
Schlaues in 100 Sekunden -
Das kennen viele: wenn man unter Druck steht oder gestresst ist, reagiert man in manchen Situationen gereizter oder aggressiver als sonst. Aber warum ist das so? Diese Frage zur menschlichen Impulskontrolle hat jetzt die Neurowissenschaftlerin Erica Ordali von der IMT School for Advanced Studies in Lucca (Italien) genauer untersucht. Ursächlich dafür ist offenbar die Erschöpfung unseres Gehirns.
Das Gehirn kann unsere Impulse nur eine begrenzte Zeit kontrollieren, denn das ist anstrengend und kostet Energie. Ist diese Selbstkontrolle erschöpft, fallen die für unsere Impulskontrolle zuständigen Hirnareale in einen schlafähnlichen Zustand – und wir werden aggressiver und unsozialer.
Was macht Stress mit uns?
Wenn wir unter Druck stehen, ist unsere Selbstkontrolle nach spätestens 45 Minuten dahin, bei einigen schon nach 10 Minuten. Unser Hirn hat unsere Gefühle nicht mehr im Griff.
Warum werden wir dann aggressiv?
Impulskontrolle erfordert geistige Anstrengung. Wenn der Akku alle ist, geben wir Instinkten nach und verhalten uns unbeherrscht - wie Urmenschen. Verdammt und zugenäht.
Wie wurde das untersucht?
An einer italienischen Hochschule haben Neurowissenschaftler menschliche Versuchskaninchen mit Entscheidungsaufgaben traktiert, die - einem Teil der Probanden - auch Selbstkontrolle abverlangten. Danach wurde in Spielen ihr Sozialverhalten getestet.
Was ist herausgekommen?
Versuchspersonen, die sich unter Stress auch noch beherrschen mussten, reagierten feindseliger. Ihre Hirnareale, die für Impulskontrolle zuständig sind – fielen in einen schlafähnlichen Zustand. – Ganz schön - schlau!
Funfact:
Kinder erlernen Impulskontrolle allmählich – so ab 3 Jahren - weil die verantwortlichen Hirnregionen noch nicht ganz entwickelt sind.
Was schlussfolgern wir?
Unter Stress vergessen wir uns und lösen Konflikte aggressiv. Verflixte Axt. Also: Wenn Leute pöbeln und im Supermarkt rempeln – können die Armen vielleicht nichts dafür. Vermutlich sind sie einfach nur erschöpft.
Beitrag von Matthias Finger