Geld | Beitrag | Lesedauer etwa 3 Minuten - Spenden: Fakten vor Gefühl
Zum Jahresende werden vermehrt Spenden gesammelt. Doch nicht jede Spende landet sicher beim gewünschten Empfänger. Das sind Tipps, um seriöse Spendenorganisationen zu erkennen.
Geben ist seliger denn Nehmen. Vor allem, wenn die Nehmenden unseriöse Spendensammler sind, bei denen das Geld nicht bei Bedürftigen landet, sondern eher in den eigenen Taschen. Doch um genau das zu verhindern, gibt es einige gute Tipps. Wer sie beachtet, hat gute Chancen mit dem Geben, dem Nehmen und der Seligkeit. Und das passt gut in die Vorweihnachtszeit.
Deutschland zählt um die 615.759 Vereine und rund 25.777 rechtsfähige Stiftungen (Quelle: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V./Bundesverband Deutscher Stiftungen), sie alle freuen sich über Geldzuwendungen. Und die Deutschen geben auch gerne: Rund 5 Milliarden Euro spendeten deutsche Privatpersonen laut Deutschem Spendenrat im Gesamtjahr 2023. Trotz Inflation zeigen die Deutschen auch im Jahr 2024 eine hohe Spendenbereitschaft. In den ersten neun Monaten spendeten Privatpersonen 3,2 Milliarden Euro. Im Durchschnitt lagen die Spenden bei 38,- Euro pro Person. Der Spendenrat berichtet von einem neuen Trend der Spendeneinnahmen durch jüngere Menschen. So seien die Spenden der 30-39-Jährigen um 24 Prozent gestiegen, was das soziale Engagement dieser Altersgruppe unterstreicht.
Sicher spenden: Gefühle und Mitleid helfen nicht
Wer spenden will, fährt am besten, wenn er oder sie sich eines fest vornimmt: Sich nicht überrumpeln oder von Gefühlen - sprich: einem schlechten Gewissen - leiten zu lassen: Krasse Schicksale, mitleiderregendes Bildmaterial oder emotionsgeladene Aufrufe sollten kein Spendengrund sein. Sie alle sind vielmehr oft Zeichen unseriöser Werbung, so die Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Klare Informationen und transparente Einblicke stehen hingegen für Glaubwürdigkeit.
Seriöse Spendenorganisationen auf der Straße erkennen
Oft warten in den Fußgängerzonen Spendensammler, die mit Ständen und Infomaterial um Spenden werben. Teils passiert das auch mal aufdringlich. Druck ist vielmals ein Zeichen dafür, dass hier jemand eher an Geld, als an echter Spendenbereitschaft interessiert ist.
Um sicherzugehen, dass eine seriöse Spendenorgansisation dahinter steckt, empfiehlt es sich, nach dem Mitgliedsausweis des Spendensammlers zu fragen - auf dem sollte der Name des Sammlers und ein Hinweis zu etwaigen erfolgsabhängigen Vergütungen zu lesen sein.
Besteht Interesse zu spenden, ist es dennoch ratsam, zunächst Broschüren zum Thema zu erfragen. Dann besteht die Möglichkeit, in Ruhe zu Hause zu entscheiden, ob und wie viel gespendet werden soll.
Checkliste für eine seriöse Spendenorgansation
Eine schöne Website oder ein gut gemachter Handzettel reichen nicht aus, um eine sichere Entscheidung für die eigene Spende zu machen. Dahinter können Gefahren lauern. Für die Auswahl einer seriösen Spendenorganisation kann folgende Checkliste helfen: Information, Transparenz und Spendensiegel.
Sich informieren ist höchstes Gebot bei der Suche nach einer seriösen Spendenorgansiation. Auf einer Internetseite lohnt sich der Blick ins Impressum: Welche Spendenorganisation steckt hinter dem Aufruf? Ebenso sollte jeder Spendengeber die Nachrichtenlage checken. Der Nachrichtenüberblick gilt auch bei Organisationen, die in der Vergangenheit positiv dastanden. Vielleicht gab es mittlerweile Veruntreuungsskandale, Gutachten, Prozesse, die die Organisation in einem neuen Licht zeigen?
