Expedition Arktis - das Eis von oben (Quelle: ARD/rbb )
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Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Electronic Press Kit (EPK)

Der ganze Film

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Interview mit der Film- und Dokuchefin des rbb Martina Zöllner

  • Martina Zöllner, Film- und Kulturchefin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (Bild: rbb/Thomas Ernst)
    rbb/Thomas Ernst
    3 min

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Film- und Dokuchefin des rbb Martina Zöllner

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  • Martina Zöllner, Film- und Kulturchefin des Rundfunk Berlin-Brandenburg (Bild: rbb/Thomas Ernst)
    rbb/Thomas Ernst

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Interview mit der Film- und Dokuchefin des rbb Martina Zöllner

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  • Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Film- und Dokuchefin des rbb Martina Zöllner über den Film

    Transkript des Interviews

    Wie kam der rbb zu dem Projekt?

    (O-Ton 00:09) Das Projekt ist uns ganz klassisch angeboten worden, meiner Kollegin Ute Beutler, die die Redaktion hatte in der Abteilung Doku. Wir sind ja sozusagen zuständig für Berlin und Potsdam und damit hatten wir natürlich sowieso das Alfred-Wegener-Institut und seine Arbeit im Blick. Das ist ja nun wahrlich ein bedeutendes Institut. Und als die UFA kam und in Aussicht stellte, dass wir hier exklusiv dabei sein könnten, hat uns das natürlich sofort interessiert.

    Welchen Stellenwert nimmt es im Programmbereich Dokumentationen und Fiktion ein?

    (O-Ton 00:43) Das ist ganz klar eines der wichtigsten Projekte der letzten Zeit. Es ist groß und aufwändig, riskant und abenteuerlich, aber es ist auch hoch relevant.

    Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem AWI und der UFA?

    (O-Ton 01:00) Es war eine ganz wunderbare Zusammenarbeit mit dem AWI und mit der UFA, ich würde sagen im gegenseitigen Respekt und Wissen, dessen, was der jeweils andere zu tun hat. Also besser geht’s nicht.

    Unsere journalistische Aufgabe ist es, ganz klar, in dem Moment Übersetzer zu sein. Also das, was den Wissenschaftlern selbstverständlich ist – Fachterminologie, Fachwissen – immer mit dem Auge des Zuschauers zu sehen, der Laie ist. Diese Übersetzungsarbeit hatte das Team in jeder Sekunde im Blick.

    Wie bereitet der Hauptstadtsender rbb das Thema in seinen verschiedenen Kanälen auf?

    (O-Ton 01:41) Also wir haben tatsächlich mehrere große Dokumentationen und auch ein sehr spannendes fiktionales Projekt im Ersten. Wir haben mehrere dokumentarische Serien, eine für die Mediathek, wir sind auf allen Hörfunkwellen mit dem Thema unterwegs, also das ist ganz vielfältig. Vielleicht ein Hinweis ganz besonders auf die großen Brocken, die wir im Ersten haben: Wir haben einen Dokumentarfilm über Greta, „Ich bin Greta“, am Montag nach dem Dokumentarfilm „Expedition Arktis“. Wir haben am Mittwoch um 20.15 Uhr „Ökozit“, das ist ein Gerichtsdrama, das in der Zukunft spielt, in einer Zeit, in der der Klimawandel schon weiter fortgeschritten ist: im Jahr 2034. Wir haben einen Dokumentarfilm über die Fridays-for-Future-Bewegung. Allein das stemmen wir im Ersten.

    Wird das Thema Umwelt in Zukunft beim rbb eine größere Rolle spielen?

    (O-Ton 02:43) Das wird auf jeden Fall so sein, das ist journalistisch geboten. Wir sind tatsächlich in einer Zeit, in denen wir uns mehr denn je mit Fragen des Klimawandels und der Klimaveränderung und allen Fragen, die damit zusammenhängen – gesellschaftlich, politisch – auch im großen, journalistischen Bogen befassen müssen, deswegen wird das ganz klar so sein.

    Können wir den Klimawandel noch stoppen? Ihre persönliche Einschätzung.

