impfung. Experten sprechen von der sogenannten Nachimpfung.
 
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des RKI empfiehlt die Impfung gegen Affenpocken allerdings nur bestimmten Personengruppen ab 18 Jahren: Dazu zählen Menschen bestimmter Risikogruppen und natürlich Menschen, die engen Kontakt mit an Affenpocken Infizierten hatten. Ein erhöhtes Infektionsrisiko sieht die STIKO vor allem bei Männern, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben.
 
Bis zum 25.10.2022 waren 3.662 Affenpockenfälle aus allen 16 Bundesländern ans RKI übermittelt worden. Aktualisierte Zahlen sind regelmäßig auf der Website des RKI zu finden.

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Wie gut schützt der Affenpocken-Impfstoff?

Wie effektiv die Impfung gegen Affenpocken schützen kann, dazu läuft zur Zeit z. B. die sogenannte SEMVAc-Studie an der Charité Berlin (Interessierte über 18 Jahren können sich hier melden).
 
Ob die Impfung lebenslang schützen kann und damit ähnlich effektiv ist, wie die Pockenimpfung, lässt sich zur Zeit noch nicht sagen. Viele Expertinnen und Experten halten es aber für wahrscheinlich. Die Erreger von humanen Pocken und die Erreger der Affenpocken sind nah verwandt.
 
Forscherinnen und Forscher aus Großbritannien, wie auch die STIKO empfehlen auch nach einer Exposition, also dem Kontakt mit einer an Affenpocken erkrankten Person, eine Impfung zur Vorbeugung oder mindestens Minderung des Verlaufs im Falle der Erkrankung. Das nennt man postexpositionelle Prophylaxe (PEP). Laut RKI ist die PEP bis zu 14 Tage nach dem Affenpockenkontakt möglich.

Beitrag von Laura Will

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