Außerdem ist Transparenz bei den Ausgaben einer Organisation ein Gütezeichen. So kann ein Jahresbericht Aufschluss über die Seriosität der Spendenorganisation geben: "Seriöse Sammler senden ihn auf Anfrage zu", sagen die Experten der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB). Oder noch besser: Der Jahresbericht ist auf der Website zu finden. Hier sollten Werbe- und Verwaltungskosten getrennt ausgewiesen sein, und wie viel Geld wirklich bei den Projekten landet.
Spendensiegel nur größere Organisationen
Auch mithilfe des vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergebenen Spendensiegels kann eine seriöse Spendenorganisation gefunden werden. Dieses zeichnet förderungswürdige Organisationen aus. Allerdings kann es "nur von gemeinnützigen Organisationen beantragt werden, die jeweils mindestens 25.000 Euro Geldspenden in den zwei jüngsten abgeschlossenen Geschäftsjahren erhalten haben", so das DZI. Außerdem müssen sie sich selbst beim DZI für eine Prüfung melden und die Kosten hierfür zahlen.
Kleine Vereine und Organisationen können aber natürlich auch förderungswürdig sein - hier empfiehlt es sich auf Berichte in der Tagespresse zu achten oder das direkte Gespräch mit den Organisatoren zu suchen, um zu einer Einschätzung zu gelangen.
Neben dem DZI lässt auch der Deutsche Spendenrat Mitgliedsorganisationen durch Wirtschaftsprüfer untersuchen und verleiht ein für drei Jahre gültiges Spendenzertifikat. Beim Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe legen sich alle 144 deutschen Mitglieder auf einen Verhaltenskodex fest - darunter Brot für die Welt oder der Arbeiter-Samariter-Bund.
Unseriöse Spendenorganisationen: Liste
Zweifel an der Organisation? Das DZI führt auch eine Negativliste. Hier sind Organisationen gelistet, die das DZI als "nicht förderungswürdig" erachtet. Vollständig ist diese Liste allerdings nicht.
Spenden steuerlich absetzen
Eine Spendenbescheinigung für das Finanzamt ist seit dem Steuerjahr 2021 erst ab einem Spendenbetrag von 300 Euro nötig. Für alle Beträge darunter akzeptiert das Finanzamt den Nachweis über den Kontoauszug. Aber Achtung: Spenden können nur abgesetzt werden, wenn sie an steuerbegünstigte Organisationen gehen.
Insgesamt können bis zu 20 Prozent vom jährlichen Einkommen steuerlich abgesetzt werden.
Spendenportale wie Gofundme oder Betterplace
Wer verschiedenen Organisationen Geld spenden möchte, sollte sich auf einige wenige vertrauenswürdige konzentrieren. Denn wer vielen Hilfswerken spendet, wird als aktiver Spender oder Spenderin registriert und erhält dadurch umso mehr Werbung.
Die Spende sollte außerdem direkt an die Organisation gehen und nicht den Umweg über Spendenportale nehmen, wie eine Untersuchung von Stiftung Warentest von 2022 zeigt: Die Verbraucherexperten hatten sechs Spendenportale im Internet wie Betterplace und Gofundme untersucht. Zwar laufe die Spende über ein solches Portal schnell und unkompliziert, aber Spendenwillige bekommen dort selten Unterstützung bei der Auswahl eines Projekts und wenig Auskunft über die genaue Verwendung der Gelder. Außerdem geht zweimal statt einmal ein gewisser Prozentsatz vom Spendenwert an Verwaltungsgebühr drauf: Einmal für das Spendenportal und dann für die Spendenorganisation selbst.
Finanztest hat weitere Tipps
In einem umfangreichen Dossier befasst sich auch Finanztest mit dem Thema "Richtig spenden". Die Verbraucherschützer raten beispielsweise, zweckungebunden zu spenden - so kann die Organisation überschüssiges Geld für ähnliche Hilfsprojekte einsetzen, "die kaum öffentliche Schlagzeilen machen". Auch die Höhe der Spende entscheidet darüber, wie viel Geld am Ende wirklich bei Ihrem Herzensprojekt landet. Daher empfiehlt Finanztest: Beträge bis zu 150 Euro nicht auf verschiedene Spendenempfänger zu verteilen.
Ein Beitrag von SUPER.MARKT, 23.11.2023, aktualisiert am 02.12.2024.