    (O-Ton 03:10) Nein, das können wir mit Sicherheit nicht mehr. Wir können nur versuchen, jeder Einzelne für sich, aber natürlich auch vermittelt – die Politiker, die wir wählen – wir können nur versuchen, Druck zu machen, innezuhalten, unser Leben zu ändern und noch dagegenzuwirken. Das fängt beim Verwenden von Plastiktüten an und geht in viele Einzelbereiche hinein. Die fetten Jahre sind vorbei, wir werden anders leben müssen. Jeder Einzelne für sich, aber es muss auch ganz klar eine andere Politik und eine andere Wirtschaft geben.

Interview mit AWI-Direktorin Dr. Antje Boetius

  • Anje Boetius (Quelle: rbb)
    rbb
    6 min

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - AWI-Direktorin Dr. Antje Boetius

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  • Anje Boetius (Quelle: rbb)
    rbb

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - AWI-Direktorin Dr. Antje Boetius

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  • Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - AWI-Direktorin Dr. Antje Boetius über den Film

    Transkript des Interviews

    Was macht die MOSAiC-Expedition so besonders?

    (O-Ton 00:10) Die MOSAiC-Expedition ist die größte Polarforschungsexpedition in der Arktis, weil für 380 Tage insgesamt 600 Menschen aus über 20 Nationen beteiligt waren, rund um den Nordpol im Driftmodus die Arktis neu zu vermessen und zu erforschen. Wir haben genau hingeschaut, was der Klimawandel mit dieser Region macht und wir kommen jetzt heim mit einem gigantischen Schatz an Daten und einem Wissen, was praktisch für die nächste Generation zeigen wird: Wie war die Arktis und wie wird sie werden?

    Was war die Initialzündung der MOSAiC-Expedition?

    (O-Ton 00:47) In 2011 sind internationale Atmosphärenforscher rund um unseren Atmosphärenforscher Klaus Dethloff zusammengekommen, und haben angefangen, einen Traum zu spinnen, der natürlich schon sehr lange in der Luft liegt. Wenn man sich vorstellt, dass vor 124 Jahren Fridtjof Nansen derjenige war, der das zum ersten Mal gelebt hat, mit einem Schiff sich einschließen lassen hat und ein Jahr lang – oder noch länger war das ja – zu driften und genau hinzuschauen: wie geht die polare Nacht, wie kalt kann es werden, ist die Arktis ein Ozean oder ist da Land zu entdecken? Dann ist es unglaublich festzustellen, dass es so lange gedauert hat, bis wieder so eine große Mission ermöglicht wurde. Und sie ist ermöglicht worden, weil eben die Atmosphärenforscher dann noch mehr Forscher mitgenommen haben – Meeresforscher, Ozeanforscher, Biologen – und die ganze Welt hat hingeschaut und unterstützt, dass die Mission dann stattgefunden hat. Und am Anfang steht wie immer ein kluger Mensch, ein großer Gedanke und dann der Ehrgeiz der gesamten internationalen Forschungsgemeinschaft, mitzumachen.

    Was waren oder sind die größten Herausforderungen – wissenschaftlich, logistisch, politisch?

    (O-Ton 01:57) Die größte Herausforderung wissenschaftlich war natürlich, bei dieser Expedition zu berücksichtigen, dass es so viel zu lernen gibt über das arktische System. Es brauchte ja nicht nur Atmosphärenforscher. Es brauchte auch Forscher, die das Meereis anschauen, den Ozean darunter, die das Leben verstehen und erkunden, wie es lebt unter diesen extremen Bedingungen. Alle diese Teams zusammenzubekommen, die mit den besten Sensoren, Technologieplattformen, und diesem guten Schiff auszustatten, waren dann logistische Herausforderungen. Einen Plan zu schmieden, wie die Menschen hin und zurück transportiert werden, wie Geräte funktionieren, wenn es draußen Minus 60 Grad hat, wenn der Sturm weht, wie kann man rund um die Uhr, zu allen Zeiten, auch im Winter Daten gewinnen. All das waren große Herausforderungen. Womit wir nicht gerechnet haben, war, dass am Ende die Corona-Pandemie eigentlich die größte Herausforderung für alle war. Denn auf einmal kam das Transportsystem zum Erliegen. Es flog nichts mehr, alles schien unmöglich, weil ja alle Länder auch erstmal in eine Art Nationalismus verfallen sind. Aber dann dieser Wille, dieser Forschungsehrgeiz wirklich aller Nationen, die mitgemacht haben (über 20!), zusammenzuhalten, sich gegenseitig zu unterstützen, möglich zu machen, dass Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bei dieser einmaligen Gelegenheit dabei sein können. Das hat auch wieder mal das Gute in uns Menschen gezeigt.

    Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse erwarten Sie von der Expedition?

    (O-Ton 03:23) Für mich als Polarforscherin ist es unglaublich wichtig zu wissen, dass wir die arktische Region im Jahresgang verstehen. Wir haben fast keine Daten gehabt, wie der arktische Winter überhaupt funktioniert, was bedeuten die Prozesse, die Dynamik der Atmosphäre, die sich nicht mehr so verhält, wie sie es noch vor 20, vor 100 Jahren getan hat. Und dann eben diese Daten synchron zu bekommen, also in einer Expedition parallel atmosphärische Prozesse, Meeresprozesse, Ozeanprozesse, das Leben zu vermessen. Und aus diesen Daten so einen Mehrwert zu gewinnen, das ist einzigartig. Und jetzt erwarte ich von dieser Expedition, dass die Daten auch in diesem gleichen Zusammenhalt und diesem Ehrgeiz der internationalen Forschungsgemeinschaft ausgewertet werden und dass sie dazu dienen, dass sie unsere Klimamodelle verbessern, unser Erdsystemmodell. Denn die polare Perspektive, das Verständnis, dass die arktische Region mit uns zu tun hat, unser Leben verändern wird durch andere Wetterphänomene, das ist alles wichtig und das wird uns enorm weiterhelfen.

    Für mich war das Besondere an der Expedition, dass wir auch Menschen mit an Bord hatten, die sozusagen die Augenzeugen dargestellt haben. Wir hatten eine top Fotografin dabei, Frau Esther Horvath, wir hatten top Kameraleute dabei, und ich, die zuhause geblieben ist, obwohl ich ja selbst so gern auf Expeditionen gehe, ich habe davon gelebt, diese Bilder zu sehen und war dabei, in allen Situationen. Wir hatten ja tägliche Meldungen, wir haben Bilder geteilt, wir haben zwischendrin Daten bekommen. Und für mich war das Erstaunliche das Begreifen dieser fundamentalen Dunkelheit und Kälte, die aber so essenziell ist als Umgebung für ein besonderes, einzigartiges Leben, was es nur dort in der Arktis gibt.

    Können wir den Klimawandel noch stoppen? Ihre persönliche Einschätzung.

    (O-Ton 05:12) Wir haben über dieses Jahr allein aus der arktischen Region wieder fundamental erstaunliche Daten gewonnen, die manchmal einem auch ein bisschen die Hoffnung rauben, dass wir noch in unserer Zeit rauskommen aus diesem Problem der Klimakrise. Das Eis ist so schnell weggeschmolzen im Sommer wie noch nie. Wir sind beim zweitgrößten Meereisminimum gelandet seit Beginn der Aufzeichnungen. Wir haben unglaubliche Temperaturrekorde in der Arktis gehabt, Sibirien hat gebrannt, überall scheint die ganze Erde in Bewegung gekommen zu sein. Und jetzt ist die Frage, wie soll es weitergehen? Diese Daten, die wir erzeugen, dieses Hinschauen auf unsere Erde sagt uns aber, dass es in dieser Dynamik nur noch um eins geht: was sind jetzt die großen Schritte in einen anderen Pfad, wie kommen wir aus der Nutzung fossiler Energieträger raus, und wie kommen wir in einen nachhaltigen Umgang mit der Natur? Und das lernen wir aus den Daten, die wir zeigen. Wir müssen darüber sprechen, dass es so nicht weitergehen kann. Und wir können nur hoffen – und aus internationalem Zusammenhalt gewinnen – in diesem großen Vorhaben die Ziele, die schon längst da sind, auch wirklich umzusetzen.

