Tagung zu Bebauungsplan - Tesla will trotz Stellenabbaus in Grünheide wachsen

Mi 24.04.24 | 16:22 Uhr
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Tesla in Grünheide
Audio: Antenne Brandenburg | 24.04.2024 | Torsten Glauche | Bild: rbb

400 Stellen will Tesla wil in Grünheide abbauen. Das Werk soll trotzdem wachsen. Nach einer Bürgerbefragung wurden die Pläne noch einmal überarbeitet. Jetzt hat das Unternehmen unter den Bebauungsplan mit Anwohnern und anderen diskutiert.

Der US-Autobauer Tesla möchte an seinem einzigen europäischen Standort Grünheide (Oder-Spree) wachsen - auch wenn 400 Stellen abgebaut werden sollen. Das sei kein Widerspruch, da der Stellenabbau der derzeitigen Marktsituation geschuldet sei, sagte Tesla-Projektleiterin Theresa Eggler am Dienstagabend, wenige Stunden nach Bekanntwerden, dem rbb.

"Es gab jetzt sehr kurzfristig diese Unternehmensentscheidung aufgrund der aktuellen Marktlage gerade im Elektroautomobil-Segment", so Eggler weiter. "Und dieser Bebauungsplan hier, beziehungsweise auch unser Plan zum Güterbahnhof, der mittel- bis langfristig ist, hat absolut nichts damit zu tun, dass wir jetzt gerade die Situation auf dem Markt haben."

Eggler äußerte sich am Rande neuer Beratungen in der Gemeinde zu einem überarbeiteten Bebauungsplan. Der Plan beinhaltet auch eine Geländeerweiterung des dortigen Tesla-Werks. Vertreter von Landesbehörden, des Kreises, der Deutschen Bahn und des US-Elektroautobauers informierten dazu öffentlich die Anwohner und Gemeindevertreter, die letztlich über die Aufstellung des Bebauungsplans entscheiden müssen.

Nach Bürgervotum: Mehr Wald soll bleiben

Für das langfristige Wachstum sei der Bebauungsplan wichtig, heißt es vom Unternehmen weiter. Die im Bebauungsplan definierten Erweiterungspläne, hatte Tesla zuvor reduziert. Nicht wegen der angesprochenen Marktsituation, sondern um einer Einwohnerbefragung von Ende Februar Rechnung zu tragen.

Damals hatte eine Mehrheit der Grünheider Anwohner die Pläne abgelehnt, um beispielsweise großflächige Waldrodungen zu verhindern. Tesla-Vertreterin Eggler sagte dazu: "Wir respektieren hier das Bürgervotum und haben in Bezug darauf auf sehr große Flächen verzichtet, damit eben trotzdem auch der Infrastruktur-Ausbau in Grünheide voranschreiten und entsprechend weiterentwickeln kann, und die verkehrliche Entlastung hier abnimmt."

Das bestätigt auch Birgit Flügge von der Landesentwicklungsgesellschaft Brandenburg, die die Gemeinde Grünheide bei der Erstellung des Bebauungsplans unterstützt. Der nun angepasste Plan berücksichtige die angesprochenen Bedenken der Grünheider, so Flügge. "Es hat sich vor allem verändert, dass wir im Vergleich zum ersten Entwurf jetzt knappe 50 Hektar Wald erhalten, die vorher Industrie- beziehungsweise Gewerbegebiet gewesen wären. Das ist eigentlich die entscheidende Veränderung an der ganzen Geschichte, also neues Planungsziel für den Bebauungsplan 60 ist maximaler Walderhalt."

Bereits im März hatte der Grünheider Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) bestätigt, dass nicht mehr 100 Hektar Wald, sondern nur rund die Hälfte davon gerodet werden soll.

Infrastruktur-Projekte sollen kommen

Gleichzeitig sollen wichtige Projekte, die bereits Teil des letzten Bebauungsplanes waren, weiterhin ermöglicht werden, sagt Flügge weiter. Dazu zählt etwa der Neubau des Bahnhofs Fangschleuse oder einer neuen Landesstraße zur Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene.

"Das sind die Verkehrsprojekte, die perspektivisch zur Entlastung der vorhandenen Infrastruktur wichtig sind, für die Bürger, die Werksentwicklung und letztendlich auch für die Umwelt", so Flügge.

Bahn: Nur Zeitfenster bis 2026

Gleichzeitig dränge die Zeit. Bis Ende des Jahres müsse ein Beschluss erzielt werden, sagte Peter Schulze, Bahn-Projektleiter für den neuen Bahnhof Fangschleuse und die Anbindung des geplanten Tesla-Güterbahnhofs. Ansonsten drohe eine Verzögerung um vier Jahre. "Wir haben eine Bauzeit von zwei Jahren vorgesehen", so Schulze weiter. "Wenn dieses Bauvorhaben aber nicht bis Ende 2026 zu Ende gebracht werden kann, dann können wir das auch nicht beginnen, weil in den Jahren 2027 und 2028 wegen übergeordneter Bauvorhaben im Netz auf dieser Strecke keine Sperrpausen zur Verfügung stehen."

