"Was ist das eigentlich: Tod?"
Das Thema Tod macht oft sprachlos. Weil uns der Gedanke an die eigene Vergänglichkeit Angst macht; weil sich unsere Trauer nicht in Worte fassen lässt; oder weil uns das Ende des Lebens unergründlich und rätselhaft erscheint.
Kinder nehmen auf solche Tabus keine Rücksicht – zum Glück. Denn der Tod gehört zum Leben – und die Beschäftigung mit ihm gehört zu einer guten Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz und Endlichkeit.
Kinder haben Fragen zum Tod
Die "Aktion Schulstunde - Was ist das eigentlich: Tod?" will helfen, Sprachlosigkeit im Angesicht von Tod und Trauer zu überwinden und dem Verdrängen entgegenzuwirken. Wir wollen dabei gezielt Schulkinder, ihre Lehrerinnen und Lehrer und Sie, die Eltern, ansprechen mit einer Aktion, die 2012 erstmals zu einer ARD-Themenwoche entwickelt wurde.
Filme, aufbereitetes Unterrichtsmaterial und viele Projektideen stehen hier für Lehrer und Eltern zur Verfügung. Dieses Material kann fächerübergreifend dazu genutzt werden, eine Unterrichtsstunde oder einen Projekttag zu gestalten. Die Aktion Schulstunde will Fragen zulassen, Wissen vermitteln und zu eigenen Ideen anregen. Hierbei ist Ihre Unterstützung besonders wichtig.
Mit den eigenen Kindern ins Gespräch kommen
Mit den angebotenen Arbeitsmaterialien und Ideen der "Aktion Schulstunde" sind Lehrerinnen und Lehrer in der Grundschule eingeladen, das Thema Tod und Sterben aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufzugreifen. Doch Kinder hören nicht mit der Pausenklingel auf zu fragen. Das ist auch gar nicht wünschenswert, denn es ist gut, wenn Kinder mit ihren Eltern über dieses existentielle Thema ins Gespräch kommen. Deshalb gibt es immer wieder in den Unterrichtsvorschlägen Aufgaben, bei denen Kinder ihre Eltern oder Großeltern gezielt befragen: nach dem persönlichen Umgang mit Trauer, nach Jenseitsvorstellungen oder nach Erinnerungsstücken an einen Verstorbenen.
Dazu ist es sicher spannend, während der Projektarbeit in der Schule das Gespräch mit dem eigenen Kind gezielt zu suchen. Fragen Sie selbst nach, als Mutter, als Vater , zum Beispiel wenn im Fernsehen eine Zeichentrickfigur stirbt und wiederaufersteht, wenn man im Computerspiel mehrere Leben hat, im Wald oder im Garten ein Schmetterling stirbt, oder es einen Trauerfall im engeren oder weiteren Bekanntenkreis gibt.
Bei diesen Gesprächen wird auch häufig klar, wie schwer es ist, alle Fragen zu beantworten. Das ist kein Problem. Niemand kann das. Dann hilft es auch, von den eigenen Vorstellungen zu erzählen: "Das weiß ich nicht genau, aber ich stelle es mir so vor ..."
Die Filme und Unterrichtsideen regen die Kinder dazu an, sich mit dem Tod und dem Jenseits auseinanderzusetzen, ohne ihnen dabei bestimmte Bilder aufzuzwingen. Die Kinder erhalten vielmehr die Möglichkeit, ihre Vorstellungen, Gedanken und Gefühle zu entwickeln. Genau darüber können sich anschließend zuhause spannende und intensive Gespräche entwickeln.
Pädagogen raten zur Beschäftigung mit dem Tod
Viele Experten sagen: Über das Thema Tod wird mit Kindern viel zu wenig und viel zu spät gesprochen. Um Kinder nicht zu ängstigen, schweigen die Erwachsenen lieber. "Das ist Unfug", sagt der Kinderpsychiater Prof. Dr. Dr. Christoph Student. "Kinder vom Tod fernzuhalten ist, wie Kinder vom Leben fernzuhalten."
Das Thema Tod in der Grundschule
Das Unterrichtsmaterial für die Grundschule ist in drei Themenbereiche gegliedert:
* Was kommt, das geht – Werden und Vergehen in der Natur
* Die letzte Reise – Sterben, Tod, Trauer, Trost
* Schluss, aus und vorbei? – Jenseitsvorstellungen und Erinnerungskultur
Dabei können die Kinder individuelle Zugänge zu den Themen finden und selber entscheiden, womit sie sich intensiver befassen möchten. Innerhalb der Themenbereiche gibt es verschiedene Aufgabentypen, die abwechselnd Wissen vermitteln, zu eigenen Meinungen und Ideen anregen und die kreative Auseinandersetzung mit dem Tod fördern.
Das können Sie tun
Unterstützen Sie die Grundschule Ihres Kindes dabei, das Thema Tod offen und unverkrampft aufzugreifen: Erzählen Sie in der Schule von der "Aktion Schulstunde" und tauschen Sie sich mit anderen Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern aus.
Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrern ihres Kindes, wenn Sie Bedenken haben oder es wichtige Dinge gibt, über die die Schule Bescheid wissen sollte. Gibt es persönliche Erfahrungen oder aktuelle Geschehnisse, die Ihre Tochter, Ihren Sohn belasten? Das kann zum Beispiel ein schwerer Krankheitsfall oder ein Todesfall in Ihrer Familie sein.
Schaffen Sie zu Hause Raum für Gespräche über den Tod. Antworten auf viele Fragen stehen in den kurzen Sachtexten für den Unterricht. Sie sind für Grundschüler leicht verständlich und können Ihnen eine Orientierung dafür bieten, was Kinder interessiert und welche Sprache für das Thema Tod angemessen ist.
Nutzen Sie das Material gern auch selbst. Sie können sich mit Ihrem Kind die Filme "Knietzsche erklärt den Tod" anschauen. Er kann ein schöner Einstieg ins Thema sein und steht hier zum Download zur Verfügung.
Es gibt auch Projektideen, die Sie unabhängig von der Schule mit Ihren Kindern gemeinsam machen können: z.B. Geschichten erzählen zu Erinnerungsstücken, den Mix eines Lebenselexiers oder einen Koffer packen für eine imaginäre letzte Reise mit der Idee: Was soll von mir bleiben? Was ist mir wichtig?
Wir wünschen Ihnen kostbare Gespräche mit Ihren Kindern.