Interview mit Expeditionsleiter Dr. Markus Rex

  • Prof. Dr. Markus Rex (Quelle: rbb)
    rbb
    4 min

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Expeditionsleiter Dr. Markus Rex

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  • Prof. Dr. Markus Rex (Quelle: rbb)
    rbb

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Expeditionsleiter Dr. Markus Rex

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  • Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Expeditionsleiter Dr. Markus Rex über den Film

    Transkript des Interviews

    Geht mit der MOSAiC-Expedition für Sie ein Traum in Erfüllung?

    (O-Ton 00:10) Es ist natürlich wirklich ein Traum, ganzjährig in der Arktis forschen zu können. Ganzjährig, insbesondere auch im Winterhalbjahr, wo wir bisher immer ausgeschlossen waren aus der Region und fast gar keine Daten haben. Da kann man schon sagen, da geht ein Traum in Erfüllung.

    Was hatten Sie sich von der Expedition erhofft? Was ist eingetreten, was nicht?

    (O-Ton 00:30) Ich habe mir von dieser Expedition erhofft, dass wir die Klimaprozesse der Zentralarktis das ganze Jahr über studieren können, dieses komplexe Räderwerk der ineinandergreifenden Prozesse, die sich alle untereinander beeinflussen, zum ersten Mal aus allen Perspektiven und Blickwinkeln uns anschauen können. Das ist uns auch gelungen. Wir haben das ganze Jahr über die arktischen Klimaprozesse beobachten können – trotz all der Herausforderungen, die uns die Natur, das Eis, und letztlich noch die Corona-Pandemie entgegengeschleudert haben, haben wir das geschafft. Uns fehlt eine ganz kleine Periode, als die Corona-Pandemie uns gezwungen hat, mit dem Eisbrecher kurz von der Scholle aufzubrechen und dann wieder zur Scholle zurückzukehren. In diesem Zeitraum haben wir die wesentlichen Daten trotzdem von autonomen Instrumenten, aber nicht alle Beobachtungen. Von diesem kleinen Wehrmutstropfen abgesehen ist das Konzept der Expedition vollständig aufgegangen und ich bin hochzufrieden mit dem Verlauf der Expedition.

    Was hat Sie wissenschaftlich gesehen am meisten überrascht?

    (O-Ton 01:25) Wir bringen einen Schatz an Daten und Proben aus der Arktis zurück, der die Wissenschaft dauerhaft verändern wird. Aber wir haben natürlich auch direkte Eindrücke, die wir mitbringen. Die Dinge, die wir gesehen haben, die einfachen Messungen, die man nicht erst in jahrelanger Kleinarbeit auswerten muss. Aber es ist schon überraschend zu sehen, wie schnell sich das Eis im Frühsommer 2020 zurückgezogen hat, insbesondere aus dem sibirischen Teil schneller als jemals zuvor. Wir sind dann im Sommer nördlich von Grönland durch einen Bereich nach Norden, zum Nordpol hin, vorgestoßen, aus dem man sich normalerweise besser raushält mit einem Eisbrecher, weil dort dickes und zum Teil milchiges Eis liegen sollte. Wir haben weite Strecken offenen Wassers durchfahren, völlig aufgeschmolzen. Direkt am Nordpol selber haben wir nur noch völlig erodiertes, durchgeschmolzenes Eis gefunden, von Schmelztümpeln stärker durchlöchert als ein Schweizer Käse. Das ist natürlich zum Teil zum einen überraschend, es ist aber auch deprimierend zu sehen, wie das Eis verschwindet in der Arktis.

    Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Expedition?

    (O-Ton 02:25) Im Frühjahr 2020, im März, ist die Corona-Pandemie wie ein alles zerstörendes Unwetter über uns hinweggezogen. Alle unsere Pläne, wie wir unser Team in der Arktis, im Eis, weiter versorgen können, wie wir unseren Eisbrecher für die zweite Hälfte der Expedition mit Treibstoff und Nahrungsmitteln versorgen können und die Expeditionsteilnehmer austauschen können, das ist alles komplett auseinandergeflogen. Nichts davon ging mehr. Wir mussten die Pläne, die wir über viele Jahre entwickelt haben, mussten wir jetzt innerhalb weniger Tage – innerhalb von zwei, drei Wochen – völlig neu denken und neu konstruieren. Das ist uns gelungen, mit großartiger Unterstützung durch unsere Partner konnten wir weitermachen. Deswegen blicken wir jetzt auf eine erfolgreiche Expedition zurück und das ist fantastisch.

