
Schlaues in 100 Sekunden -
Diese Situation kennen wir alle: Die Hauptmahlzeit war mehr als ausreichend, und obwohl wir eigentlich pappsatt sein müssten, haben wir trotzdem noch Lust auf ein süßes Dessert. Aber wieso ist das so? Ein internationales Forschungsteam unter Federführung des Kölner Max-Planck-Instituts für Stoffwechselforschung hat das nun an Mäusen erforscht - und den Grund herausgefunden.
Wenn wir Nahrung aufnehmen, werden bestimmte Neuronen aktiviert. Diese senden nicht nur Botenstoffe aus, die für das Sättigungsgefühl sorgen, sondern zugleich erzeugen sie ein körpereigenes Opiat, das ein Belohnungsgefühl erzeugt und uns zu weiterer Zuckeraufnahme verleitet. Der Mechanismus setzte in den Versuchen schon ein, wenn die Tiere Zucker nur wahrnahmen, ohne ihn zu essen. Auch bei Menschen befinden sich viele Opiat-Rezeptoren in der Nähe von Sättigungsneuronen.
Warum ist das so?
Fakt ist: Der Dessertmagen ist natürlich kein echtes Körperteil!
Und wer ist (nun) Schuld?
Das Gehirn - natürlich. Dort gibt es Nervenzellen, die uns nach einer Mahlzeit signalisieren: jetzt biste voll. Genau diese Zellen setzen auch Endorphine – also körpereigene Opiate - frei, wenn es Zucker gibt – egal ob wir satt sind oder nicht. Ganz schön schlau!
Was passiert (da)?
Süßes macht glücklich und ballert richtig rein! Das Belohnungssystem wird angeknipst und wir wollen noch mehr Zucker reinschaufeln – auch wenn wir platzen.
Wie wurde das nachgewiesen?
An Mäusen. Beim Menschen reagiert die gleiche, fürs Essverhalten verantwortliche Hirnregion auf Zucker. Neben Sättigungsneuronen liegen da auch viele Opiat-Rezeptoren. Von wegen: drogenfreies Leben.
Was hat sich die Natur dabei gedacht?
Reiner Zucker kommt in der Umwelt selten vor. Deshalb muss er weggespachtelt werden. Dass Zucker heute keine Mangelware mehr ist, wissen unsere Primaten-Gehirne nicht.
Funfact
Die Forscher liefern gleich eine Entschuldigung mit, falls wir uns gefräßig vorkommen: Gegen die süße Versuchung nach einem üppigen Mahl können wir uns einfach nicht wehren. Hilfe, wir sind dem Dessertmagen ausgeliefert! Schließlich sind Drogen im Spiel – körpereigene versteht sich.
Beitrag von Matthias Finger