Livesschalte -
Rüdersdorf – ein Ort mit einer langen Geschichte, geprägt vom Kalkstein, der hier seit über 750 Jahren abgebaut wird. Der Stein aus dem Tagebau hat viele bekannte Berliner Bauwerke mitgestaltet und liefert auch heute noch Rohstoffe für das Zementwerk. Doch Rüdersdorf ist weit mehr als ein historischer Kalk-Ort. Es ist ein Ort, an dem Menschen leben, sich engagieren und für ihre Gemeinschaft etwas bewegen – so wie mit dem neuen Familienzentrum.
Seit Dezember 2023 gibt es in Rüdersdorf endlich einen Ort, der alle Generationen zusammenbringt. Das Familienzentrum, getragen vom Verein „Haus Kiebitz“, hat in einem Gebäude eröffnet, das einst „Möbel Rudolph“ und später einen Lagerverkauf beherbergte. Nun locken hinter den großen Schaufenstern vielfältige Angebote: Lerntreffs für Menschen ab 16 Jahren, die Deutsch lernen oder Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben, kreative Nachmittage, Spieleabende, Seniorenfrühstücke, Handykurse und sogar Stammtische für Alleinerziehende oder Zwillingseltern.
Einmal in der Woche wird das Zentrum mobil: Der Beratungsbus fährt nach Hennickendorf, Lichtenow und Herzfelde. Vor Ort bietet er Unterstützung bei Themen wie Bürgergeld, Sozialleistungen oder Schulden und hilft bei Anträgen und Formularen. Trotz der Begeisterung über das Zentrum ist die Finanzierung vorerst nur für ein Jahr gesichert – eine Herausforderung, die hoffentlich gemeistert wird.
Ein weiteres Herzstück von Rüdersdorf ist das Kulturhaus, das im Volksmund „Akropolis“ genannt wird. Es steht wie ein Tempel im Zuckerbäckerstil der Berliner Karl-Marx-Allee und gilt als eines der am besten erhaltenen DDR-Kulturhäuser. Doch hinter der prunkvollen Fassade bröckelt es gewaltig: Das Dach ist undicht, der Keller feucht, und seit Juli ist das Haus geschlossen. Sanierungen sind geplant, doch bislang ist nichts passiert – lange fehlte die Finanzierung.
Wie geht es weiter mit diesem Symbol der Rüdersdorfer Identität? Welche Pläne gibt es für die Sanierung, und wie viel bedeutet das Haus den Menschen vor Ort? Diese Fragen bewegen die Rüdersdorfer und wir schauen genauer hin.
Rüdersdorf zeigt sich als Ort voller Kontraste: zwischen der langen Geschichte des Kalksteinabbaus und der Frage, wie Kultur und Gemeinschaft in der Zukunft gestaltet werden können. Mit dem neuen Familienzentrum ist ein Schritt in die richtige Richtung getan – ein Treffpunkt, der Menschen zusammenbringt, unterstützt und Hoffnung schenkt. Ob auch das Kulturhaus bald wiederbelebt wird, bleibt abzuwarten. Fest steht: Die Menschen in Rüdersdorf wissen anzupacken – ob beim Bröckeln von Kalkstein oder den Herausforderungen des Alltags.
Drei Dinge über Rüdersdorf
Nummer EINS
Seit 750 Jahren wird hier Kalk gewonnen. In der Schachtofenbatterie machte man daraus Kalksandstein und baute damit das Brandenburger Tor oder das Olympiastadion.
Nummer ZWEI
Seit 1912 pendelt die Überlandstraßenbahn von Rüdersdorf über Schöneiche nach Berlin-Friedrichshagen. Sie ist die einzige Schmalspurstraßenbahn im Berliner Raum.
Nummer DREI
Akropolis von Rüdersdorf wird das Kulturhaus genannt. 1957 wurde es für die Arbeiterinnen und Arbeiter des Zementwerks erbaut. Es ist eines der am besten erhaltenen DDR-Kulturhäuser. Wegen Sanierungsarbeiten ist es seit diesem Sommer geschlossen.