    Wie hat das Zusammenleben und –arbeiten mit so unterschiedlichen Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und Nationen an Bord funktioniert?

    (O-Ton 03:11) Das ist faszinierend und unheimlich stimulierend. Wir hatten Menschen aus 37 verschiedenen Nationen an Bord – eine internationale, eine vibrierende, internationale Atmosphäre – die alle an dem gemeinsamen Ziel gearbeitet haben, das Klimasystem besser zu verstehen. Das zeigt, wie weltweit wichtig diese Aufgabe ist, die wir uns da vorgenommen haben. Das kann man nur als eine Zusammenarbeit zwischen allen Ländern dieser Erde machen. Es hat aber auch eine wunderbare Atmosphäre an Bord zur Folge gehabt: international. Menschen aller Herren Länder waren dabei mit ganz interessanten Gesprächen, während wir im Eis gearbeitet haben.

    Können wir den Klimawandel noch stoppen? Ihre persönliche Einschätzung.

    (O-Ton 03:53) Wir können den Klimawandel natürlich nicht von heute auf morgen stoppen, aber wir müssen jetzt alles daransetzen, ihn so schnell wie möglich zu verlangsamen. Wenn wir auch nur annähernd so weitermachen wie in den letzten Jahrzehnten, wenn die Erwärmung unseres Planeten so fortschreitet, dann wird die Arktis im Sommer in Zukunft in wenigen Jahrzehnten eisfrei werden. Das Antlitz unseres Planeten wird sich verändern: Statt einer weißen Eiskappe (von oben betrachtet), hat unser Planet dann einen dunklen Ozean. Das hat gewaltige Auswirkungen auf Wetter und Klima, auch hier in den Breiten, wo wir leben. Und dieses faszinierende Ökosystem, die Basis alter Kulturen und auch eine Umgebung, die wichtig ist für das Leben der indigenen Gesellschaften in der Arktis, wird dann verschwinden. Wir sollten alles dafür tun, um das zu verhindern.

Interview mit Producer und Regisseur Philipp Grieß

  • Porträt Philipp Grieß, Producer und Regisseur bei UFA Show & Factual | rbb/UFA Show & Factual
    rbb/UFA Show & Factual
    7 min

    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Producer und Regisseur Philipp Grieß

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  • Porträt Philipp Grieß, Producer und Regisseur bei UFA Show & Factual | rbb/UFA Show & Factual
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    Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Producer und Regisseur Philipp Grieß

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  • Expedition Arktis - Ein Jahr. Ein Schiff. Im Eis. - Producer und Regisseur Philipp Grieß über den Film

    Transkript des Interviews

    Wie kam die UFA zur MOSAiC-Expedition?

    (O-Ton 00:10) Ja gut, jede große Reise beginnt mit einer anderen Reise. Nico Hofman hatte das irgendwie geahnt, dass da etwas Großes passiert, und mich in die Antarktis geschickt, also genau auf die andere Seite der Kugel. Dort traf ich Professor Antje Boetius, Markus Rex, einen Expeditionsleiter, die „Polarstern“ war vor Ort. Das war quasi die Vorbereitungsreise der „Polarstern“ für diese große Expedition. Im Frühjahr 2019 habe ich dann auch gesehen, was dort passieren wird, man hat sich zusammengesetzt und zum Glück ist man auch zusammengekommen, um das Ganze dann ins Bild zu setzen.

    Welchen Stellenwert nimmt das Projekt innerhalb der UFA ein?

    (O-Ton 00:50) Für die UFA ist das natürlich ein ganz spannendes Leuchtturm-Projekt, dass man sagt, wir gehen jetzt auch auf den Markt der High-End-Doku. Wir können das als exklusiver Bewegtbild-Produzent an Bord umsetzen, wir haben die Bilder, um die einem internationalen Publikum durch unsere Parte bei Fremantle auch in die Welt zu tragen. Es ist zudem ein ganz spannendes Projekt auch für die Bertelsmann Content Alliance, die dabei sind, und so bekommt diese Expedition, die zehn Jahre in der Vorbereitung brauchte, hoffentlich auch den medialen Stellenwert, den sie verdient.

