Tatort: Das Opfer - Der Hauptdarsteller und seine Rolle
Mark Waschke spielt Kriminalhauptkommissar Robert Karow
Karow kommt aus einem bürgerlichen Elternhaus in Pankow. Er besitzt ein ausgeprägtes visuelles Gedächtnis, das andere erstaunt und ihm in seiner Arbeit Erkenntnisse liefert, die selbst Kollegen verblüffen. Er verfügt über eine hohe Abstraktionsfähigkeit und ein brillant logisches, beängstigend schnelles Denkvermögen. Anders als Nina interessieren ihn nicht Einzelschicksale, sondern große Zusammenhänge. Er hat einen ausgeprägten Sinn für Ironie und absurden Humor, aber auch einen melancholischen Wesenszug – gepaart mit der Fähigkeit, schwer vertrauen zu können. Karow lebt allein. Nicht zuletzt, um als Kriminalbeamter nie erpressbar zu sein. Doch er genießt seine Freiheiten und lässt nichts anbrennen. Männer und Frauen gleichermaßen zu lieben, ist für ihn selbstverständlich, ihn interessieren Menschen jenseits von Herkunft oder Geschlecht. Doch der Tod seiner Kollegin Nina Rubin hat ihn schwerer getroffen, als er zugibt. Ein Beben, das nachwirkt, ihn dünnhäutiger, aber auch empathischer macht. Als dann auch noch sein Jugendfreund, an den er lange nicht gedacht hat, tot als verdeckter Ermittler aufgefunden wird und Karow auf eigene Faust beginnt, dessen Tod aufzuklären, treten weitere Erschütterungen seines Lebens zutage. Der Verlust dieser beiden Menschen wird ihn nachhaltig verändern.
Mark Waschke im Interview
Hatten Sie eine besondere Herangehensweise an diese Geschichte, in der sie "solo" unterwegs sind, und zusätzlich zu den beiden persönlichen Verlusten sowohl mit einem komplexen Fall als auch mit einer schmerzhaften Vergangenheit konfrontiert werden? Gab es etwas, das für Sie von Anfang an im Zentrum stand?
Für mich war die Herangehensweise eine sehr körperliche. Im Körper sind alle unsere Verhaltensweisen, unsere Begierden und Sehnsüchte eingeschrieben, all die Widersprüchlichkeiten, die unser Leben bestimmen. Wie auch schon in "Meta" hat Erol Yesilkaya hier ein Buch geschrieben, was mich als Robert Karow an meine Grenzen und darüber hinaus bringt. Da, wo wir nicht hinschauen wollen, liegt meistens der Hase im Pfeffer. Nach dem Tod seiner Kollegin ist er auf sich selbst zurückgeworfen, und da schaut er nicht gerne hin, dass macht was mit ihm, körperlich, das wirft ihn aus der Bahn, doch er spürt intuitiv, dass auch die Lösung gleichzeitig dort verborgen liegt. Im Trauma selbst liegt auch oft irgendwo versteckt der Schlüssel, der Weg für dessen Heilung.
Auf eine sehr stimmige Weise konnten wir hier mit dem Entblättern der Geschichte, mit diesem Trip, dieser manischen Suche nach sich und dem Anderen und nach dem Anderen in sich, auch wieder zeigen, wie das Persönliche und das Gesellschaftliche stets eng ineinander verwoben sind. Private Entscheidungen haben politische Dimensionen und umgekehrt und das Schlachtfeld der Auseinandersetzungen ist hier zuallererst der Körper.
Mussten Sie die Figur Robert Karow für sich neu erarbeiten oder verändern, und was bedeutet dieser Film für den weiteren Weg von Karow und für seine Fans?
Die Figur entwickelt sich ja eh mit jeder Geschichte weiter, die Situationen, in die Robert Karow geworfen wird, machen was mit ihm, in diesem Fall hinterlassen Sie auch körperliche Spuren, so dass er buchstäblich hinterher ein anderer ist als vorher. Wie hat irgendwer mal so schön gesagt: Die einzige Kontinuität, die ich in meinem Leben ausmachen kann, ist der ständige Wandel. Insofern dehnt sich das Karow-Universum durchaus in einige Richtungen aus, von denen er vorher nicht mal was geahnt hat.
Und doch geht das Leben natürlich auch weiter, demnächst wird er gemeinsam mit einer neuen Kollegin ermitteln, und es wird sich dann zeigen, wie er sich nach der kathartischen Erfahrung im "Opfer" wieder neu zusammensetzt.
Biografie Mark Waschke
Mark Waschke, 1972 in Wattenscheid geboren, studierte in Berlin an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Er gehörte zum Ensemble der Schaubühne Berlin und spielte unter anderem am Deutschen Theater Berlin, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und an der Schaubühne am Lehniner Platz. 2008 spielte er die Hauptrolle im Film "Die Buddenbrooks", wofür er 2009 als Bester Hauptdarsteller in der Kategorie "Fernsehspiel" beim RomaFictionFest ausgezeichnet wurde. Es folgten u. a. die Filme "Unter dir die Stadt" (2009), "Fenster zum Sommer" (2011) und "Unsere Mütter, unsere Väter" (2013). Für seine Rolle in "Habermann" (2010) erhielt er den Bayrischen Filmpreis in der Kategorie "Bester Darsteller". Seit 2015 ist er als "Tatort"-Kommissar Robert Karow im Einsatz. Von 2017 – 2020 spielte er in "Dark", der ersten deutschen Netflix-Original-Serie, die Rolle von Hanno Tauber. Außerdem stand Mark Waschke für die Sky-Serie "8 Tage" und für den ARD-Fernsehfilm "Zwischen zwei Herzen" vor der Kamera sowie für die Kinoproduktion "Was uns nicht umbringt" (Regie: Sandra Nettelbeck), die 2018 Weltpremiere auf dem 71. Locarno Film Festival Premiere feierte. "Eine fremde Tochter" (Regie Stefan Krohmer, 2019) und die Mini-Serie "The Billion Dollar Code" (Regie Robert Thalheim, 2020) sind zwei weitere Projekte, in welchen Waschke zu sehen war. Im September 2021 stand er für den Kinofilm "Die drei ??? – Das Erbe des Drachen" vor der Kamera.
Weitere Informationen: https://players.de/actors/mark-waschke/vita/