Ein Baustart sei so erst 2029 möglich. Die angestrebte Entlastung der Straße würde dann frühstens 2030 erfolgen, so Schulze weiter. Das sei keine Drohung, sondern ein Fakt, wie er in der Diskussion am Dienstag betonte und den auch Birgit Flügge von der Landesentwicklungsgesellschaft bestätigt.

Regierungssprecher lobt sachliche Diskussion

Die Sitzung samt Diskussion der rund 70 Teilnehmenden in Grünheide dauerte insgesamt circa vier Stunden. Die öffentliche Beratung und Information dazu bewertete der Brandenburger Regierungssprecher Florian Engels positiv: "Das haben die Behörden und Tesla sehr gut gemacht. Sehr transparent und klar. Es gab kritische Nachfragen von einigen der Gemeindevertreter, die auch berechtigt sind. Aber alle Beteiligten haben sehr vernünftig und sehr gut bis in Details zum Beispiel von einzelnen Baumpflanzungen berichtet."

Weitere Planungen sind denkbar

Die Beratungen zu dem angepassten Bebauungsplan soll in der Mai-Sitzung der Gemeindevertreter fortgeführt werden. Dabei werden auch mehrere Anträge der Fraktion Bürgerbündnis Thema sein, die eine alternative Planungsvariante für das Gebiet eingebracht hat. Mit dieser soll noch mehr Wald erhalten bleiben.

Möglich wäre dies, wenn die Verbindung der Bahngleise Berlin-Frankfurt (Oder) zu dem von Tesla geplanten Güterbahnhof westlicher erfolgen könnte. DB-Projektleiter Peter Schulze zeigte sich zwar dankbar für die geleistete Arbeit zum Alternativvorschlag, gehe aber davon aus, dass dies nicht ohne eine negative Auswirkung auf den Verkehr des Regionalexpress 1 möglich wäre. Dennoch sollen dazu noch einmal Gespräche geführt werden.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.04.2024, 14:10 Uhr

Mit Material vonb Martin Krauß

35 Kommentare

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  1. 35.

    CATL stellt zwar auch diese Batterie her, ist selber aber kein Autoherstelle, sondern Zulieferer z.B. auch von Tesla und VW. Viel Spaß wenn Sie mit Durchschnitt 30 km/h die 1.000 km zurücklegen wollen, die die chinesische Verbrauchsnorm vorsieht, die noch lascher ist als der WLTP.

  2. 34.

    Als es noch den RIAS gab war das Leben nicht so hoffnungslos .

  3. 33.

    Kennste denkste, siehste Wossi, Sie gehen immer wieder schamlos mit bewusst falschen Zuordnungen der Ausgaben für die Infrastruktur hausieren und unterschlagen hier zudem, dass Tesla den Güterbahnhof bauen lassen will und damit auch bezahlen würde. Kein Wunder, dass Sie immer zu den letzten gehören. Sie sind aus Prinzip dagegen und an einer sachlichen Diskussion nicht interessiert.

  4. 32.

    Bitte verlieren Sie nicht aus den Augen, dass die Allgemeinheit bisher sehr hohe Ausgaben hatte und die Einahmen bzw. Lohnsteuer- u. Arbeitslosenentwicklung dies nicht rechtfertigen konnten (siehe Kennzahlen). Noch mehr öffentliches Geld, in einen von der Politik falsch gewählten Standort zu stecken ist kaufmännisch ein noch größeres Risiko als es jetzt schon ist. Sie erwarten immer. Ich zähle zusammen und sehe keine Einnahmeverbesserung der Steuern aus Gewinnen. Im Gegenteil. Aber wir sprechen nochmal, wenn Tesla die Steuererklärung gemacht hat. Sieht aber nicht gut aus, angesichts der Belastungen an einem falschen Standort mit zu wenig Gundwasser.

  5. 30.

    Aber wir wollen und weder ein Haus, noch ein Auto ans Bein binden. Wir werden auf Grund der angespannten Sitiuation hier in Grünai, das Land Richtung Finnland verlassen! For Ever!

  6. 29.

    Wer rechnen kann, kann sich leicht ein BEV anstelle eines neuen Verbrenner leisten. Mit dem im Unterhalt gesparten Geld, kann man sich dann ein ganzes Haus tief in der Lausitz kaufen, nicht nur ein halbes. Umweltfreundlich ist eh kein Auto, E-Autos aber doch deutlich umweltfreundlicher als Verbrenner.

  7. 28.

    Jaja - der achso Sparsame…Tesla ist doch jetzt schon der Verlierer! Heute wurde der neue Chinese/E-Auto vorgestellt: maximale Reichweite 1000km!!! Den hol ich mir!

  8. 27.

    Sie als überzeugter Nutzer asiatischer Verbrenner wollen einfach nicht verstehen, dass ein E-Auto selbst bei unserem Srommix bereits nach 50.000 km den CO2-Rucksack aus der Produktion abgebaut hat. Laut ADAC sind man zudem Mittelklasse mit denen dank geringer TCO auch noch Geld sparen. Preiswerte BEV für die Kompaktklasse sind mittlerweile auch schon vorgestellt oder zumindest angekündigt - s. Citroen und VW.