    Sie waren selbst an Bord der „Polarstern“. Was war ihr prägendstes Erlebnis?

    (O-Ton 01:26) Naja, die „Polarstern“ ist ja die „Grande Dame“ der deutschen Polarforschung. Das ist ja der Eisbrecher, das Forschungsschiff, das ganz viel Geschichte vereinigt und viel Forschung gemacht hat, viel großartige Forschung. Das ist schon erhebend, mit diesem Schiff aufzubrechen von Tromsø aus und in die Arktis zu fahren und nicht zu wissen, wo man eigentlich dann landen wird. Am Anfang ging es ja darum, eine Scholle zu finden. Und mit diesem Team, auf diesem Schiff, mit der Besatzung, die so viele Jahre und Jahrzehnte an Erfahrung versammelt, diese Aufgabe anzugehen war schon sehr berührend.

    Also ich bin es ja nicht schon mal gewohnt, mit einem Eisbrecher durch die Arktis zu fahren, das ist schon mal besonders. Und überhaupt nicht gewohnt war ich es, auf Meereis zu laufen. Das ist ja was Anderes, als wenn man auf dem zugefrorenen Wannsee unterwegs ist. Aber Meereis, das ist ja im Endeffekt so eine weiße Fläche, und das ist einfach gefrorenes Meerwasser. Da tritt man drauf und denkt nach ein paar Stunden „Naja geht doch, das ist ja fast so ein bisschen wie auf echtem Land laufen“. Es kam nach vier Tagen, da ging nämlich so ein markerschütterndes Geräusch, das war da und neben mir tat sich ein Riss auf. Und dann guckt man auf vier Kilometer Wassersäule und einen eiskalten Ozean und man merkt eigentlich, wo man überhaupt unterwegs ist und dass das hier nicht so ganz normal ist, was man da tut. Ich hab davon geträumt und ich hab es aber, glaube ich, auch verarbeitet. Ich würde gerne wieder hin.

    Was waren die größten Herausforderungen für Sie als Producer?

    (O-Ton 02:55) Das ist ja ein ganz spannender Ansatz, den wir mit diesem Film leisten können, dass wir wirklich dabei sind, wenn Forschung entsteht. Wir sind 380 Tage an Bord, so lange wie die Expedition geht. Wir leben mit den Wissenschaftlern zusammen, wir gehen mit denen zusammen aufs Eis, wir rennen zusammen vor den Eisbären weg, und da entsteht eine ganz eigene Nähe, eine ganz eigene Intensität der Berichterstattung. Und das ist auch wirklich dem AWI zu verdanken, dass sie den Mut haben zu sagen, „wir nehmen ein Filmteam mit an Bord und lassen uns begleiten“. Man will sich ja nicht immer bei seiner Arbeit auf die Finger schauen lassen, vor Allem nicht, wenn man etwas herausfindet. Man weiß ja vorher nicht, was genau passiert. Es gibt Pläne, es gibt Forschungsansätze, es gibt Hypothesen, aber wie es dann am Ende wirklich läuft in dieser hochschwierigen und auch lebensgefährlichen Umgebung, das kann man bis zum Ende nicht voraussehen. Und da zu sagen, „wir haben den Mut, wir nehmen ein Filmteam mit, wir lassen die auch dabei sein und draufgucken, was wir dort tun“, das ist super. Das ist aber auch der Weg, wie Wissenschaft gezeigt werden muss. Wir müssen verstehen, wie die arbeiten, wie die Wissenschaft arbeitet, um auch das notwendige Vertrauen in die Ergebnisse zu haben.

    Wie haben Sie unter diesen Bedingungen produziert?

