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Dokumentarfilm von Jochen Hick
Das Werbebild Berlins zehrt allzu gerne von einem subkulturellen Lebensgefühl, dessen Ursprung in den nur scheinbar grauen Mauerjahren West-Berlins liegt. Großen Anteil daran hat die queere Szene West-Berlins, aus der nicht nur eine energiegeladene Partykultur, eine sexuelle Vielfalt, Clubs wie das Metropol oder der CSD entstanden. Auch Organisationen wie das Schwule Museum, die AIDS-Hilfen, der Teddy Award oder Zeitschriften wie die Siegessäule haben ihre Wurzeln vor 1989.
Dabei hatten die Schwulen in West-Berlin bis Ende der 60er Jahre massiv unter dem Paragraphen 175 zu leiden. Es gab Verurteilungen und Razzien in Bars, doch das schwule Leben ließ sich nicht unterdrücken. West-Berlin wurde zur schwulen Metropole. Für viele schien die Zeit Ende der Siebziger die der größten sexuellen und politischen Freiheiten und einer gesellschaftlichen Durchmischung zu sein, egal ob homo-, trans- oder heterosexuell. Und dann kam AIDS. Die Krankheit traf Berlin wie keine andere Stadt in Deutschland.
"Mein wunderbares West-Berlin" beschreibt das Leben von Schwulen im Westteil der Stadt, von Kriegsende bis zum Mauerfall - mit vielen aktuellen politischen Bezügen. Politische Aktivisten, Partygänger, Lebenskünstler, Clubbetreiber, Musiker, ein Modemacher, ein DJ und ein Visagist zeichnen mit ihren Lebensgeschichten und Erlebnissen ein lebendiges Bild der damaligen Szene. Zusammen mit zum Teil noch nie veröffentlichtem Archivmaterial entsteht eine spannende und unterhaltsame Zeitreise durch ein unbekanntes West-Berlin.
Der Filmemacher Jochen Hick erkundet die queere Lebenssituation im damaligen Westteil der Stadt und erzählt von schwulem Selbstbewusstsein, Männerkommunen, dem Tuntenhaus, Klappensex, Ost-West-Beziehungen, Lederbars, Drag-Aktionen in der U-Bahn. Es geht um wilde Jahre in West-Berlin, um Umbruch, Sich-Ausprobieren, Grenzen überschreiten, neue Lebensentwürfe und sexuelles Neuland, um neue Lebensformen und neues Miteinander.
Der Film ist eine Koproduktion des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) mit Galeria Alaska Productions, gefördert von Medienboard Berlin-Brandenburg, Deutscher Filmförderfonds, MFG Filmförderung Baden-Württemberg und Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein.
Der Film entstand im Rahmen der Initiative LEUCHTSTOFF von rbb und Medienboard Berlin-Brandenburg, mit der sie seit 2012 ihre Filmaktivitäten bündeln und gezielt Filmemacher und Filmstoffe aus der Hauptstadtregion unterstützen – vom Debütfilm bis hin zum "großen" Spielfilm erfahrener Regisseurinnen und Regisseure.