  9. 26.

    Sie als überzeugter Nutzer asiatischer Verbrenner wollen einfach nicht verstehen, dass ein E-Auto selbst bei unserem Srommix bereits nach 50.000 km den CO2-Rucksack aus der Produktion abgebaut hat. Laut ADAC sind man zudem Mittelklasse mit denen dank geringer TCO auch noch Geld sparen. Preiswerte BEV für die Kompaktklasse sind mittlerweile auch schon vorgestellt oder zumindest angekündigt - s. Citroen und VW.

  10. 25.

    „ Bis KWH fährt die S-Bahn; warum nicht Trassenerweiterung dort und somit keine Probleme auf der hoch belasteten RE-1 Strecke. ?“
    Ach echt jetzt, die RE1-Strecke ist höher belastet als die S-Bahn-Strecke?
    Vielleicht sollten Sie mal Ihren Diesel stehen lassen und Bahn fahren, dann merken Sie es selber!

  11. 24.

    Wer kann sich schon einen neuen TESLA leisten bei den Preisen da bekommt man ja fast ein halbes Haus das ist die E-Karre nicht Wert und umweltschonend ist auch keine E-Karre. Es geht wie immer nur ums Geld .

  12. 23.

    So ein BEV ist erst klimafreundlich wenn die Batterie den BLAUEN ENGEL hat und der Ladestrom aus Wind oder Sonne gewonnen wird. Der Abtransport sollte über die südliche Route erfolgen. ( Erweiterung dort bringt hier erforderliche Entlastung )

  13. 22.

    Sorry, man darf doch wohl mal anfragen ob außer den derzeitigen Teslaforderungen alsbald noch mehr davon an stehen werden. Ursprünglich war doch aber nur LKW-Abtransport angedacht. Aber mal eine andere Variante: Bis KWH fährt die S-Bahn; warum nicht Trassenerweiterung dort und somit keine Probleme auf der hoch belasteten RE-1 Strecke. ? Es wird so viel Geld verschleudert; dort wäre es gut an gelegt.

  14. 21.

    Sie wollen nicht verstehen, dass nur einzelne Kurzzüge hätten bedient werden können. Bei der Eisenbahn sind heutzutage aber deutlich länge Güterzüge üblich als die, die damals den Dienstkomplex bedient hatten. Im Schienenpersonenfernverkehr werden übrigens 98 % aller Personenkilometer elektrisch zurückgelegt, im Schienenpersonennahverkehr liegt der Anteil bei 83 % . Im Schienengüterverkehr liegt der Elektro-Anteil ebenfalls bei über 90 % .

  15. 20.

    Als Ex-Erkneraner und jetzt quasi Fastanwohner müssen Sie mich aber überzeugen, daß eine An- und Ablieferung des Werkes über die Straße besser ist, für die Anwohner, den Verkehrslärm, die Abgase, die Radler, die Ausflügler, usw....
    Und das können Sie einfach nicht.Mir fällt auch gerade keine Hauptabfuhrstrecke für Güterschienenverkehr in Europa ein, welcher nicht elektrifiziert ist.

  16. 19.

    Ich will nicht unhöflich sein, aber verstanden haben Sie nicht. Die 1. Änderung des B-Plans 13 sah in 2020 einen Güterbahnhof auf dem Erstgelände vor. Der könnte also längst stehen, das Verkehrschaos vermieden worden sein. Der Flächenhunger Teslas wird nie befriedigt sein, auch mit dem B-Plan 60 nicht. Die Elektrifizierung der Bahn: wir sind Fans des Bahnverkehrs und des Elektromotors, wenn er nicht batteriebetrieben ist. Aber: In Deutschland sind bisher nur 62 % des Schienennetzes elektrifiziert, den Rest befahren Dieselloks. Für das Ziel, bis 2030 75% zu erreichen, müssten 4500 km anstelle der geplanten nur 1100 km Oberleitungen bekommen. Vielleicht aber verstehe ich das ja nicht: Wald abzuholzen, um Klimaziele zu erreichen, die Elektrifizierung der Bahn aus Kostengründen zu stoppen aber Geld für die Förderung der BEV auszugeben (0,25%-Regel bis Anschaffungspreis 70.000 anstelle 60.000 €) widerspiegelt eine Logik, der ich nicht folgen kann.

  17. 18.

    fahren tun die Teslas jedenfalls überall, viele mehr als ID's oder BMW-Plagiate

  18. 17.

    Der Alternativvorschlag des Bürgerbündnisses ist unter www.moz.de ohne Bezahlschranke zu finden. Ich finde ihn toll, weil diese Variante nicht das Waldstück zerschneidet und eine minimale Erweiterung des Geländes vorsieht.

  19. 16.

    Tesla verkauft keine E-Autos, sondern Aktien. Bin gespannt wann das Kartenhaus zusammenbricht.

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