    (O-Ton 04:10) Es hat ein paar Superlative und eine Menge „firsts“. Die Produktion von „Expedition Arktis“ war herausfordernd wegen drei Dingen eigentlich: Die Dunkelheit am Anfang, die Kälte und, als Drittes, die Länge der Expedition an sich. Dunkelheit kann man ästhetisch lösen, das haben die Kollegen an Bord hervorragend gemacht, Kälte... bis Minus 20, sagt jeder Hersteller, läufts, da oben hat es teilweise Minus 50, da sagt dir keiner mehr, dass es funktioniert. Also haben wir einfach ein bisschen mehr mitgeschickt. Eine Tonne, sogar ein bisschen mehr als eine Tonne, an Equipment, alles mindestens zweifach, dreifach, vierfach. Wir haben viel improvisiert, wir haben viel gelernt in den ersten Tagen, Wochen. Vieles hat also am Anfang nicht funktioniert, aber man findet Mittel und Wege. Und auch da kommt die Besatzung der „Polarstern“ wieder mit rein, die mit Rat und Tat zu Seite steht und Dinge auch mal wieder zusammenbaut, wenn sie auseinandergebrochen sind. In der Kälte bei Minus 30 Grad brechen Kabel – da fängt es schon mal an. Wir haben Lösungen gefunden, Akkus gingen auch, Speicherkarten haben auch funktioniert... wobei es eine eigene Herausforderung ist, Daten solange zu speichern. Wir haben 1,2 Petabyte an Datenspeicher dabeigehabt, die können nur alle drei Monate zurückgebracht werden, weil wir natürlich auf die Logistik der Expedition angewiesen sind und nicht über Satelliten senden können. So musste man eigentlich für jedes Problem es erstmal identifizieren und eine eigene Lösung finden und konnte sehr wenig auf Erfahrungen zurückgreifen, sondern man musste es selbst finden.

    Was erwartet den Zuschauer in „Expedition Arktis“?

    (O-Ton 05:50) „Expedition Arktis“ ist ein Film, der sehr nah dran ist an einer Welt, die man sonst nicht kennt. Eigentlich an zwei Welten: Einmal die Arktis, ein Ort, den es so bald nicht mehr geben wird und an dem auf die Art und Weise noch nie gedreht wurde. Zum Zweiten sind wir ganz nah dran an einer Schlüssellochperspektive auf eine Wissenschaft, die sonst im Verborgenen passiert. „Expedition Arktis“ ist die nördlichste Langzeit-Doku der Welt, sowas gabs noch nicht. Es hat noch kein Filmteam die Polarnacht kurz vor dem Nordpol verbracht. Wir werden eine Arktis sehen, die es bald nicht mehr geben wird; das sind die letzten Bilder, die wir davon sehen werden. Wir sind unterwegs mit einer Expedition, der größten Arktisexpedition aller Zeiten, die mit dem deutschen Eisbrecher „Polarstern“ dort hochgefahren ist und dort ein ganzen Forschungscamp, ein Observatorium aufs Eis gesetzt hat. Wir erleben, was es heißt, zu forschen unter diesen Bedingungen. Bei Minus 50 Grad und kompletter Dunkelheit den Ozean zu erforschen, die Atmosphäre zu erforschen, das Eis zu erforschen. Wir sind mit dem Eis ein Jahr auf Reise, um zu verstehen, was dieser Ort da oben, dieser vermeintlich ferne, eiskalte Ort mit unserem Leben hier zu tun hat.

    Können wir den Klimawandel noch stoppen? Ihre persönliche Einschätzung.

    (O-Ton 07:08) Was ich als Filmmacher beobachten durfte, ist, dass wir unsere Meere mit Plastik versaut haben, wir stehen einem gigantischen Artensterben bevor, wir haben die Atmosphäre vollgemüllt. Den Klimawandel stoppen? Das können wir sicher nicht mehr. Wir können ihn aber gestalten. Ich denke, wir haben noch die Chance, ihn abzumildern. Wir haben die Chance, faktenbasiert damit umzugehen, was passieren wird, und uns darauf einzustellen, dass wir unseren Kindern und Kindeskindern vielleicht eine Welt hinterlassen, mit der sie noch umgehen können. Also sollten wir in die Puschen kommen und darauf hören, was dort oben erforscht wird.

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    Regisseur Volker Heise: Was macht den Film besonders?

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    Regisseur Volker Heise: Schockierende Funde ...

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    Regisseur Volker Heise: 2. Weltkrieg und Corona

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